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Dinslaken Sammelband erzählt Wesels Geschichte neu

Dinslaken · Historische Vereinigung stellt zum Stadtjubiläum fest: Wesel kommt nicht von Wiesel, sondern von Siedlung am Gewässer.

 Sport in der Innenstadt: Das Luftbild von 1927 zeigt Berliner Tor (unten l.), Hauptpost, Heubergsportplatz und Tennisplätze (oben) in unmittelbarer Nachbarschaft.

Sport in der Innenstadt: Das Luftbild von 1927 zeigt Berliner Tor (unten l.), Hauptpost, Heubergsportplatz und Tennisplätze (oben) in unmittelbarer Nachbarschaft.

Foto: Malz, Ekkehart (ema)

Über Wesels Geschichte ist längst nicht alles erzählt. Das beweist erneut die Historische Vereinigung mit ihrem von der Verbands-Sparkasse gesponserten neuen Sammelband (siehe Infobox). Zwölf Autoren gehen unterschiedlichsten Themen nach, klappen unbeleuchtete Kapitel auf, erzählen von individuellen Schicksalen und bewerten vermeintlich bekannte Dinge neu. Deshalb der Schlusspunkt gleich zum Beginn: Zum Stadtjubiläum darf festgestellt werden, dass ungeachtet jüngster Wiesel-Deutungen sich der Name der Stadt wohl doch eher von "Siedlung am oder im Gewässer" (auf einer Insel) ableiten lässt. Zu diesem Ergebnis kommt Winfried Evertz, der dazu Ortsnamensforscher und andere Experten sprechen lässt. An Wieseln im Stadtwappen, da sind sich Hermann Knüfer, Manfred Krück und Werner Köhler vom Redaktionsteam einig, wird das natürlich nichts ändern.

 Die einzige erhaltene Fotografie des Schiffsfundes vom 8. Juni 1893 am Büdericher Kanal bei Wesel

Die einzige erhaltene Fotografie des Schiffsfundes vom 8. Juni 1893 am Büdericher Kanal bei Wesel

Foto: Malz

Weltpolitik in bewegten Zeiten liefert indes den Einstieg in den Band: Irmgard Hantsche untersucht die Bedeutung der Festung Schenkenschanz im niederländisch-spanischen Krieg (1568-1648). Damit korrespondiert auch der zweite Beitrag, in dem sich Peter Bruns mit den Folgen eines Fundes vom 8. Juni 1893 befasst. An jenem Tag war bei umfangreichen Wasserbauarbeiten zur Neuregulierung von Rhein und Lippe am Büdericher Kanal ein Wrack ausgebaggert worden. Dazu gab's ein Foto und sonst nichts. Bruns durchforstete Archive und stieß unter anderem auf ein Schriftwechsel zwischen Karl Mummenthey, Gymnasiallehrer in Wesel, dem besonders als Arzt bekannten Gelehrten Rudolf Virchow in Berlin sowie Behörden. Unterdessen werden von dem Wrack Kanonenkugeln, Küchengeräte und viele andere Artefakte geborgen. Im Rahmen der Befreiung Wesels von der spanischen Besatzung durch die Niederländer im August 1629 versenkten die Spanier vor der Flucht ihr Wachtschiff im Rhein selbst. Es mag dessen Wrack gewesen sein, aber die Ministerien in Berlin messen dem Fund "vom Standpunkt der Denkmalpflege" keine nennenswerte Bedeutung zu, bewilligen keine Mittel. Der Fall kommt zu den Akten. Von Kriegsgerät und Schiffsausrüstung fehlt bis heute jede Spur.

 Die stolze Redaktion der Historischen Vereinigung präsentiert das Werk: Manfred Krück, Hermann Knüfer und Werner Köhler (v.l).

Die stolze Redaktion der Historischen Vereinigung präsentiert das Werk: Manfred Krück, Hermann Knüfer und Werner Köhler (v.l).

Foto: Malz

Wie sehr Sportlern in der Festung Wesel bis 145 Fesseln angelegt waren, erläutert Volker Kocks. Weder Schulen noch Vereine konnten bis zum Ersten Weltkrieg einen Sportplatz nutzen. Erst danach ergaben sich zögerlich Räume für den WTV, den WSV, den BSV Viktoria, die DJK Blau-Weiß und andere Vereine - bis in der NS-Zeit die Gleichschaltung im Sport für ganz neue andere Einschränkungen sorgte.

Nicht minder interessant und spannend: Günter Warthuysen über Münzprägung, Utta Angelika Landau über Sophie Richter geb. Krupp und Johann Zaremba, Martin Roelen über Georg Friedrich Veenfliet ("ein Weseler Forty-Eighter"), Werner Köhler über "Saatkrähen gegen Hunger - Wesel im Ersten Weltkrieg", Helmut Langhoff über das Schicksal von Wilhelm Carl Ridder im Ersten Weltkrieg, Josef Vogt über die Friedenskirche Zu den Heiligen Engeln auf den Fundamenten des Forts Fusternberg, Albrecht Holthuis über Kirchenkampf und Claus-Dieter Richter-Kraneis über die jüdische Familie Günther.

(RP)
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