Dinslaken Politik musste draußen bleiben

Dinslaken · "Ein ungeheuerlicher Vorgang", schimpfte SPD-Fraktionschef Dr. Michael Heidinger vor dem Tor des ehemaligen Schachts in Lohberg. Damit meinte er freilich nicht, die Tatsache, dass die Firma BVS Villages interessiert ist, ein Outlet Center in Lohberg zu bauen. Nein, Heidingers Zorn richtete sich gegen Kämmerer Jörg Dehm und die Vertreter der Montangrundstücksgesellschaft, die die Dinslakener Politik kurzerhand von den Gesprächen mit den beiden Vorstandsmitgliedern des monegassischen Unternehmens ausschlossen.

Was war geschehen: Der Dinslakener Wolfgang Hüning propagiert bekanntlich seit längerem die Ansiedlung eines Outlet Centers, in dem hochwertige Markenware preisgünstig verkauft wird, auf dem Zechengelände. Er wird dabei insbesondere von Dinslakens FDP und dem zwischenzeitlich aus der CDU-Fraktion ausgeschlossenen Vorsitzenden der Dinslakener CDU-Mittelstandsvereinigung, Dr. Klaus Groß, unterstützt.

Im Rathaus begegnet man dieser Idee bislang mit großer Skepsis, hält sie schon aus planungsrechtlichen Gründen für nicht realisierbar und ließ Hüning seinerzeit erst einmal mit dem Hinweis abblitzen, dass man ohnehin erst über ein solches Projekt nachdenken könne, wenn es denn tatsächlich interessierte Investoren gebe. Solche Investoren hat Hüning inzwischen aufgetan.

Alain Van Hulle und Martin J. Winward waren gestern nach Dinslaken gekommen. Die beiden gehören zum Vorstand von BVS Villages, können auf erhebliche Erfahrungen im Outlet-Center-Geschäft verweisen. Das Unternehmen beginnt in der kommenden Wochen mit dem Bau eines Outlet Village in Landquart im schweizerischen Kanton Graubünden, 21 000 Quadratmeter groß, mit 100 Geschäften, Restaurants, Cafés und 1200 Parkplätzen.

Gestern traf man sich zunächst bei Hüning. Der hatte die Politik dazu gebeten. Dabei waren Michael Heidinger, Jutta Frenk von der Unabhängigen Bürgervertretung, Bernd H. Minzenmay und Gerald Schädlich von der FPD sowie Heinrich Mühmert. Klaus Groß war auch da. Und die Presse. CDU-Fraktionschef Heinz Wansing stieß erst später an der Zeche dazu.

Nachdem van Hulle und Winward ihr Unternehmen und ihre Projekte vorgestellt hatten, ging es zum Schacht. Hüning hatte die Montangrundstücksgesellschaft, Eigentümerin des Zechengeländes, gebeten, mit den Investoren zu reden und ihnen das Gelände zu zeigen. Auch die Verwaltung hatte er kurzfristig eingeladen. Kämmerer Jörg Dehm und Planungsamtschef Karl-Heinz Rudorf waren gekommen. Und die beiden reagierten genau wie die MGG-Vertreter überrascht, dass Hüning die Politik und die Presse im Schlepptau hatte.

So sei das nicht vereinbart gewesen. Man sei zu einem Austausch mit den Investoren gekommen und nicht zu einer öffentlichen Veranstaltung. Gern wolle man mit den Investoren sprechen und ihnen das Gelände zeigen, aber nicht im Beisein der Fraktionsvertreter und der Presse. So kam's dann auch. Geredet wurde, aber die Politik blieb draußen, die Presse auch.

Die Politik war darob keineswegs amüsiert. Minzenmay und Schädlich kritisierten den Umgang mit Investoren, die man doch hofieren müsse, statt ihnen Steine in den Weg zu legen. Und Heidinger pochte auf den Standpunkt seiner Fraktion, die schon vor einiger Zeit erklärt hatte, dass geprüft werden müsse, ob ein Outlet Center eine Chance für Dinslaken sei.

Das zumindest wird jetzt auch geschehen, denn trotz des ganzen Hin und Hers zogen sowohl Dehm als auch Hüning ein "positives Fazit" des Gesprächs zwischen Verwaltung, MGG und Investoren.

(RP)
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