Defekte Teile nicht gleich wegwerfen Repair-Café ist gelebte Nachhaltigkeit

Dinslaken · Im Betsaal Bruch werden einmal im Monat defekte Gegenstände und Geräte wieder repariert.

 Markus Koppen (links) und Detlef Krusekopf (rechts) kümmern sich um das Gerät von Franziska Böhmelt von Querbeet.

Markus Koppen (links) und Detlef Krusekopf (rechts) kümmern sich um das Gerät von Franziska Böhmelt von Querbeet.

Foto: Martin Büttner

Am Betsaal Bruch weisen Fahnen und Hinweisschilder den Weg in Richtung Repair-Café. Hier wartet im Cafébereich schon ein gutes halbes Dutzend Besucher darauf, dass ihr Gerät zur Reparatur drankommt. Bei Kaffee und Kuchen kann man sich unterhalten, bis die Helfer, die im eigenen Raum nebenan die Reparaturen durchführen, das jeweilige Gerät auf dem Tisch haben. Im Herzstück des Repair-Cafés, dem Reparaturbereich geht es derweil hoch her. Auf den Tischen findet sich ein Sammelsurium von Werkzeugkisten, Schraubenziehern, einigen Akkuschraubern und ein Lötkolben. Gut ein Dutzend Helfer werkelt hier an den von den Besuchern zur Reparatur vorbeigebrachten Gerätschaften. Meistens ist auch der jeweilige Kunde mit dabei, legt selbst Hand an oder schaut zumindest bei der Reparatur zu. „Wir wollen ein Bewusstsein dafür schaffen, dass nicht alles weggeworfen werden muss, was nicht mehr funktioniert“, erklärt Udo Radmacher, Initiator des Repair-Cafés.

An einem der Tische steht gerade Franziska Böhmelt. vom Projekt „Querbeet“ in Wesel. Das Projekt, das ausrangierte Lebensmittel verwertet, hat ein altes Laminiergerät geschenkt bekommen, das nicht mehr richtig funktioniert und möchte es reparieren lassen. „Bevor wir das wegwerfen, haben wir uns gedacht, wir gehen mal zum Repair-Café“, sagt sie. Sie war schon selbst einmal hier, um etwas anderes reparieren zu lassen und hat damit gute Erfahrungen gemacht. Detlef Krusekopf und Markus Koppen schauen sich das Gerät mal näher an. Schnell steht eine Diagnose fest. „Die obere Heizung ist kaputt“, sagt Detlef Krusemann. „Das Ersatzteil wäre teurer, als sich ein neues Gerät zu kaufen“, erklärt er. Kein Glück für Franziska Böhmelt, die aber den Hinweis mit auf den Weg bekommt, das Gerät zum Recyclinghof zu bringen, wo die einzelnen Komponenten eventuell wiederverwertet werden können.

 Hermann Mölken wird das Scheibenwischgerät, das Jürgen Lehmann zur Reparatur gebracht, zu Hause unter die Lupe nehmen.

Hermann Mölken wird das Scheibenwischgerät, das Jürgen Lehmann zur Reparatur gebracht, zu Hause unter die Lupe nehmen.

Foto: Martin Büttner

Detlef Krusemann und Markus Koppen reparieren hier auf ehrenamtlicher Basis Dinge. „Die Arbeit macht einfach Spaß“, sagt Markus Koppen. „Es macht den Menschen Freude, wenn man etwas für sie reparieren kann“, ergänzt Detlef Krusemann die Motivation für sein Engagement. So geht es auch Hermann Mölleken, der an einem anderen Tisch gerade ein Scheibenwischgerät auseinander gebastelt hat. „Ich mache das gerne und es macht Spaß“, sagt er. Zufällig hatte er vom Repair-Café erfahren und dachte sich, da könne er helfen. „Viele Menschen haben nicht das Geld, um sich Geräte neu zu kaufen oder eine teure Reparatur zu bezahlen“, erklärt Mölleken. Das Gerät, das er gerade zerlegt hat, wird er aber heute nicht mehr weiter bearbeiten. „Das nehme ich mit nach Hause und betreibe Ursachenforschung. Dann muss man sehen, ob es sich reparieren lässt. Meistens sind die Ersatzteile teurer als ein neues Gerät. Es ist von der Industrie so gewollt, dass die Geräte weggeworfen und neu gekauft werden“, sagt er.

Das Wischgerät hat Jürgen Lehmann beim Repair-Café vorbeigebracht. Er hat heute keine Zeit, bei der Reparatur zuzusehen. „Ich komme dann einfach nächsten Monat wieder und hoffe, das man da noch etwas machen kann“, sagt er. Zum Repair-Café ist er gekommen, weil er davon nicht nur in der Zeitung gelesen, sondern auch sonst viel Gutes gehört hat. „Ich kenne einige, die schon hier waren und mir nur Positives berichtet haben“, sagt er. Dass ein Kunde das Gerät zur Reparatur da lässt, ist dabei eher die Ausnahme, denn das Café will ja Hilfe zur Selbsthilfe bieten.

Repariert wird dabei fast alles. „Die Dinge müssen tragbar sein“, sagt Radmacher. Waschmaschinen und Trockner kommen also nicht ins Repair-Café und auch großformatige Fernseher sind grenzwertig. „Ansonsten reparieren wir hier allerdings fast alles.“ Ob es darum geht, einen Stuhl wieder zusammenzuleimen, Elektrogeräte wieder flott zu machen oder Fahrräder zu reparieren: Im Repair-Café kümmern sich die Helfer um alle diese Dinge. Eine große Ausnahme sind Kaffeevollautomaten. „Die müssen regelmäßig zur professionellen Wartung“, sagt Udo Radmacher. „Da braucht man aber auch mehrere Stunden pro Maschine und das können wir hier nicht leisten“, erklärt er. „Allerdings haben Menschen, die sich so einen Kaffeevollautomaten leisten können meistens auch genug Geld, um die Wartung zu zahlen“, sagt er.

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