RP-Sommerinterview mit Dirk Haarmann Reden wir doch mal über Vereinsarbeit

Dinslaken · In unserer Serie sprechen unsere Gesprächspartner über Themen, zu denen sie normalerweise nicht befragt werden. Heute erzählt Voerdes Bürgermeister Dirk Haarmann über seinen Tätigkeit als Vorsitzender des Fördervereins Baudenkmal Kirche Götterswickerhamm.

  Voerdes Bürgermeister Dirk Haarmann

Voerdes Bürgermeister Dirk Haarmann

Foto: MB

Herr Haarmann, Sie haben einen Schlüssel von der evangelischen Kirche Götterswickerhamm. Wie kommt es, dass Sie zu jeder Zeit freien Zugang zu dem Gotteshaus haben?

Haarmann Ich bin schon seit einigen Jahren im Vorstand des Fördervereins Baudenkmal Kirche Götterswickerhamm aktiv und habe im März des vergangenen Jahres den Vorsitz übernommen. In dieser Funktion erhielt ich den Schlüssel, damit ich stets in die Kirche hinein kann, wenn etwas Wichtiges anliegt. Finden in der Kirche Konzerte statt, dann wird beispielsweise am Tag vorher von Vereinsmitgliedern alles aufgebaut.

Die evangelische Kirche des Rheindorfes ist ein kulturhistorisches Kleinod. Wann haben Sie Ihr Herz an diese Kirche verloren?

Haarmann Das war im Rahmen der klassischen Erbfolge. Mein Schwiegervater Hermann Klein wirkte viele Jahre im Vorstand des Fördervereins mit und wollte dann etwas kürzer treten. Er hat mich dann überredet mitzumachen. Ich schnupperte etwas in die Arbeit rein und stellte fest, mit wie viel Herzblut für die Kirche gearbeitet wurde. Für den Verein steht das Kirchengebäude im Vordergrund, aber es gibt natürlich auch eine enge Bindung an die Kirchengemeinde.

Lässt sich die Arbeit als Fördervereinsvorsitzender zeitlich mit Ihrer Tätigkeit als Bürgermeister noch vereinbaren?

Haarmann Es macht Spaß, in diesem Verein zu arbeiten. Der Zeitaufwand ist für mich überschaubar. Dies liegt auch an der guten Zusammenarbeit im Vorstand, denn alle packen mit an, die Arbeit ist gut aufgeteilt, niemand trägt die Lasten allein. Als Beisitzer im Vorstand habe ich frühzeitig einen Einblick in die Tätigkeit des Gremiums bekommen und wusste daher, was mich als Vorsitzender erwartet. Das Team passt zusammen. Ich habe von Bernhard Benninghoff, dem langjährigen Vorsitzenden, ein gut bestelltes Haus übernommen. Eine Grundvoraussetzung für das Ehrenamt ist es, mit Spaß bei der Sache zu sein. Und ich kann sagen, es macht wirklich Spaß, in diesem Team zu arbeiten. Als Vorsitzender bin ich im vergangenen Jahr angetreten, und ich will jetzt nicht als Bürgermeister die Segel streichen, sondern weiterhin für den Förderverein aktiv bleiben.

Verbinden Sie bestimmte persönliche Erlebnisse oder Erinnerungen mit der Schinkelkirche?

Haarmann Ich selbst bin nicht in diese Kirchengemeinde hineingeboren, aber ein Teil der Familie von Seiten meiner Frau ist hier verwurzelt. Als Gemeindemitglied engagiere ich mich gerne für dieses Gotteshaus.

Welche Ziele hat sich der Förderverein gesetzt?

