Bundestagswahl 2013 Bärbel Höhn Rot-Grün soll Schwarz-Gelb ablösen

Dinslaken · Die 61-jährige Spitzenkandidatin auf der Landesliste ihrer Partei kämpft für den Politikwechsel auf Bundesebene.

 Für Bärbel Höhn läuft der Wahlkampf bereits auf Hochtouren. Die Energiewende ist eines der Schwerpunktthemen der grünen Spitzenpolitikerin.

Für Bärbel Höhn läuft der Wahlkampf bereits auf Hochtouren. Die Energiewende ist eines der Schwerpunktthemen der grünen Spitzenpolitikerin.

Foto: Martin Büttner

Ihr Platz im Deutschen Bundestag dürfte ihr sicher sein, denn schließlich führt Bärbel Höhn die nordrhein-westfälische Landesliste ihrer Partei Bündnis 90/Die Grünen als deren Spitzenkandidatin an. Die 61-jährige Politikerin, die in Flensburg geboren wurde, verheiratet ist und zwei erwachsene Söhne hat, tritt im Wahlkreis 117 Oberhausen-Wesel III an. "Das ist nicht gerade eine Hochburg der Grünen", weiß Bärbel Höhn, die seit 1978 mit ihrer Familien in Dinslakens Nachbarstadt Oberhausen lebt und sich dort wohlfühlt. Ihr erklärtes Ziel ist es, bei der Bundestagswahl am 22. September mehr Erststimmen als beim letzten Mal zu erreichen, zudem hofft sie, dass ihre Partei auch bei den Zweitstimmen zulegt — und dafür will sie "ordentlich kämpfen", wie sie selber sagt. Da sie ein bekanntes Gesicht der Grünen ist und als Aushängeschild ihrer Partei gilt, fährt sie in der Regel mehr Erststimmen ein, als ihre Partei an Zweitstimmen in ihrem Wahlkreis erhält. Vor vier Jahren brachte es Höhn in Oberhausen-Dinslaken auf 14 772 Erststimmen (10,1 Prozent), während sich ihre Partei mit 13 352 (9,1 Prozent) begnügen musste.

Bärbel Höhn kämpft nicht nur für ihren Sitz im Bundestag und ein gutes Abschneiden ihrer Partei. Sie kämpft für einen Politikwechsel auf Bundesebene: Ihr Ziel ist die rot-grüne Koalition, die Schwarz-Gelb in Berlin ablösen soll. Um dies zu erreichen, reist sie durch die Lande, macht grünen Wahlkampf, spricht zu den Bürgern, diskutiert mit ihnen und wird bis zum Wahltag bei 75 Terminen geschätzte 5700 Kilometer zurücklegen.

Die Energiewende, industrielle Massentierhaltung und das Zurück zur bäuerlichen Landwirtschaft sind Themen, mit denen die grüne Spitzenpolitikerin im Wahlkampf punkten will. "Wir setzen auf erneuerbare Energien und Energieeinsparungen", sagt Höhn, die von Strom aus Wind und Sonne überzeugt ist. "Es geht ohne Atom und Kohle", steht für sie fest. Das Fracking zur Erdgasförderung lehnt sie entschieden ab. "Das ist keine Technologie mit Zukunft."

Bärbel Höhn fordert eine andere Landwirtschaftspolitik, spricht sich gegen Massentierhaltung und gegen industrielle Fleischproduktion aus, die sie zunehmend auch im Kreis Wesel auf dem Vormarsch sieht. Stattdessen plädiert sie für "eine bäuerliche Landwirtschaft, die umweltfreundlich, und nachhaltig produziert". Auch die nun überall anzutreffenden Maismonokulturen hält sie für den falschen Weg.

Natürlich liegt der grünen Politikerin die soziale Gerechtigkeit am Herzen. Ein gesetzlicher Mindestlohn muss nach ihrer Überzeugung her. Die Schere zwischen Arm und Reich sieht sie immer weiter auseinandergehen. Nie zuvor seien so viele Menschen, die einer Arbeit nachgehen, auf Sozialhilfe angewiesen gewesen. Die Zwei-Klassen-Krankenversicherung gehört für sie abgeschafft und durch eine Bürgerversicherung ersetzt. Zudem muss aus ihrer Sicht mehr für die Bildung getan werden, außerdem sollten mehr Plätze in den Kindertagesstätten geschaffen werden. Das Betreuungsgeld lehnt sie ab.

Eines der drängendsten lokalen Probleme ihres Wahlkreises Oberhausen-Dinslaken ist die Betuwe-Linie und der Ausbau der Bahnstrecke zwischen Emmerich und Oberhausen. "Wir brauchen das dritte Gleis, damit der Lärmschutz gewährleistet ist." Die Deutsche Bahn allgemein stellt für die grüne Politikerin ein Reizthema dar. Da Höhn ständig mit der Bahn unterwegs ist, weiß sie, was dort alles im Argen liegt und spricht sich deshalb für Umstrukturierungen in dem Verkehrskonzern aus. "Die Bahn investiert viel Geld im Ausland, doch der Schwerpunkt sollte in Deutschland liegen", sagt Höhn. Die Verbindung Oberhausen- Emmerich bezeichnet die grüne Politikerin als ein "totales Desaster". Sie sieht die Bahn stärker in der Pflicht, bessere Anschlüsse zu schaffen. Der Konzern sei zu lange auf den Börsengang getrimmt worden und habe deshalb die eigene Infrastruktur vernachlässigt. Das räche sich nun. Das Personal sei zu sehr ausgedünnt und das eingesparte Geld in Stuttgart 21 versenkt worden.

Da die Politikerin Bärbel Höhn eine 70- bis 80-Stunden-Woche hat, bleibt ihr nicht viel Zeit zur freien Verfügung. Aber das nimmt sie ohne zu klagen hin, weil sie in ihrer Arbeit aufgeht. "Ich habe einen Job, den ich liebe und gerne mache, in dem ich viel lerne und so manche Anregungen erhalte", sagt die 61-Jährige. Wann immer sie die Gelegenheit dazu hat, fährt sie mit dem Fahrrad und hält sich durch Schwimmen fit. Ene besondere Freude bereitet der Oma Bärbel Höhn, ihre beiden Enkelkinder Lenja und Nico aufwachsen zu sehen und Zeit mit ihnen zu verbringen.

(RP)
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