Handball Ein echter Imageschaden

Seit einigen Wochen schwelen Manipulationsvorwürfe gegen den deutschen Handball-Abonnementsmeister THW Kiel. Bislang sind die Vorwürfe haltlos, einen riesigen Schaden hat die gesamte Sportart dennoch genommen.

Von einem schweren Manipulationsvorwurf wird der Handballsport derzeit erschüttert. Die Kieler Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Uwe Schwenker, Geschäftsführer des deutschen Abonnementsmeisters THW Kiel, wegen des Verdachts der Untreue und gegen den ehemaligen Trainer der "Zebras", Noka Serdarusic, wegen der Beihilfe zur Untreue. Auslöser waren unter anderem ein Bericht des "Spiegel" und Anschuldigungen, die aus dem Lager des Konkurrenten Rhein-Neckar Löwen, speziell von deren Gesellschafter Jesper Nielsen und Manager Thorsten Storm. Demnach soll der THW seit dem Jahr 2000 mindestens zehn Spiele in der ChampionsLeague verschoben haben. Ein Thema, das auch Handball-Trainer der Region beschäftigt.

Das wäre Rufmord

Für Werner Hillig, Trainer der Oberliga-Handballerinnen der SV 08/29 Friedrichsfeld, hat der gesamte Sport einen großen Imageschaden erlitten – unabhängig davon, ob die Anschuldigungen zutreffen, oder nicht. "Sollten sich die Anschuldigungen als Tatsachen erweisen, dann muss der ganze Vorgang lückenlos aufgedeckt werden", fordert Hillig. Noch schlimmer wäre es für Hillig allerdings, sollten sich die Anschuldigungen Nielsens als haltlos erweisen. "Das wäre ja reiner Rufmord. Den müsste man dann für alle Ämter sperren."

Als dramatisch stuft der Hiesfelder Werner Enders, aktuell Trainer des Oberligisten SF Hamborn 07, und einst mit dem OSC Rheinhausen und Bayer Dormagen in der Bundesliga aktiv, die Lage im Zusammenhang mit den Manipulationsvorwürfen ein. "Wenn sich das bewahrheitet, dann hat der Handballsport eine große Schramme davongetragen, das wird sich auch auf die unteren Klassen und Bereiche niederschlagen", ärgert sich Enders. Für Enders ist es aber wichtig, dass man eine saubere Lösung findet, in der alle Details aufgedeckt werden. "Ich mache mir bei so etwas auch immer Sorgen um die Sponsoren", blickt er auch über den Tellerrand hinaus, ehe er in seinem großen Erfahrungsschatz kramt. "Also ich kann mit Sicherheit sagen, dass es zu meiner Bundesliga-Zeit keine Bestechung gegeben hat."

Hart ins Gericht geht Karl-Rudolf Becker, Trainer der Regionalliga-Handballerinnen des TV Aldenrade, mit der Führungsetage des Deutschen Handballbundes (DHB), die er verantwortlich macht. "Die Kontroll- und Führungsfunktion beim DHB ist eine Katastrophe, das sieht man ja ganz deutlich bei all den Insolvenzen. Der Handball ist in einer schwierigeren Lage, als man es sich vorstellen kann, und leider wird die ganze Problematik auch auf die Amateurmannschaften durchschlagen. Die Regeln sind einfach zu schwammig", macht auch Becker einen irreparablen Schaden aus.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort