Dem Sohn zuliebe

Neun Jahre lang hütete Heribert Macherey das Tor des MSV Duisburg. Nun coacht der frühere Profi die A-Jugend-Kicker der SV 08/29 Friedrichsfeld. Zum Trainerdasein kam der heute 51-Jährige wie viele Väter.

Sohn Marvin kickte in der F-Jugend der SV 08/29 Friedrichsfeld, der Verein suchte Hände ringend nach einem Trainer für die Kinder. Also stand kurz darauf der ehemalige Torwart des MSV Duisburg auf dem Trainingsplatz. „Der erste Tag war sehr komisch“, erinnert sich der heute 51-Jährige, „da soll man sich vorne hinstellen und den Kindern was erzählen.“ Da habe die Erfahrung der aktiven Karriere nur bedingt geholfen.

Noch heute trainiert Heribert Macherey die Mannschaft, in der sein Sohn spielt. Mittlerweile ist es die A-Jugend der „Vereinigten“. Nach einem Jahr ohne die höchste Altersklasse im Jugendbereich stellt die SV 08/29 wieder ein Team in der Normalgruppe. Und der Coach hat sich und seinen Schützlingen die Qualifikation zur Aufstiegsrunde als Minimalziel gesetzt. „Wir sind eine gute Gemeinschaft. Und die Jungs haben das Zeug dazu.“ Das deuteten die Friedrichsfelder bereits im Pokal an, wo sie den SC 26 Bocholt mit 4:0 von der Platte putzten. Um Punkte geht es erstmals morgen gegen Grün-Weiß Flüren am heimischen Tannenbusch.

Zuletzt legte der Ex-Profi eine zweijährige Pause als Trainer ein. „Nach fünfeinhalb Jahren sollten die Jungs mal ein anderes Gesicht kennenlernen“, dachte sich Macherey. Doch wie es nun mal ist: Mit dem neuen Trainer kam die Mannschaft nicht zu Recht. „Mein Sohn kam nach dem Training abends nach Hause und knurrte: Wir mussten nur Runden laufen.“ Auch ohne Trainerausbildung wusste der Papa: „So geht’s natürlich nicht. Ich versuche, über das Spielerische zu kommen.“ Ohne Disziplin und Teamgeist gehe es allerdings nicht: „Das steht bei mir absolut im Vordergrund. Das geht bei 18 Jugendlichen auch nicht anders.“ Dem Nachwuchs kann er auch alles noch selbst vormachen. Und das, nachdem er vor vier Jahren eine Operation über sichergehen lassen musste, bei der ihm ein Tumor aus dem Oberschenkelknochen entfernt wurde.

„Die Familie hat gelitten“

In der Jugendarbeit fühlt sich Heribert Macherey wohl. „Ich kann mir nicht vorstellen, die Senioren zu trainieren.“ FriedrichsfeldsBezirksliga-Trainer Norbert Schmiedner müsse sich keine Sorgen um seinen Posten machen. Nach der aktiven Zeit sei der Fußball überhaupt in den Hintergrund getreten, so Macherey: „Die Familie hat unter der Profikarriere gelitten.“ Und ums Geld geht es ihm auch nicht. Auch während er für den MSV zwischen den Pfosten stand, verlor er die berufliche Perspektive nie aus den Augen. Heute ist Macherey bei den Stadtwerken Duisburg angestellt.

So verwundert es auch nicht, dass der gebürtige Oberhausener heute keine engen Kontakte mehr zu den Zebras pflegt. „Vor zwei Jahren habe ich Ferry Schmidt, Patrick Notthoff und die anderen zuletzt bei der MSV-Traditionself gesehen.“ Auch ins Stadion geht die frühere Nummer eins ungerne: „Ich bin zu unruhig, als dass ich 90 Minuten auf meinem Platz sitzen könnte.“

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema