Dinslaken Shakespeare als Comedyshow

Dinslaken · Philipp Steimel gastiert mit dem "Sommernachtstraum" auf der Bühne des Theaters "Halbe Treppe". Dabei präsentiert der Schauspieler aus dem Ruhrgebiet eine Parodie auf das Original und macht die Liebespaare zu Karikaturen.

 Mit Mimik und Gestik überzeichnet Steimel als Ein-Mann-Show die Charaktere. Das macht den Besuchern Spaß.

Mit Mimik und Gestik überzeichnet Steimel als Ein-Mann-Show die Charaktere. Das macht den Besuchern Spaß.

Foto: Kunkel

Wenn die Liebe und die Komödie eins gemeinsam haben, sind es die Irrungen und Wirrungen. Wer mit wem? Wer auf gar keinen Fall mit wem? Wieso eigentlich nicht doch und wie konnte das jetzt passieren? Da kann man als Außenstehender schon mal den Überblick verlieren. Oder auch, wenn man mitten drin im Beziehungsgeflecht beziehungsweise im Verwechselspiel der Komödie steckt.

Philipp Steimel, Schauspieler und aus dem Ruhrgebiet, ordnet die Pärchen von Shakespeares "Sommernachtstraum" nach jeweils aktuellen Stand mit Namensschildchen. Und trotzdem herrschte Freitag in den der Shakespearschen Phantasie entsprungenen Köpfen und Herzen unter den bunten Hüten auf der Bühne des Theaters "Halbe Treppe" bald ein heilloses Durcheinander.

Dabei ist Steimel derjenige, der alle Hüte auf hat. Den "Sommernachtstraum" präsentiert er als Ein-Mann-Show. Zum Teil wenigstens. Das Publikum bezieht er nämlich aktiv in die Vorstellung mit ein. Da muss Jan aus der ersten Reihe auch schon mal die weiße Lockenperücke aufsetzen und den Puck spielen. Für einen Jungen, der den "Sommernachtstraum" wohl zum ersten Mal erlebt, nicht ohne.

Philipp Steimel präsentiert Shakespeares Komödie als Parodie auf das Original, macht die Athener Liebespaare zu Karikaturen. Mit clownesker Mimik und Gestik und gestelzter Deklamation der Verse überzeichnet er die zunächst ungeliebte und dann dank Pucks Zaubereien von allen begehrte Helena als hässliche Heulsuse, der von Heuschnupfen geplagte Demetrius schnieft im Zauberwald, und Lysander ist ein breitbeiniger Aufreißer. Klar, dass bei solch einer Parodie kein Platz ist für Shakespeares eigene Theaterparodie: die Laiengruppe der Handwerker, die selbst so trefflich die Rolle einer "Wand" besetzen und mit urkomischen Leben füllen.

Aber Steimel spielt eben nicht den "Sommernachtstraum" für diejenigen, die Shakespeare lieben, sondern als Comedyshow über die Werke des Barden (der Schauspieler hat weitere Stücke im Repertoire) für ein Kleinkunst-Publikum. Die Zuschauer müssen sich vorsehen, nicht selbst Opfer von Pucks Liebeszauber zu werden, als Elfenchor singen, als Wildschweine grunzen und auch damit rechnen, dass der Schauspieler auf der Bühne in komischer Verzweiflung den Durchblick über sein eigenes Hütchenspiel verliert.

Das macht den leider nur wenigen Besuchern in der "Halben Treppe" Spaß und so gibt es am Ende langanhaltenden Applaus.

(RP)
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