Laufen Appell an die Vernunft

Bei einem Berglauf auf die Zugspitze ließen zwei Extremsportler am vergangenen Sonntag ihr Leben. Sie zollten dabei den krassen Bedingungen Tribut.

Doch derzeit kennt der Trend in vielen Disziplinen nur eine Richtung: "Höher, schneller, weiter". Doch wo ist das Ende der Fahnenstange?

Immer höher, immer schneller, immer weiter — und immer extremer. So lautet derzeit der Trend in etlichen Disziplinen, vor allem rund um die mit der Leichtathletik verbundenen Lauf- und Extremsportarten. Das dies große Gefahren birgt ist nicht erst seit dem Unglück beim Extremberglauf an der Zugspitze am vergangenen Sonntag bekannt, bei dem zwei Läufer den krassen Witterungsbedingungen zum Opfer fielen.

Drei Männer, drei Meinungen

Michael Keuten, 1. Vorsitzender von Marathon Dinslaken, und Reiner Podworni, 1. Vorsitzender der Triminators im TV Voerde, haben beide jahrelange Lauf-Erfahrung im Leistungsbereich, und auch Johannes Nißing, Pressesprecher Marathons kennt sich in der Szene bestens aus. Und dennoch teilen sie ganz unterschiedliche Ansichten, was das Streben nach Rekorden und immer größeren Extremen angeht.

"Es gibt keine Sportart, die rechtfertigt, dass so etwas passiert. Doch leider ist es eine Eigenschaft des Menschen, nach immer neuen Rekorden zu streben", so Nißing, für den aber derzeitige Maßstäbe noch lange kein Limit darstellen. "100 Kilometer sind etwa in einem Lauf eine Strecke, die man gut abschätzen kann", so Nißing. Auch Nißings "Vorgesetzter" Keuten weiß darum, dass "Höchstleistungen für Sportler das A und O" sind. Doch anders als Nißing sieht er die Grenzen erreicht. "Rein läuferisch ist ein Marathon sicher das Höchste der Gefühle, ein Ironman stellt sicher die generelle Grenze des Machbaren dar", so Keuten, der offen sagt, dass "wir Wettbewerbe wie ein Dreifach-Triathlon oder Langstrecken-Läufe durch Wüsten nicht brauchen."

Ganz anders als seine Vorredner sieht Podworni die Thematik: "Jeder Athlet ist sich der Gefahr bewusst, vor allem diejenigen, die untrainiert in Wettkämpfe gehen. Die Risiken muss jeder selbst abschätzen, zumal jeder Wanderer gewusst hätte, dass man für so einen Anstieg wärmere Kleidung braucht."

Einig sind sich indes alle Drei, dass die Sportler ein anderes Verantwortungsbewusstsein entwickeln müssen — und besser vorbereitet in Wettkämpfe gehen sollten. "Das kann nur ein Appell an die Vernunft sein", so Keuten.

(RP)
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