Voerde Selbst gebrauter Gerstensaft aus dem Rheindorf Spellen

Voerde · "Brauerei geöffnet", steht auf dem Schild über dem Tor an einem unscheinbaren Haus an der Friedrich-Wilhelm-Straße in Spellen. Äußerlich der einzige Hinweis darauf, dass hier Ungewöhnliches vor sich geht. Hinter dem schlichten Äußeren des Hauses verbirgt sich die erste Brauerei im Rheindorf. Es ist das Reich des "Brauprojekts 777". Den Namen erklärt Arne Hendschke, einer der Köpfe hinter dem Bier aus dem Dorf. "Im Jahre 777 wurde Spellen zum ersten Mal urkundlich erwähnt", sagt er. "Wir wollten traditionsbewusst arbeiten, aber Namen wie Urbräu vermeiden. Die Bezeichnung Brauprojekt 777 bringt die Menschen zum Nachdenken", sagt Hendschke.

 Arne Hendschke, Mälzer und Brauer, bei der Arbeit: Er schüttet geschrotetes Malz in das Wasser.

Arne Hendschke, Mälzer und Brauer, bei der Arbeit: Er schüttet geschrotetes Malz in das Wasser.

Foto: Martin Büttner

Gemeinsam mit Torsten Mömken, Tim Schade und Christian Preuwe stellt der gelernte Brauer und Mälzer in zwei Braugängen pro Monat elf Hektoliter Bier her. "Das war eigentlich eine Schnappsidee", erklärt er. "Ursprünglich wollten wir für unseren Mofaclub, die Kobras, ein eigenes Bier für Clubtouren brauen. Dann haben wir uns dazu entschlossen, das Ganze nebenberuflich zu machen", erklärt Arne Hendschke. Also arbeiteten sie etwa zwei Jahre lang an der Errichtung ihrer eigenen kleinen Brauerei. Dabei zeigen sich die vier Männer durchaus experimentierfreudig. Winterbier, Starkbier, Weizen und Lager haben sie bereits gebraut. "Wir wollen den Menschen zeigen, was Bier kann – auch abseits von Pils und Alt", erklärt Arne Hendschke. Er selbst stand auch schon in Osteuropa am Braukessel und verbrachte ein Jahr in Australien, wo er die dortige Bierkultur kennenlernte. "Ich habe viele Ideen mitgebracht, die wir in Zukunft gerne ausprobieren möchten", sagt er.

Doch abgesehen von der Kunst des Brauens sind auch die Inhaltsstoffe des Gerstensaftes ein wichtiges Thema für das Brauprojekt. "Wir verwenden unterschiedliche Malzsorten, die den Geschmack beeinflussen. Außerdem haben wir, soweit ich weiß, das erste Bier mit niederrheinischem Hopfen gebraut", erklärt er. Den Hopfen pflanzt ein Bekannter im heimischen Garten am Dinslakener Stapp an. Doch auch abseits des Brauens hat das Quartett außergewöhnliche Einfälle. So verkauft das Brauprojekt sein Bier in Holzkästen, die von den Albert-Schweitzer-Einrichtungen in Dinslaken hergestellt werden. Diese können die Kunden individuell verzieren. "Wir hoffen, dass wir so nach einiger Zeit lauter Kästen haben, von denen jeder eine ganz eigene Geschichte erzählt", erklärt Arne Hendschke. Allerdings kamen viele der Bierkästen erst gar nicht zurück. Deshalb werden jetzt zehn Euro Pfand pro Kasten genommen.

(RP)
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