Fußball Der Alltag hat Linda Dallmann wieder
Hünxe · Die Hünxerin gewann mit der U20-Nationalmannschaft bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Kanada den Titel. Die Euphorie des unerwarteten Triumphs ist schon verflogen. Der Fokus liegt jetzt auf ihrem Verein in der Bundesliga.
Am Morgen nach dem Titelgewinn bei der Fußball-Weltmeisterschaft der Juniorinnen U 20 stand der Siegerpokal im Hotelzimmer von Linda Dallmann. Es war eine sehr kurze Nacht, in der es sich für die Hünxerin und ihre Zimmernachbarin Lina Magull gar nicht mehr lohnte, sich noch schlafen zu legen. "Wir haben im Hotel bis morgens durchgemacht. Im Laufe des Abends kamen die Französinnen, die Dritte geworden sind, noch dazu und feierten mit", sagt die deutsche Nationalspielerin, die mit dem DFB-Team in Montreal durch einen 1:0-Sieg nach Verlängerung im Finale gegen Nigeria überraschend Weltmeisterin wurde (RP berichtete).
Nach dem Party-Marathon in Kanada ging es für die 20-Jährige, die früher für den PSV Wesel spielte, nach der Rückkehr nach Deutschland munter weiter. DFB-Präsident Wolfgang Niersbach empfing mit DFB-Direktorin Steffi Jones und Frauen-Bundestrainerin Silvia Neid die Siegerinnen in Frankfurt und lud sie zum Frühstück ein. Für die größte Überraschung sorgten aber Lindas Eltern am nächsten Tag, als alle Freunde, die Familie und Nachbarschaft auf die Weltmeisterin zu Hause in Hünxe warteten.
"Leider ist die ganze Euphorie jetzt schon wieder verflogen", sagt die junge Fußballerin der SG Essen-Schönebeck knapp zehn Tage nach dem Titelgewinn. "Ich stecke schon wieder voll in meinem Trainingsalltag in Essen und mache momentan außerdem ein Praktikum in einer Praxis für Physiotherapie." Die Vorbereitung auf die Saison in der Bundesliga verpasste sie bei der SG Schönebeck zwar. "Doch jetzt liegt mein Fokus ganz auf dem Verein. Hoffentlich spielen wir eine bessere und konstantere Saison als zuletzt. Dass ich gleich zum Auftakt gegen den MSV Duisburg ohne Vorbereitung auflaufen durfte, freut mich besonders", sagt Dallmann. Sie feierte mit ihrem Team zum Auftakt einen 2:1-Sieg.
Der Alltag hat die 20-Jährige also schon wieder eingeholt. Dabei war sie einen knappen Monat mit dem DFB-Tross unterwegs und ging mit der Erwartung ins Turnier, Stammspielerin zu sein. Für Linda Dallmann blieb aber nur die Rolle der Reservistin, die sie akzeptierte. "Dass auch die Spielerin von der Bank gut mitgezogen und sich alle in den Dienst des Teams gestellt haben, war unser Erfolgsgeheimnis. Jede nahm ihre Rolle an und gab alles für die Mannschaft", sagt die Hünxerin.
Mit dem Titelgewinn hatte sie im Vorfeld nicht gerechnet. "Ich bin mit gemischten Gefühlen in die WM gegangen, weil gesetzte Spielerinnen gefehlt haben und wir im Vorfeld mit einer neuen Abwehr viele Gegentore kassiert haben. Aber der Teamgeist schweißte uns zusammen. Je länger das Turnier dauerte, desto stärker wurde der Glaube an die Mannschaft. Und umso größer war auch die Freude über den Titel", sagt Linda Dallmann. Für die Hünxerin gibt's weitere Parallelen zum Erfolg des Löw-Teams in Brasilien: "Wir hatten einen ähnlichen Turnierverlauf. Und bei beiden Mannschaften haben ja Einwechselspieler im Finale das entscheidende Tor in der Verlängerung geschossen."
Am kommenden Mittwoch steht für die Weltmeisterin ein Empfang im Hünxer Rathaus an. Danach kann sie sich dann ganz auf den Fußball in Essen und ihre weitere Zukunft konzentrieren: "Ich habe gerade mein Abitur gemacht und werde im nächsten Jahr vielleicht Sportwissenschaft studieren." Dallmanns Ziel: "Ich möchte einmal Lehrerin werden."
