Lebendiges Brauchtum in Dinslaken Sankt Martin – ein urchristlicher Gedanke

Dinslaken · Das Brauchtum um den Heiligen gehört jetzt zum immateriellen Kulturerbe des Landes Nordrhein-Westfalen. Darüber freut sich auch Ronny Schneider, Vorsitzender des Dinslakener Heimatvereins, der die Martinstradition pflegt.

 Mit großem Gefolge zog Sankt Martin am Sonntag durch Hiesfeld. Auf dem Jahnplatz teilte er seinen Mantel mit dem Bettler.

Mit großem Gefolge zog Sankt Martin am Sonntag durch Hiesfeld. Auf dem Jahnplatz teilte er seinen Mantel mit dem Bettler.

Foto: aha

Es sind die zwei Niederrheiner Rene Bongartz aus Brüggen und Jeya Caniceus aus Kempen, die sich dafür stark gemacht haben, dass die Tradition der Martinszüge bewahrt und zum immateriellen Kulturerbe erklärt wird. „Diese Initiative wird von uns sehr begrüßt“, sagt Ronny Schneider, Vorsitzender des Heimatvereins, der seit vielen Jahren den großen Martinsumzug in Dinslaken veranstaltet.

Für den früheren Pfarrer der evangelischen Stadtkirche verkörpert Sankt Martin, der seinen wärmenden Mantel mit einem Bettler teilt, einen urchristlichen Gedanken. „Im Bedürftigen begegnet uns Jesus selbst. Die Botschaft des Teilens ist eine Überlebenshilfe für die Welt“, interpretiert Schneider die überlieferte Martinslegende. Die Geschichte dieses heiligen Mannes, dessen Gedenktag traditionell am 11. November begangen wird, habe nichts von ihrer Faszination verloren. Diesmal startet der große Dinslakener Martinszug am Samstag, 10. November, um 17.20 an der Parkpalette an der Roonstraße, die Mantelteilung wird um 18 Uhr im Burgtheater gespielt. Für den Heimatverein ist dies die größte und auch aufwendigste Veranstaltung in seinem Jahreskalender. Ein besonderer Zauber geht von der Martinsfeier aus, denn jedes Kind merkt, so der Heimatvereinsvorsitzende, das dies nicht nur ein Event ist, sondern dass da viel mehr dahinter steckt. „Der Gedanke des Teilens ist immer noch aktuell“, sagt Ronny Schneider.

Die Martinstradition mit Laternenumzug, Singen von Liedern, dem Feuer und der Darstellung der Martinslegende ist auch weiterhin lebendig. Die Beteiligung der Dinslakener übertrifft immer alle Erwartungen, wie Ronny Schneider berichtete. Zieht der Martinszug durch die Stadt, so stehen an vielen Stellen Erwachsene und Kinder, um sich einzureihen, gemeinsam ins Burgtheater zu gehen und dort die Mantelteilung mitzuerleben. Für die Teilnehmer des Umzuges ist im Burgtheater stets ein Block reserviert, damit sie nicht befürchten müssen, dass alle schönen Plätze schon besetzt sind.

In Dinslaken gibt es eine lange Martinstradition, wie der Heimatvereinsvorsitzende berichtet. Er erinnert an die Martinskirche, die es in früheren Zeiten in der Stadt gegeben hat. Es war die Kirche der evangelisch-lutherischen Gemeinde, in der eine Holzskulptur von Sankt Martin mit dem Bettler stand. Diese Kirche erhielt die evangelisch-lutherische Gemeinde im Jahre 1611 vom Magistrat der Stadt Dinslalen. Sie stand am Anfang der Duisburger Straße, etwa dort, wo sich heute die Stadtbibliothek befindet. Zwei Jahrhunderte später war sie so baufällig, dass sie 1818 abgebrochen wurde. Überdauert hat die Holzfigur von Sankt Martin und dem Bettler, sie wurde restauriert und befindet sich heute in der evangelischen Stadtkirche an der Duisburger Straße.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort