Unsere Woche Schulentwicklung: Politik steht die Nagelprobe bevor

Dinslaken · Warum auf Dinslakens Politik schwierige Wochen und Monate warten, und warum sie dabei Gelegenheit bekommt zu zeigen, dass sie auch Widerstand aushalten kann.

In der vergangenen Woche, Sie mögen sich erinnern, war an dieser Stelle davon die Rede, dass Politik auch einmal Widerstand aushalten müsse. Bei einem ganz besonderen Thema steht die Dinslakener Politik unmittelbar vor der Nagelprobe. Mit dem Ende der Osterferien muss sie sich der Entwicklung der Dinslakener Schullandschaft widmen, um dann in gemeinsamer Sitzung von Schul- und Jugendhilfeausschuss am 12. April zu ersten Ergebnissen zu kommen. Und damit muss sie sich auf ein - zugegeben - ausgesprochen schwieriges Terrain begeben, auf dem Widerstand geradezu programmiert ist.

Diesmal liegt auch noch ein ganz dicker Brocken auf dem Weg, auf den sich Dinslakens Politik von Schuldezernentin Christa Jahnke-Horstmann hat mitnehmen lassen: die Sekundarschule. Die heißt zwar inzwischen nach Dinslakens großem, erfolgreichen preußischen Bildungsreformer Friedrich Althoff, doch von einer erfolgreichen Reform kann in diesem Fall kaum die Rede sein. Der Schule, deren Errichtung die Dezernentin trotz aller Warnungen forciert hat, indem sie etwa das Ergebnis einer Umfrage unter den Eltern, um es vorsichtig zu formulieren, gewagt interpretiert hat, entspricht offenbar so gar nicht dem Willen der Erziehungsberechtigten. Die melden einfach nicht genug Schüler an.

Nun mag es zwar sein, dass es fürs nächste Schuljahr irgendwie noch langt oder es gelingt, mit der Bezirksregierung eine weitere Ausnahmeregelung auszuhandeln, aber die berechtigten Zweifel daran, dass die Schule auf Dauer Zukunft hat, kann kein einigermaßen seriös denkender Schulpolitiker mehr ignorieren. Und jetzt ist guter Rat womöglich richtig teuer. Denn allein für die Um- und Ausbauten der früheren Volksparkhauptschule zur Sekundarschule hat die Stadt bislang 5,5 Millionen Euro ausgegeben, eine Million soll noch folgen. Da dürfte es der Politik schwerfallen, die Schule einfach zu schließen - es sei denn sie findet eine vernünftige und der Öffentlichkeit vermittelbare Alternative - es könnte sich ja nur um eine andere schulische Nutzung handeln. Die ist zwar denkbar, doch würde dies ohne Frage nicht ohne erhebliche Auswirkungen auf die bislang geplanten Aus- und Umbauten anderer Dinslakener Schulgebäude abgehen. Und das würde auf erheblichen Widerstand treffen - bei den Schulen, bei den Eltern.

Dinslakens Politik steht also vor der Frage, ob sie sich die Kraft zutraut, diesen Widerstand auszuhalten oder ob sie lieber die Augen zumacht und weiterwurschtelt in der mehr als vagen Hoffnung, dass in Sachen Sekundarschule doch noch irgendwie irgendwann alles gut wird. Damit liefe sie freilich ein nicht kalkulierbares Risiko. Spätestens vor der nächsten Kommunalwahl könnte sie die Diskussion einholen und sie müsste sich unangenehme Fragen stellen lassen wie die, warum sie nicht rechtzeitig die Reißleine gezogen hat, als die Dinge noch zu ändern waren. Eine Schule mit aller Macht am Leben halten zu wollen, mag ehrenhaft sein, ist aber - das zeigt die Grundschule Lohberg - ein schwierig und teuer Ding mit ungewissem Ausgang. Auch die Zukunft dieser Schule steht übrigens seit dieser Woche wieder auf der Tagesordnung. Auf die Dinslakener Politik warten - und ja nicht nur in der Schulpolitik - schwierige Wochen und Monate.

Ich wünsche Ihnen ein angenehmes Wochenende.

Ihre Meinung? Schreiben Sie unserem Autor: joerg.werner@rheinische-post.de

(RP)
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