Hünxe/Wesel Spielsüchtiger Koch veruntreut 60.000 Euro

Hünxe/Wesel · Weseler Amtsgericht verurteilt Ex-Küchenchef eines Hünxer Gastronomiebetriebes zu einer achtmonatigen Bewährungsstrafe.

Ein 34 Jahre alter Koch ist am Montag vom Weseler Amtsgericht wegen Untreue in drei Fällen zu einer achtmonatigen Bewährungsstrafe verurteilt worden. Der Mann hatte gleich zu Beginn der Verhandlung unumwunden zugegeben, zwischen Herbst 2011 und Mai 2012 insgesamt mehr als 55 000 Euro aus der Kasse eines Hünxer Restaurants genommen zu haben, um damit seine Casino- und Spielothek-Besuche in der Region zu finanzieren. Außerdem überwies er 32 Mal 104 Euro an einen Online-Pokerspiel-Anbieter und erhielt dafür spezielle Wertkarten.

"Es gab Wochen, in denen ich 3000 bis 4000 Euro verspielt habe — aus Langweile und Einsamkeit. Heute sind es nur noch 20 bis 30 Euro pro Woche", sagte der spielsüchtige Angeklagte. Seiner Frau habe er sich Weihnachten 2011 offenbart. Da hatte er bereits 25 000 Euro verzockt. "Wir haben gemeinsam eine Lösung des Problems gefunden, indem ich von meinen Schwiegereltern ein Darlehen über 25 000 Euro bekommen habe. Das Geld habe ich dann in die Kasse des Restaurants zurückgelegt." Außerdem sei seine Frau in den ersten Wochen des Jahres 2012 abends zu ihm in den Betrieb gekommen, um die Tageseinnahmen abzuholen. "Doch eines abends rief sie an, dass sie nicht kommen werde. Ich könne das auch mal alleine schaffen, meinte sie. Aus lauter Trotz bin ich dann ins Casino gefahren und danach in einen wahren Strudel geraten."

Einige Monate später sei er nach dem Besuch einer Spielothek, in der er alles Geld verspielt hatte, nachts eine Stunde lang zu Fuß in seinen Kochschuhen nach Hause gelaufen. Da sei ihm klargeworden, "dass es so nicht weitergehen kann. Am nächsten Tag habe ich meinem Geschäftsführer dann alles gebeichtet. Meinen Vorschlag, dass ich mich bei der Polizei selbst anzeigen werde, hat er aus Angst um das Image des Betriebes abgelehnt." Man habe dann eine Ratenzahlung vereinbart. Doch als der Geschäftsführer durch Zufall noch von den 32 Überweisungen erfahren habe, sei er wütend geworden und habe ihn doch noch bei der Polizei angezeigt.

Weil der Angeklagte seinem Ex-Chef seit gut einem Jahr monatlich 400 Euro überweist, er sich einer Therapie unterziehen will, und weil er ein umfassendes Geständnis abgelegt hat, folgte der Richter ("Positiv ist, dass Sie selbst den Ball ins Rollen gebracht haben") dem Antrag der Staatsanwältin, die eine achtmonatige Bewährungsstrafe gefordert hatte.

Der 34-Jährige hat trotz seiner Spielsucht einen neuen Arbeitgeber in Süddeutschland gefunden. Der wolle ihn für die Dauer der Therapie freistellen, sagte der Koch vor Gericht.

(RP)
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