Unsere Woche Schulpolitik: Dinslaken wurschtelt erstmal weiter

Dinslaken · Warum sich in der Dinslakener Schulpolitik zurzeit einfach nichts bewegt.

Mit dem ersten Spatenstich für ein neues Bürogebäude ist an der Otto-Brenner-Straße in dieser Woche der Startschuss gefallen, für die Entwicklung des gesamten Areals von der ehemaligen Feuerwache bis zur Julius-Kalle-Straße. Auch für die schon lange der Entwicklung harrenden Brachfläche zwischen Hans-Böckler-Straße und B 8 an der Grenze zu Walsum liegen inzwischen konkrete Pläne auf dem Tisch. Unter anderem plant die Bäckerei Schollin dort eine neue Produktionsstätte. In Dinslaken gehen die Dinge voran. Nur auf einem für die Zukunft der Stadt immens wichtigen Feld herrscht Stillstand. Die Schulpolitiker von SPD und CDU haben in dieser Woche deutlich gemacht, dass sie gar nicht daran denken, aus dem nun auch schon fast zwei Jahre vorliegenden Schulgutachten Konsequenzen zu ziehen. Sie wollen die Entwicklung weiter beobachten. Wie lange ist offen. Dass Entscheidungen aber nicht vor der nächsten Kommunalwahl fallen werden, darf allerdings schon einmal als sicher gelten. Dabei ist ganz offensichtlich, dass die Dinslakener Schullandschaft unter erheblichen Problemen leidet, weswegen ja auch das Gutachten in Auftrag gegeben worden ist. Dass die Mehrheit der Dinslakener Politik die jetzt nicht endlich anpacken will, trägt ihr den Vorwurf ein, dass es ihr an Mut und Gestaltungswillen fehlt. Dieser Vorwurf ist berechtigt. Andererseits - so wie die Dinslakener Schulpolitik in den vergangenen Jahren agiert hatte, müssen wir doch alle froh sein, wenn sie nichts entscheidet, denn als sie das zum letzten Mal getan hat, ist - um es ganz vorsichtig zu formulieren - ein ziemlicher Murks herausgekommen. Der Beschluss zur Errichtung einer Sekundarschule hat die Probleme im Prinzip noch einmal verschärft, weil die Politik nicht bereit war, den politischen Preis zu zahlen, den es gekostet hätte, der neuen Schulform zukunftsweisende Startbedingungen zu schaffen. Schon damals wäre es vernünftiger gewesen, eine zweite Gesamtschule auf den Weg zu bringen, wie es beispielsweise die Linke forderte. Das hätte aber das Aus für Gymnasium und Realschule in Hiesfeld bedeutet und erhebliche Proteste ausgelöst. Der Beschluss für die Sekundarschule war nichts als der, wie sich herausgestellt hat, untaugliche Versuch, es allen irgendwie recht zu machen. Dass es Politik schwer fällt, dies neue Schule jetzt wieder einzustampfen, wie es das Gutachten vorschlägt, ist verständlich. Also hat sie sich fürs Weiterwurschteln entschieden. Und sie wird das so lange tun, wie's nur eben geht. Irgendwann allerdings - der Blick in die Nachbarstadt Voerde zeigt das - funktioniert das nicht mehr. Dann wird auch Dinslakens Politik Farbe bekennen müssen. Noch ist die Zeit aber offenbar nicht reif dafür. Bis dahin trösten wir uns in Anlehnung an FDP-Chef Christian Lindner mit dem Hinweis: Vielleicht ist es manchmal ja besser nicht zu gestalten, als falsch zu gestalten.

Ich wünsche Ihnen ein angenehmes Wochenende.

Ihre Meinung? Schreiben sie unserem Autor: joerg.werner@rheinische-post.de

(RP)
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