Dinslaken/Voerde/Hünxe Kandidatur von Martin Schulz lässt Sozialdemokraten hoffen

Dinslaken/Voerde/Hünxe · Die Reaktionen der Sozialdemokraten in Dinslaken, Voerde und Hünxe fielen gestern teilweise nahezu euphorisch aus. Die Entscheidung ihres Parteichefs Sigmar Gabriel, auf die Kanzlerkandidatur zu verzichten und Martin Schulz den Vortritt zu lassen, kommentierten sie gestern einhellig positiv.

SPD-Kanzelerkandidatur von Martin Schulz lässt Sozialdemokraten hoffen
Foto: SPD

Für Dinslakens SPD-Vorsitzenden Reinhard Wolf war Gabriels Entscheidung allenfalls vom Zeitpunkt her überraschend. "Seit klar war, dass Martin Schulz von Europa in die Bundespolitik wechselt, war ich eigentlich davon überzeugt, dass er unser Kanzlerkandidat wird. Und ich bin - da mache ich aus meinen Herzen gar keine Mördergrube - sehr glücklich darüber, dass es auch so gekommen ist", sagte Dinslakens Spitzengenosse der Rheinischen Post. Er halte Martin Schulz einfach für den besseren Kandidaten.

Und weil viele Dinslakener Sozialdemokraten genau so dächten, sei er sicher, dass Schulz Kandidatur einen Motivationsschub für den Wahlkampf auslösen werde. Schulz sei zwar innenpolitisch noch nicht sehr in Erscheinung getreten, habe dafür aber den Vorteil, dass er "unverbraucht" antreten und Klartext reden könne.

Auch wenn er Schulz für den besseren Kandidaten halte, so Wolf, wolle er aber das Verdienst Gabriels um die SPD keinesfalls schmälern. Er habe viel für die Partei getan und sie in der großen Koalition gut geführt. Dass er nun auf die Kandidatur und den Parteivorsitz verzichte, ehre ihn umso mehr.

Auch der Hünxer SPD-Parteivorsitzende Jan Scholte-Reh zollte Gabriel großen Respekt: "Ich ziehe meinen Hut vor ihm. Er hat mich positiv überrascht. Mit dieser Entscheidung hat er sich einen würdigen Abgang verschafft." Scholte-Reh hatte eigentlich damit gerechnet, dass Gabriel antritt, aber auch er hält Schulz für den deutlich aussichtsreicheren Kandidaten. "Martin Schulz ist bodenständig, nicht abgehoben, und er spricht unser Klientel besser an", sagte der Hünxer Sozialdemokrat. Auch er glaubt fest daran, dass die Sozialdemokraten mit einem Kanzlerkandidaten Martin Schulz deutlich motivierter in den anstehenden Bundestagswahlkampf ziehen werden.

Genau wie sein Dinslakener Parteichefkollege hält es Scholte-Reh für möglich, dass diese neue Motivation schon bei der Landtagswahl fruchtet und Schulz der Partei einen Aufschwund verschafft. "Letztlich aber muss natürlich Hannelore Kraft die Nordrhein-Westfalen überzeugen", sagte Scholte Reh. Da sei er aber zuversichtlich.

Mit der gestrigen Entscheidung hatte Uwe Goemann, Fraktionschef der Voerder Sozialdemokraten, "so nicht gerechnet", wie er sagte. Er hatte sich in der Vergangenheit für Sigmar Gabriel als SPD-Kanzlerkandidaten ausgesprochen. Er sieht, dass ein personeller Wechsel vollzogen wird, dem er Positives abgewinnen kann, der für Bewegung sorgen wird. Der Status Quo werde nicht beibehalten.

"Ich glaube, dass Martin Schulz näher bei den Arbeitnehmern ist, mehr auf die Stimme des Volkes hört", so Goemann. Schulz könne als Kanzlerkandidat "richtig Wahlkampf machen", da er nicht in Regierungsverantwortung sei.

Zuversichtlich ist Goemann, die Basis für den bevorstehenden Bundestagswahlkampf motivieren zu können. "Wir wollen in Richtung der 30-Prozent-Marke." Und der Voerder Fraktionschef hofft, dass Martin Schulz der Mann ist, der die SPD dorthin führen kann.

(RP)
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