Haarmann Es sind zwei Ziele. Die Sanierung und Unterhaltung des Kirchengebäudes sowie die Durchführung von Kulturveranstaltungen. Als der Verein 1993 gegründet wurde, ging es darum, die baufällige Kirche zu retten. Eine grundlegende Sanierung war damals notwendig. Das hinzubekommen, erwies sich als ein richtiger Kraftakt. Bei den kulturellen Veranstaltungen bemühen wir uns, Abwechslung ins Programm zu bringen, um die Kulturlandschaft in Voerde zu bereichern und unseren Beitrag dazu zu leisten. Die Installation der Himmelsleiter im Jahre 2010 ist ein gutes Beispiel. Damit konnte der Landmarkencharakter der Kirche in Szene gesetzt werden, ohne den religiösen Bezug zu vernachlässigen. Zudem stehen wir anderen Veranstaltern als Kooperationspartner zur Verfügung. Hier denke ich zurück an die ausverkaufte Veranstaltung der VHS mit Margot Käßmann im vergangenen Jahr. Die Kirche wird gern für musikalische Aufführungen genutzt. Alle, die hier aufgetreten sind, loben die außerordentliche Akustik und kommen daher gerne wieder.

Wie sieht es mit der Unterstützung des Fördervereins durch die Bevölkerung aus?

Haarmann Wir haben gegenwärtig um die 80 Mitglieder und nehmen noch gerne neue auf. Der Mindestjahresbeitrag liegt bei 36 Euro. Viele Menschen fühlen sich der Kirchengemeinde verbunden, ohne dem Förderverein beitreten zu wollen. Sie spenden daher immer mal wieder oder bitten zu besonderen Anlässen, wie Geburtstage oder Jubiläen, um Spenden für das Gotteshaus, die sie dann dem Verein übergeben. Zudem verfügen wir über einen festen Stamm von Unternehmen - wie die Sparkasse Dinslaken-Voerde-Hünxe, die Volksbank Rhein-Lippe und die Baugesellschaft Langenfurth -, die uns nach Kräften unterstützen. So stellt Langenfurth Gerätschaften zur Verfügung, wenn beispielsweise mal ein Hubsteiger benötigt wird.

Wie versucht der Förderverein neue Mitglieder zu gewinnen?

Haarmann Bei Hochzeiten und Taufen überreichen wir kleinere Geschenke, um auf den Förderverein Baudenkmal Kirche Götterswickerhamm aufmerksam zu machen. Dies natürlich auch in der Hoffnung, dass die Menschen dem Verein beitreten und seine Arbeit unterstützen. Denn ohne ihn gäbe es die Kirche nicht mehr, dann wäre sie wahrscheinlich eine Bauruine und nicht so schnell saniert worden. Eine Kirche mit knapper werdenden Geldern muss gut wirtschaften. Und sie ist froh über die Unterstützung durch einen Förderverein.

Welches größere Projekt zum Erhalt der Kirche steht als nächstes an?

Haarmann Durch ein Gutachten wissen wir, dass in einigen Jahren das Dach sowie Teile des Dachstuhls erneuert werden müssen. Darauf bereiten wir uns schon jetzt vor und bilden Rücklagen. Alles Geld, das dem Verein zur Verfügung steht, wird sinnvoll in die Kirche investiert, um sie langfristig und nachhaltig zu erhalten.

Geben Sie bitte einen kurzen Einblick in die Historie der Kirche.

Haarmann Die Kirche dürfte um die 1000 Jahre alt sein, die Kirchengemeinde wurde erstmals im Jahre 1193 urkundlich erwähnt. Der Turm stammt aus dem frühen 13. Jahrhundert. Die Kirche, die eng mit der Dorfgeschichte verbunden ist, ist im Laufe der Jahrhunderte mehrfach niedergebrannt und hat unter allen Kriegen gelitten. Nachdem 1811 der Abbruch der alten Kirche verfügt worden war, wurden Pläne für eine neue Kirche entwickelt. An diesen Planungen war der damalige preußische Oberlandesbaudirektor Karl Friedrich Schinkel mit eigenen Entwürfen beteiligt. Ihm verdankt die Kirche, die als ein Zeugnis preußischer Sakralarchitektur gilt, ihren Beinamen Schinkelkirche.

HEINZ SCHILD FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

(RP)
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