Dinslaken Ruanda erleben beim Joggen

Dinslaken · Der Voerder Hans-Joachim Schwan hat bei seinem Hilfseinsatz in Afrika seinen Rhythmus gefunden. Jeden morgen um 6 Uhr begibt er sich auf seine Laufstrecke und findet auf seinen Runden rasch Kontakt zur Dorfbevölkerung.

voerde/ruanda Vor drei Wochen bin ich ans Nelson Mandela Educational Centre (NMEC) nach Ntarama gekommen, um ruandische Lehrer berufspädagogisch auszubilden. Darüber hinaus arbeite ich in der Curriculum-Entwicklung für die Elektrotechniker mit besonderer Qualifizierung in der Photovoltaik mit der ruandischen Regierungsbehörde Workforce Development Authority (WDA) zusammen.

Den Alltag der Ruander hier auf dem Lande, etwa 35 Kilometer von der Hauptstadt Kigali entfernt, lerne ich immer besser kennen bei meinem morgendlichen Jogging. Mein Biorhythmus hat sich dem Leben in Ruanda angepasst. Gegen 5 Uhr ist es hell geworden. Pünktlich um 6 Uhr in der Früh laufe ich los. Der Himmel ist wolkenfrei. Jetzt, wo ich mich der Höhe und der Beschaffenheit der Laufstrecke – in Deutschland würde kein Läufer auf derartig buckligem, beinhartem Untergrund laufen – angepasst habe, macht mir das morgendliche Jogging richtig Spaß.

Kleinkind auf dem Rücken

Ich treffe regelmäßig eine Frau. Sie läuft barfuß. Ihr Kleinkind hat sie auf den Rücken gebunden, die Hacke für die Feldarbeit geschultert. In ihrer Rechten trägt sie einen gelben Zwei-Liter-Kanister, der gefüllt ist mit dem jetzt in der Trockenzeit so kostbaren "amazi" (Wasser). Wie unter guten Bekannten üblich, erkundige ich mich: "Amakuru?" (Wie geht's?) Sie antwortet: "Amakuru ni meza!" (Gut).

Ein junger, groß gewachsener Mann ist beschäftigt, in einem Bananenhain mit der Machete die gut fünf Meter hohen Bananenstauden von dem unteren trockenen Blattgefächer zu entkleiden. Ich passiere ein Viehgehege. Vier Kühe mit geraden spitzen Hörnern warten auf ihre Ration Schilfgras.

Nach einer halben Stunde bin ich wieder an der unbefestigten, rotstaubigen Hauptstraße, die am NMEC vorbei führt, angelangt. Auf den abschüssigen letzten 500 Metern überholen mich in rasender Fahrt Taxifahrräder mit gut gekleideten Passagieren auf dem Gepäckträger. Heute, Samstag, sind noch mehr Menschen als sonst zu Fuß unterwegs zum Markt nach Nyamata. Sie tragen Lasten auf dem Kopf. Zum Glück fährt kein Auto an uns vorbei. So entgehen beziehungsweise entlaufen wir der Gefahr, durch eine riesige Staubwolke rot bepudert zu werden.

Auf dem Campus des NMEC angekommen, beendet ein wenig Stretching die Trainingseinheit. Zum "Duschen" übergieße ich mich mit kaltem Wasser, das ich mit einem Becher aus einem Eimer schöpfe. Jetzt, in den letzten Wochen der Trockenzeit, ist das Wasser knapp. Über die öffentliche Versorgungsleitung wird höchstens für ein, zwei Stunden morgens geliefert. Ich komme mittlerweile mit 2,5 Litern zum "Duschen" aus, habe aber nicht das Gefühl, dass meine Körperhygiene mehr benötigte.

(RP)
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