Tipp Der Woche Schlussakkord am Kunstkiosk 422

Dinslaken · Das blau-weiße Büdchen an der Lohberger Zechenmauer macht dicht. Künstlerin Britta LQL und ihre Freunde laden zum musikalisch-kabarettistischen Kehraus ein.

Ende! Aus! Feierabend! Der Vorhang fällt, und die Kiosktür wird abgeschlossen!" Vor Monaten schon hatte Künstlerin Britta LQL angekündigt, dass die Tage des Kunstkiosks 422 gezählt seien. Am Freitag, 18. Oktober, läutet sie ab 19 Uhr die "Last Night" des blau-weißen Büdchens an der Hünxer Straße ein. "Schlussakkord" nennt sie diese allerletzte Kulturveranstaltung in Dinslakens kleinstem Konzertsaal und zugleich winzigstem Ausstellungsraum. Ein Ort, dem verschiedenste Künstlerinnen und Künstler der Region in den vergangenen Jahren immer wieder Leben eingehaucht haben.

Als die kleine Holzbude vor rund 80 Jahren errichtet wurde, diente sie als Wartehäuschen für die Straßenbahn. Dann wurde daraus eine Trinkhalle. Und irgendwann in den 90ern stand das Ding plötzlich leer.

Britta LQL entdeckte diesen ehemaligen Kiosk und erkannte in ihm sofort einen reizvollen Ort für Ausstellungen und andere kulturelle Aktionen. Mit Unterstützung von Thomas Pieperhoff, Kulturbeauftragter Ruhr.2010 der Stadt Dinslaken, entwickelte sie dort den Kunstkiosk422. Zur Ruhr.2010 gab es dort Raum-Installationen zu sehen. Ein Artomat wurde aufgehängt, an dem Besucher statt Zigaretten Original-Kunst ziehen konnten. Und dann wechselten spannende, nicht selten schräge Ausstellungen, witzige, wilde, mitunter auch befremdliche Aktionen, gemütliche Lesungen und sperrige Wortakrobatik mit Poeten, die den Zuhörern Gegen-den-Strich-Gebürstetes gern lautstark um die Ohren schlugen. Es gab leise, intime Konzerte und rockigen Remmidemmi. Britta LQL hatte die Ideen und das Publikum die Wahl.

"Autofahrer, die regelmäßig am Schacht entlang fahren, und Lohbergs Anwohner hatten sich mittlerweile daran gewöhnt, dass die ehemalige Trinkhalle an der der Hünxer Straße regelmäßig neu gewandet und dekoriert daher kam", berichtet Britta LQL. Plakate, Zettel und Banner kündeten von immer neuen Kunstaktionen und Veranstaltungen. Der Kiosk422 war ein Stück Dinslaken geworden.

Doch damit ist nun Schluss. Auf dem ehemaligen Lohberger Zechengelände hat die Zukunft begonnen. Dort entsteht der Bergpark. Vergangenes wie der Kunstkiosk passt da, so erklärt es sich Britta LQL, nicht mehr so rechts ins Bild. Für den Abschiedsabend hat die Künstlerin wieder einige bekannte Dinslakener Kulturschaffende aktivieren können und lädt gemeinsam mit ihnen in das kleine Kulturbüdchen an der Zechenmauer ein.

Ab 19 Uhr werden Samirah Al-Amrie und Ingo Borgardts, Shortbus und Kukalaka, das Ensemble Restkultur und Ben Perdighe dem Kiosk zum Kehraus noch einmal musikalisch und wortgewandt ein Abschiedsständchen bringen.

Der Eintritt ist frei.

(RP)
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