Dinslaken Siedler sauer: Schallschutz nicht für alle

Dinslaken · Erster Erörterungstermin zur Betuwe in der Kathrin-Türks-Halle: Anwohner der Holtener Straße fordern auch für ihre Häuser Lärmschutz. Bahn lehnt dies bislang ab und will nun erneut prüfen.

 Die Stadt Dinslaken fordert transparente Lärmschutzwände für wichtige Stellen wie den Bahnhof.

Die Stadt Dinslaken fordert transparente Lärmschutzwände für wichtige Stellen wie den Bahnhof.

Foto: Hans Blossey

Ganz Dinslaken bekommt Schallschutzwände, wenn die Betuwestrecke ausgebaut wird. Ganz Dinslaken? Nein! Eine kleine Siedlung im Süden der Stadt ist von allen Schutzmaßnahmen der Deutschen Bahn ausgenommen - und soll nach beim ersten Erörterungstermin zum dreigleisigen Ausbau der Bahnstrecke durch Dinslaken mächtig auf die Barrikaden gegangen sein.

Auf der rechten Seite der Bahn -von Oberhausen aus betrachtet - sollen die Lärmschutzwände in Höhen von drei bis fünf Metern durchs ganze Stadtgebiet durchgezogen werden. Auf der anderen Seite aber endet die Schallschutzwand ein Stück hinter der Brinkstraße - und setzt etwa zwei Kilometer weiter, hinter der Kuka, wieder ein.

Auf diesem Zwischenstück Lärmschutzwände einzuplanen, sei von der Bahn mit dem Hinweis auf die Abwägung von Kosten und Nutzen abgelehnt worden, berichteten Bürger, die eben dagegen Einwände erhoben hatten. Denn an der Holtener Straße, auf der anderen Seite des Bahnüberganges - der im übrigen zurückgebaut wird - befinden sich noch sechs Häuser. Und deren Bewohner haben gestern bei der Erörterung von der Bahn wissen wollen, warum ihre Gesundheit weniger wert sei, als die der Menschen auf der anderen Seite der Gleise. Mehr als einen Kilometer Lärmschutzwände seien auf der Kostenseite veranschlagt worden - hinter dem Großteil liege Ackerfläche, habe sich schließlich herausgestellt.

Bewohner des Sprengels sollen sogar angeboten haben, für alternativen Lärmschutz - Vertreter der Stadt Dinslaken hatten hier einen Erdwall ins Gespräch gebracht — Grund zur Verfügung zu stellen. Die Bahn habe versprochen, sich des Themas bei einem weiteren Ortstermin anzunehmen.

Auch Anwohner des Gewerbegebiets Thyssenstraße sollen sich über einseitigen Lärmschutz beklagt haben - schließlich würden die Industriegebäude den Schall reflektieren. Überhaupt habe für Kritik gesorgt, dass die Lärmschutzmaßnahmen auf einer alten Berechnungsgrundlage von 1990 erstellt worden seien.

Die Stadt Dinslaken habe der Bahn diverse Mängel bei der Planung vorgeworfen. So seien alte Karten verwendet worden, Baupläne seien nicht berücksichtigt und dafür Flächennutzungspläne als Grundlage verwendet worden, in den Planungen der Bahn von 2012 seien zahlreiche Gebäude - die Seniorenwohnungen an der Bismarckstraße etwa - , die nach 2009 entstanden seien, sowie zahlreiche Obergeschosse nicht berücksichtigt worden. Die Schutzwürdigkeit von Gebäuden sei übergangen worden und die Fliehburg, in der derzeit 600 Menschen wohnen, sei nicht Bestandteil der Planungen. Zudem habe die Stadt an städteplanerisch relevanten Stellen wie Bahnübergängen oder dem Bahnhof die Verwendung transparenter Schallschutzwände gefordert.

Auf der Strecke sollen laut Prognose der Bahn im Jahr 2025 am Tag 186 Güterzüge von bis zu 750 Metern Länge, 140 Nahverkehrszüge und 22 Fernverkehrszüge fahren.

Der Erörterungstermin wird am heutigen Donnerstag, 26. November, ab 10 Uhr, in der Kathrin-Türks-Halle fortgesetzt. Einwender und Betroffene dürfen teilnehmen.

(RP)
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