Dinslaken Schreie aus der Scheune

Dinslaken · Auf dem Scholtenhof in Eppinghoven ist ein Brand ausgebrochen. Menschen werden durch das Feuer bedroht und müssen gerettet werden. Die Löschzüge Eppinghoven und Oberlohberg proben den Ernstfall. Das Szenario hat etwas Gespenstisches. Der Scholtenhof ist durch eine Hand voll Strahler in diffuses Licht getaucht. Dicke Rauchschwaden strömen aus Getreidelager und Schmiede. Es regnet in Strömen. Und aus der Scheune und der Künstlerwerkstatt dringen dumpfe "Hilfe"-Schreie.

Bein gebrochen, aber ansprechbar

Marcel Peplau kann das alles nicht ängstigen. Der 17-Jährige ist Mitglied der Dinslakener Jugendfeuerwehr und muss bei der Jahresabschlussübung der Löschzüge Oberlohberg und Eppinghoven ein Opfer mimen. "Ich wollte den Feuerlöscher aus dem Keller holen. Dabei bin ich dann die Treppe heruntergestürzt. Ich bin ansprechbar, aber mein Bein ist gebrochen", beschreibt er seinen "Opferzustand".

Momentan lehnt er aber lässig aus dem Fenster der Künstlerwerkstatt, telefoniert kurz mit einem Freund und wartet auf die Sirenen. Dann zerschneidet in der Ferne ein Martinshorn die Nacht. "Sie kommen", zischt Marcel Peplau und sucht sich seinen Weg durch den Nebel die Treppe hinunter.

Warten auf den Tierarzt

Norbert Franke, Pächter des Scholtenhofs, betrachtet das Ganze von seinem Stall aus. Zeit, sich die Feuerwehrübung anzuschauen, hat er leider nicht. "Ich warte auf den Tierarzt. Eine Kuh will ihr Kalb nicht werfen. Mein Szenario hier ist also viel schlimmer", schmunzelt Franke und widmet sich wieder seinem Vieh.

Mittlerweile ist der Löschzug Oberlohberg eingetroffen. Einheitsführer Marc Rittmann inspiziert das Gelände. Zwei Feuerwehrleute, ausgerüstet mit Helmen, Atemschutzmasken, Lampen und Äxten, folgen ihm. Als Rittmann Marcel Peplaus' Hilfeschreie aus der Werkstatt hört, reagiert er sofort. "LF 16 vorziehen und Wasserversorgung aufbauen", gibt er verschiedene Kommandos durch das Funkgerät. Die Nebelmaschinen haben ganze Arbeit geleistet, und dicker Rauch kriecht aus der Tür zur Werkstatt. "Ich weiß nicht, ob man hier herum da rein kommt. Seht mal nach", beordert er die beiden Feuerwehrmänner in Richtung Marcel. Gerade ist auch der Eppinghovener Löschzug eingetroffen und fängt an, fleißig Schläuche zu verlegen. Vorne an der Straße wird ein Hydrant angezapft, während auf dem Scholtenhof B- und C-Schläuche miteinander verbunden werden.

Opfer ist gefunden

Ein bisschen abseits stehend, beobachtet Heinz Grüntgens das Szenario. "Bis jetzt läuft alles glatt. Die Löschzüge waren zügig hier, die ersten Opfer sind geortet und die Wasserversorgung ist schnell aufgebaut worden. Ich habe also keinen Grund zu klagen", freut sich der stellvertretende Eppinghovener Löschzugführer über die "gelungene Übung". Derweil ist Marcel gefunden worden. Hustend und stöhnend liegt er auf der Trage. "Ganz ruhig. Gleich hast du es geschafft. Und immer die Augen offen halten", wird er von einigen Feuerwehrmännern beruhigt. Dann geht es raus aus dem Chaos.

"So, Du bist jetzt gesund. Kannst also aufstehen", empfängt Heinz Grüntgens das "Opfer" lachend. "Alles klar", verkündet Marcel Peplau, klopft sich ab und steht auf. "Die hatten ein wenig Probleme, mich die Treppe hoch zu tragen. Das haben sie dann Stufe für Stufe gemacht", muss er schmunzeln. "Im richtigen Einsatz", haben die Retter ihn jedoch ermahnt, "wären sie aber auf keinen Fall so pfleglich mit mir umgegangen."

(RP)
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