RP-Sommerinterview Klaus Becker Reden wir doch mal über den BSV Frohsinn

Dinslaken · In unserer Serie sprechen unsere Gesprächspartner über Themen, zu denen sie normalerweise nicht befragt werden. Heute erzählt der 46-jährige Klaus Becker aus Voerde, Geschäftsführer der Bäckerei Schollin, über seine Begeisterung für den BSV Mehr-Ork-Gest.

Herr Becker, Sie sind langjähriges Mitglied im BSV "Frohsinn" Mehr-Ork-Gest. Welches Amt bekleiden Sie im Verein?

KLaus Becker Ich bin dort Präsident, dieses Amt ist gleichzusetzen mit dem des 1. Vorsitzenden, aber Präsident hört sich doch viel schöner an. Ich sage immer, ich bin Präsident geworden, weil ich der letzte richtige Orker bin. Denn ich bin nicht nur in meinem Elternhaus in Ork aufgewachsen, ich bin dort auch geboren worden und nicht in einem Krankenhaus.

Was ist Ihre Aufgabe als Präsident?

Becker Ich muss den Verein führen und mich natürlich auch um den Nachwuchs kümmern, damit der Verein weiterhin sehr gut bestehen kann. Und das haben wir bislang wirklich gut hinbekommen, denn wir haben immer junge Leute mit einbezogen. Das bedeutet aber auch, dass man für die Jugend attraktiv sein muss. Wir machen vieles für den Nachwuchs, bieten beispielsweise spezielle Veranstaltungen an, und ein Mitglied aus dem Vorstand kümmert sich besonders um die Jugend.

Im Gegensatz zu vielen anderen Vereinen quälen den BSV Frohsinn also keine Nachwuchssorgen?

Becker Der Vorstand und schon mein Vorgänger als Präsident, Josef Hölser, haben immer darauf geachtet, dass die Altersdifferenz der Mitglieder nicht zu groß wird. Wir haben die Nachwuchsarbeit nach und nach aufgebaut. Das zahlt sich jetzt aus. Ein Jugendlicher, der bei uns mitmachen will, sich aber beispielsweise eine neue Schützenjacke für 200 Euro nicht leisten kann, der kann entweder eine gebrauchte im Verein erwerben oder wir stellen ihm eine, die er dann abbezahlt. Wenn ein Jugendlicher am Verein Interesse zeigt, dann muss man ihn packen und unterstützen. Das machen wir, deshalb wachsen unsere Mitgliederzahlen stetig. 2002 hatten wir rund 300 Mitglieder, jetzt sind es schon 375. Wir haben nicht nur viele Mitglieder, bei uns machen auch viele aktiv mit. Beim letzten Schützenfestumzug sind 150 Vereinsmitglieder in Uniform mitgegangen. Der Jüngste war 16 Jahre alt, der Älteste 85. Dazwischen ist wohl so ziemlich jeder Jahrgang vertreten gewesen.

Und der Nachwuchs marschiert eifrig mit?

Becker Ja. Meine Erfahrung ist, dass auch die Jugendlichen durchaus für Disziplin, wie sie im Schützenverein herrscht, zu haben sind. Wer beim Umzug mitmarschiert, trägt Hemd mit Krawatte, schwarze Hose und grüne Jacke. Da läuft keiner in Jeans rum. Unser Offizierskorps kümmert sich um die Disziplin, sorgt beispielsweise dafür, dass beim Umzug die Jacken zugeknöpft sind und niemand aus der Reihe tanzt. Das spielt sich alles in ganz normalem Rahmen ab, denn wir machen natürlich keine Formalausbildung wie bei der Bundeswehr. Ich glaube, das ist auch ein wichtiger Teil des Geheimnisses unseres Erfolges, dass wir Wert auf ein vernünftiges Erscheinungsbild legen.

Welche Bedeutung spielt die Geselligkeit im Verein?

