Spannende Diskussion SPD fühlt Europa-Kandidatin beim Roten Stammtisch auf den Zahn

Hünxe · Vor 40 Jahren wanderte Marion Nasskau nach Großbritannien aus. Seit acht Jahren lebt sie in Xanten. Die Hünxer SPD luden die Europakandidatin zur Diskussion ein.

 Marion Nasskau (64), Europa-Kandidatin der SPD, beim Straßenwahkampf.

Marion Nasskau (64), Europa-Kandidatin der SPD, beim Straßenwahkampf.

Foto: Dirk Neubauer

Der Liebe wegen war sie vor gut 40 Jahren nach Großbritannien ausgewandert, hat dort mit ihrem britischen Mann gelebt, Kinder groß gezogen und von der Freizügigkeit der Europäischen Union profitiert. Seit nunmehr acht Jahren leben die beiden bereits im linksrheinischen Xanten, erzählte die SPD-Europakandidatin für den Kreis Wesel, Marion Nasskau, ihren Zuhörern. Die Hünxer Sozialdemokraten hatten zu ihrem dritten Roten Stammtisch ins STV-Vereinsheim eingeladen. Dabei wurde kontrovers über die Herausforderungen der europäischen Idee diskutiert.

Nasskaus Biografie ist eng mit Europa verwoben. Kein Wunder also, dass der Brexit sie endgültig politisiert habe. Kurz nach dem britischen Referendum sei sie in die SPD eingetreten, wolle sich einmischen statt nur ohnmächtig und passiv alles im Fernsehen zu verfolgen. Der Brexit, die Wahl Trumps, das Erstarken der AfD und anderer Rechtspopulisten in Europa zeige, dass die europäische Idee einer offenen, freien Gesellschaft in Frieden und Wohlstand in Gefahr seien.

Der Stammtisch diskutierte nach dem Input Nasskaus rege. Die Hünxer Jusos-Vorsitzende Dominique Freitag unterstrich die Wichtigkeit, dass am 26. Mai demokratische Parteien gewählt werden würden. Es sei eine Schicksalswahl für den künftigen Weg Europas. Wenn Kräfte ins europäische Parlament gewählt würden, die dieses Parlament dem Grunde nach abschaffen wollten, dann sei das ein schwerer Schlag.

Einig waren sich alle Anwesenden darin, dass ein soziales Europa heute wichtiger sei denn je. Nur so könne nach den wirtschaftlichen Verwerfungen des letzten Jahrzehnts, beginnend seit der Banken- und Finanzkrise 2008, die Demokratie in Europa und den 28 Mitgliedsstaaten an Legitimität zurückgewinnen. Menschen bräuchten Perspektiven und Sicherheit. Einige Kräfte hätten daran kein Interesse.

Wollten sich die Europäer gegenüber den Großmächten USA, China und Russland behaupten, müssten sie gemeinsam an einem Strang ziehen. Nur so könnte Europa die großen Themen der Zeit, wie Umweltschutz, Frieden, Digitalisierung und Globalisierung im Sinne der europäischen Grundwerte gestalten. Dabei sei das europäische Modell der sozialen Marktwirtschaft und freiheitlichen Demokratie ein Gegenpol zum Turbokapitalismus amerikanischer Prägung oder zum Autoritarismus in China und Russland. Um dies zu erreichen müssten die europäischen Verträge geändert werden. Europa brauche eine Verfassung, ein Parlament mit vollen Rechten gegenüber der Kommission und der Abschaffung des Einstimmigkeitsprinzips bei Abstimmungen. Denn damit habe sich Europa bisher nur selber ausgebremst, meint Thorben Braune, stellvertretender Vorsitzender der SPD Hünxe. Für Kontroversen sorgte die Idee der Schaffung einer europäischen Armee. Einerseits sei es wichtig, dass sich Europa unabhängig von den Vereinigten Staaten mache. Außerdem würden so Kosten gespart werden, da keine 28 nationalen Streitkräfte gebraucht würden. Ein Krieg in Europa würde unmöglich. Andererseits sollten die finanziellen Mittel besser in Bildung, Gesundheit und Infrastruktur investiert werden. Außerdem könnte dies zu einem neuen Aufrüsten führen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort