Ein großes Lesevergnügen Brennender See und ein Wolkenbuch

„Der brennene See“ von John von Düffel ist ein spannend erzählter Umweltroman voller Überraschungen. Und er ist auch ein Enthüllungsroman, bei dem keine Figur am Ende so ist, wie sie sich zunächst dem Leser darstellt.

 Ronald Schneider empfiehlt RP-Lesern Spannendes, Unterhaltsames und Lektüre, die zum Denken anregt.

Ronald Schneider empfiehlt RP-Lesern Spannendes, Unterhaltsames und Lektüre, die zum Denken anregt.

Foto: DPA / Wolfgang Weinh‰upl

Der bekannte Schriftsteller und Theater-Dramaturg John von Düffel wurde den RP-Lesern bereits 2014 mit seinen „Wassererzählungen“ vorgestellt. In seinem neuen Roman „Der brennende See“ greift er gleich mehrere aktuelle Themen auf: das Artensterben, den Klimawandel, die „Fridays for Future“-Bewegung und den Generationenkonflikt rund um den Klimawandel.

Im ungewöhnlich heißen und trockenen April des Jahres 2018 kommt Hannah, um die 40 Jahre alt und unverheiratet, nach Jahren zum ersten Mal wieder in ihre Heimatstadt zurück, um die Erbschaft ihres Vaters zu regeln – eines wenig erfolgreichen Schriftstellers und passionierten Schwimmers. Dabei stößt sie auch auf sein letztes Buch, das ausschließlich vergängliche Wolken-Konstellationen beschreibt, und auf das Foto einer ihr ganz unbekannten jungen Frau.

Als Hannah am nächsten Tag an den Baggersee fährt, in dem ihr Vater jeden Morgen seine Runden schwamm und um dessen Erhalt als Biotop ihr Vater in seinen letzten Lebensjahren gekämpft hatte, begegnet sie dem Mädchen auf dem Foto: Es ist Julia, die 16-jährige Tochter ihrer alten Freundin Vivienne, und – wie sich herausstellt – eine enge Vertraute ihres Vaters, vielleicht sogar seine Tochter.

Julia verkörpert in dem Roman die junge, militant für den Umweltschutz kämpfende Generation, die sich von ihren Eltern immer weiter entfremdet. Im Zentrum der Auseinandersetzungen steht dabei der Baggersee, den Julias Freunde als Biotop schützen, ihre Eltern dagegen als schöne Kulisse einer Senioren-Residenz privatisieren wollen und den die Stadt als Mülldeponie umnutzen will.

„Der brennende See“ ist aber nicht nur ein spannend erzählter Umwelt-Roman voller überraschender Wendungen, er ist auch ein Enthüllungsroman, bei dem keine Figur am Ende so ist, wie sie sich zunächst dem Leser darstellt. Ein Lesevergnügen, das zugleich viele Denkanstöße gibt!

John von Düffel: Der brennende See. Roman, Dumont Verlag, Köln 2020

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