Becker Eine große. Denn, machen wir uns nichts vor, unsere Mitglieder suchen auch Unterhaltung, und Geselligkeit gehört einfach zum Vereinsleben dazu und ist wichtig, um die Mitglieder bei der Stange zu halten. Und das gilt auch für die Jugend. Als Verein muss man ein gutes Schützenfest feiern und eine Kapelle haben, die auch die jungen Leute begeistert. Wir feiern immer im Zelt, denn im Saal kann keine richtige Schützenfeststimmung aufkommen. Es heißt zwar immer, bei den Schützen werde viel getrunken, aber wir haben mit Alkohol kein größeres Problem als andere Vereine. Wo gefeiert wird, da wird getrunken, auch das gehört dazu, solange es sich in einem normalen Rahmen hält.

Wie lange gehören Sie dem BSV "Frohsinn" schon an?

Becker Seit meinem 13 Lebensjahr. Damals habe ich erstmals als Jungbube mitgeschossen. Mit 18 Jahren, das war 1986, marschierte ich das erste Mal in Grün beim Schützenfest mit. Damals habe ich mir auch meine erste Uniform gekauft. Das dafür notwendige Geld verdiente ich mir durch das Pflastern des Hofes des Gasthofes Schänzer.

Was hat Sie damals bewogen, dem Schützenverein beizutreten?

Becker Als gebürtiger Orker braucht man dafür keinen Grund, da tritt man dem BSV "Frohsinn" bei. Mein Opa war im Verein, mein Vater, mein Bruder und meine Freunde auch. Also war es für mich klar, dass ich ebenfalls beitreten werde.

Gibt es in Ihren Reihen noch genügend Mitglieder, die davon träumen, einmal als König auf dem Schützenthron zu sitzen?

Becker Für einen Präsidenten ist es wohl das Schlimmste, wenn es keine Königsanwärter gibt. Da macht man sich dann Gedanken, wie man die Mitglieder motivieren kann, den Vogel runterzuholen. Bislang hatten wir zweimal den Fall, dass es beim Königsschießen nur jeweils einen Anwärter gab. Das ist für alle nicht schön. Um dies zu vermeiden, informieren wir unsere Mitglieder rechtzeitig. Wir klären sie darüber auf, was finanziell auf einen König zukommt. Denn das ist gar nicht so viel. Außerdem wird der Regent durch den Verein und die Mitglieder finanziell unterstützt. So wird für ihn beim Umzug gesammelt. Zudem zahlt die gesamte Truppe auf dem Thron, nicht nur der König. Und so viele Termine sind auch nicht zu absolvieren, so dass sich der zeitliche Aufwand in Grenzen hält. Beim letzten Königsschießen hatten wir zwölf Anwärter. Solch ein Schießwettkampf ist dann auch für die Zuschauer viel schöner, als wenn nur einer schießt. Und derjenige, der sich im Wettbewerb mit mehreren Aspiranten durchsetzt und den Vogel am Ende runterholt, der hat ihn sich dann auch richtig verdient und kann sich wirklich über seine Trophäe freuen.

Wie sieht es im Verein mit den Sportschützen aus?

Becker Die Sportschützen bereiten uns Sorgen. Denn da gibt es ein Loch im Altersbereich zischen 16 und 50 Jahren. Da haben wir kaum Sportschützen. Das liegt daran, dass es viele andere sportliche Alternativen gibt.

Hand aufs Herz. Sind Sie ein guter und treffsicherer Schütze?

Becker Ich bin mehr der Traditionsschütze. Ich bin zwar nicht der Beste, aber auch nicht der Schlechteste, sondern guter Durchschnitt.

Träumen Sie davon, einmal Schützenkönig zu werden?

Becker Ich bin Präsident und habe in dieser Funktion bereits einiges zu sagen. König war ich bislang noch nicht. Doch drei Mal habe ich bereits als Thronherr mit auf dem Thron gesessen, erstmalig 1990 mit 22 Jahren, dann 1999 und 2005. Ich glaube aber, dass ich in naher Zukunft daran arbeiten werde, König zu werden. Natürlich ist es der Traum eines jeden richtigen Schützen, einmal den Regententitel im Wettkampf zu erringen. Das gilt auch für mich.

HEINZ SCHILD FÜHRTE DAS GESPRÄCH

(RP)
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