Dinslaken Schnappschuss ein Volltreffer

Dinslaken · Der Spellener Fotograf Gerrit Starczewski hat den Deutschen Jugendfotopreis 2011 gewonnen. Thema des Wettbewerbs war Fußball. In der Popwelt ist er mit den Stars auf Du und Du.

"Wenn ich Filme entwickle, ist das für mich wie Weihnachten", sagt Gerrit Starczewski. Die Fotos, die der 25-Jährige mit seiner analogen Spiegelreflexkamera schießt, haben ihn weit über den Niederrhein hinaus berühmt gemacht. Nun hat er den Deutschen Jugendfotopreis gewonnen.

"Wir!Sind!Fußball!" lautete das Motto des Bundeswettbewerbs für Fotografie, der in Fachkreisen als wichtigster Wettbewerb für Nachwuchsfotografen gilt. Sein Siegerbild: die Schwarz-Weiß-Aufnahme eines Mädchens, das an der Feldmarker Mühlenweggrundschule in Wesel auf eine aufgemalte Torwand schießt.

Authentisch, nie inszeniert

"Ein in schönem Schwarz-Weiß bei tollem Licht aufgenommener moderner Klassiker", begründete die Jury ihre Entscheidung. Wer jetzt denkt, das Bild sei gestellt oder von langer Hand geplant, der irrt. Es handelt sich um eine Momentaufnahme, wie fast alle seine Bilder, die ihm mittlerweile zu einiger Berühmtheit verholfen haben. "Dokumetarischer Realismus", nennt er seinen Stil. "Ich liebe das Natürliche und inszeniere nie", sagt Gerrit Starczewski.

Auch das Bild, mit dem der 25-Jährige gewann, ist im September 2010 so entstanden: Um in der Phase einer kriselnden Liebe auf andere Gedanken zu kommen, griff er zum Fotoapparat, auf seinem Streifzug traf er auf das Fußball spielende Mädchen – und drückte auf den Auslöser.

Zur Siegerehrung für dieses durch Schlichtheit bestechende Bild ging es jetzt nach Berlin. Ein weiteres Kapitel in der Erfolgsgeschichte des jungen Fotografen. Sich selbst treu bleiben, so lautet sein Erfolgsrezept. Dabei hat er es mit Hartnäckigkeit geschafft, nicht mit Glück, wie er betont. "Man muss sich von der Masse abheben." Bestes Beispiel: sein Buchprojekt "Dancing Shoes". Die Sammlung von Schuh-Bildern von Berühmtheiten aus der Musikbranche bescherte ihm 2010 unter anderem einen Auftritt bei Stefan Raabs Dauerbrenner "TV total" auf Pro 7.

Klassisch gelernt hat er das Fotografieren nie. "Eine Lehre zum Fotografen kam nie infrage, dafür war ich immer zu eigen", erzählt der 25-Jährige. Ohnehin vertritt er die Überzeugung, dass nicht das technisch perfekte Fotografieren entscheidend sei, sondern vielmehr der Blick für den Moment. "Glück liegt in der Aufmerksamkeit für kleine Dinge", lautet eine seiner Philosophien.

Und gerade dadurch, durch diese ganz besondere Sichtweise, bestechen seine Bilder, die er mittlerweile schon in Ausstellungen auf der ganzen Welt – darunter Rio de Janeiro, London und Amsterdam – präsentierte. Mittlerweile kann er von seinen Bildern leben.

"Ich tue das, was ich will, und verbiege mich nicht", erklärt der 25-Jährige, der nach dem Wirtschaftsabitur am Weseler Berufskolleg im Jahr 2005 eine Lehre zum Bankkaufmann absolvierte, bevor er sich voll und ganz der Fotografie widmete. Auch wenn er bereits mit acht Jahren erste Fotos machte, bezeichnet er das Halderner Open-air-Festival rückblickend als seinen "Öffner zur Welt".

Hier machte er 2003 als 16-jähriger Fotos von Patti Smith, die wenig später im renommierten "Rolling Stone Musikmagazin" veröffentlicht wurden. Mittlerweile führt er ein "Rock'n'Roll-Leben", wie er sagt, kommt viel herum und ist mit Musikgrößen wie "Gossip"-Frontfrau Beth Ditto auf Du und Du. Trotzdem zieht es ihn immer wieder an den Niederrhein zu seiner Familie. "Hier ist mein Ruhepol, das erdet mich, ich könnt nicht dauerhaft in einer Großstadt leben", erklärt er die anhaltende Liebe zu seiner Heimat, die er oft im Bild festhält.

(RP/rl)
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