"Eine Mauer der Arroganz"

Interview Hans-Achim Peters, Vorsitzender des Fußball-Kreises Rees-Bocholt, lehnt die Zusammenlegung mit Oberhausen-Bottrop kategorisch ab. Er wirft dem Verband, dass schlüssige Argumente für die geplante Strukturreform fehlen und es keine Kommunikation gibt.

Niederrhein Der Fußball-Kreis Rees-Bocholt will mit seinen Vereinen bei einer Informationsveranstaltung, die am Donnerstag, 30. Juni, 19 Uhr, in der Gaststätte Buschmann beginnt, sein weiteres Vorgehen bei der geplanten Strukturreform des Verbandes Niederrhein (FVN) abstimmen. Bekanntlich soll die Zahl der Kreise von 14 auf acht reduziert werden. Der neueste Vorschlag sieht vor, den Kreis Rees-Bocholt mit dem Kreis Oberhausen-Bottrop sowie den Vereinen aus dem Bereich Dinslaken-Voerde-Hünxe zusammenzulegen. Das Ergebnis wäre ein Fußball-Ungetüm mit 114 Vereinen und rund 1300 Mannschaften. Das lehnen Hans-Achim Peters, Vorsitzender des Kreises Rees-Bocholt, und seine Kollegen im Vorstand rigoros ab. RP-Sportredakteur Joachim Schwenk sprach mit ihm.

Mit welcher Marschrichtung gehen Sie in die Informationsveranstaltung?

Peters Wir werden die bisherige Entwicklung aus unserer Sicht darstellen und den Vereinen erklären, warum wir die Zusammenlegung mit dem Kreis Oberhausen-Bottrop kategorisch ablehnen. Ich habe unsere Gründe auch schon Walter Hützen, dem Präsidenten des FVN, in einem Brief mitgeteilt.

Welche Antwort haben Sie erhalten?

Peters Bislang keine.

Das ist nicht die feine englische Art?

Peters Ich habe den Eindruck, dass eine Mauer aus Besserwisserei und Arroganz bei diesem Thema in den vergangenen Wochen erst gar keine Kommunikation aufkommen lässt. Das mussten wir auch bei der Sitzung erfahren, bei der uns der Plan vorgestellt wurde, der eine Zusammenlegung mit Oberhausen-Bottrop vorsieht. Norbert Brunnstein, der Schiedsrichter-Obmann unseres Kreises, hat dort seiner Verwunderung Ausdruck verliehen, dass so etwas nicht vorher mit uns erörtert wurde. Die Antwort lautete nur lapidar, dass man nicht mit jedem sprechen könne. Das ist eine Friss-Vogel-oder-stirb-Politik, die für uns unakzeptierbar ist.

Sind die Argumente des Verbandes für die Reform für Sie schlüssig?

Peters Überhaupt nicht. Der Verband tönt von einer modernen und zukunftsfähigen Reform. Doch das sind alles nur plakative Aussagen, die inhaltlicher Anreicherung bedürfen. Das ist bis heute nicht geschehen. Die Rede ist immer davon, dass man auf den demografischen Wandel reagieren müsse. Das haben wir bei unserer bisherigen Arbeit doch schon beachtet. Aber die Probleme sind doch nicht alleine damit zu bewältigen, dass man größere Strukturen schafft. Auch in kleineren Einheiten könnten Mittel und Wege gefunden werden, dem Rechnung zu tragen.

Der FVN beharrt auf einer Reduzierung von 14 auf acht Kreise. Verstehen Sie, warum es nicht neun oder zehn sein dürfen?

Peters Nein. Und das ist der springende Punkt. Wer nicht diese Reduzierung auf acht Kreise mitmacht, verschließt sich nach Meinung des Lenkungsausschusses, der das alles erarbeitet hat, einer möglichen Reform. Doch neue, ökonomisch vertretbare Kreisgebilde, ob neun, zehn oder elf, können auch schon eine Reform sein. Das, was unbedingt notwendig ist, sollte man angehen. Aber man darf jetzt nicht mit Gewalt gewachsene Strukturen zerstören und ein Monstrum erschaffen, wie es mit unserem geplanten Kreis der Fall wäre.

Was sind Ihre Argumente gegen dieses Fußball-Ungetüm?

Peters Die Zusammenlegung würde zwei bisher funktionsfähige Kreise zerstören. Ich halte es für höchst zweifelhaft, dass der neue Kreis aufgrund riesiger Reisewege sowie unterschiedlicher Traditionen und Charaktere, hier die ländliche Seite und in Oberhausen großstädtisches Denken, zu managen wäre.

Es gibt einige Kreise, die wegen der geplanten Reform murren. Warum gibt es keinen geschlossenen Widerstand?

Peters Das wundert mich auch. Ich vermisse klare Worte aus anderen Kreisen. Nur weil Technokraten der reinen Mathematik Willen etwas Neues schaffen wollen, müssen wir da ja nicht mitmachen. Wir an der Basis sollten das Tun der Apparatschiks nicht so widerstandslos hinnehmen.

Haben Sie schon Reaktionen aus Ihrem Kreisgebiet gehört?

Peters Die Leute, mit denen ich gesprochen habe, haben nur ihr Unverständnis geäußert. Das gilt auch für meine Vorstandskollegen und die Mitglieder des Kreis-Jugendauschusses.

Was wollen Sie bei der Veranstaltung am 30. Juni erreichen?

Peters Es wird ein Mitglied des Lenkungsausschusses da sein, den wir unsere Bedenken vortragen werden. Und die Vereine sollen dem Kreisvorstand ihre Meinung sagen. Sie müssen ja auch entscheiden, wie unsere 16 Delegierten bei einem Verbandstag abstimmen sollen – für oder gegen die Reform.

Was machen Sie, wenn der Verband seine Pläne durchdrücken kann?

Peters Dann werde ich in dem neuen Kreis nicht mehr für ein Vorstandsamt zur Verfügung stehen. Und einige Mitarbeiter des jetzigen Kreises mit Sicherheit auch nicht.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort