Voerde-Spellen Plattdeutsche Abende: Zukunft ist ungewiss

Voerde-Spellen · Auch die 30. Ausgabe des Plattdeutschen Abends in Spellen lockte über 200 Besucher an. Doch wird es dieses Format weiterhin geben können? Die Spieler werden immer älter; an ihnen aber hängt die Zukunft.

 Garanten für gute Unterhaltung beim Plattdeutschen Abend: Marta Kampen (links) und Gerda Lohscheid träumen vom Seniorenheim.

Garanten für gute Unterhaltung beim Plattdeutschen Abend: Marta Kampen (links) und Gerda Lohscheid träumen vom Seniorenheim.

Foto: martin Büttner

Ein bisschen muss man sich das Ambiente vorstellen wie in einem dieser bayerischen Bierzelte, in denen gewisse Politiker Wahlkämpfe beginnen — bloß gediegener. Das Parkett in der Gaststätte Wessel im tiefsten Herzen von Spellen knarzt gewaltig, wenn die Kellner Pils, Alt, Wein und Wasser herantragen. Die Besucher sind eng aneinandergereiht, ihr Blick weist nach vorne, zur Front in Richtung Bühne. Über 200 Spellener haben den Weg hierher gefunden. Der 30. Plattdeutsche Abend ist ein Publikumsmagnet.

Doch wie wird es weitergehen? Geht es überhaupt weiter? Im Laufe des Abends äußerte sich Günther Lehmkuhl, der Vorsitzende der Bürgerinteressengemeinschaft Spellen, kritisch zur Zukunft der Plattdeutschen Abende. Das Format, das seit 1984 besteht, ist in Gefahr. Schuld daran ist der natürliche Alterungsprozess derjenigen, die des Platts mächtig sind und seit Jahren für das Gelingen sorgen. "Wir wissen nicht, wie lange es noch so weiter geht. Viele Mitspieler sind über 70. Das wird nicht einfacher", sagt Lehmkuhl. Aber: "Wir wollen weiterhin in Spellen Anfang des Jahres Veranstaltungen haben." Wie genau diese aussehen sollen, lässt sich nicht mit Gewissheit sagen. An den Aktiven hängt die Zukunft.

Die allermeisten kommen seit Jahr und Tag hierher, es ist ihre "Modersprok", die nur noch hier so zelebriert wird. Doch wer dieser Tage zum ersten Mal den Fuß in Wessels Gaststätte setzt und an einem der drei ausverkauften Plattdeutschen Abende seine helle Freude haben möchte, selbst dem muss nicht bange sein. Mit etwas Zeit gewöhnt man sich an das Spellener Platt, Einheimische helfen auch gern weiter.

Als Gerda Lohscheid und Marta Kampen ihren großen Auftritt kurz vor der Pause haben, sind die Besucher längst tief in die Materie eingetaucht. Eine Wohngemeinschaft haben die beiden über 70-jährigen Damen gegründet, sollen die Besucher glauben. Sie tanzen, lachen, singen, stöbern in alten Schubladen, zoffen sich um das Kochen der Eier und um geklaute Brötchen — bis die Leitung des Seniorenzentrums via Lautsprecher interveniert. Schluss mit lustig! Als die Scheinwerfer ausgehen, ahnt Marta Schlimmes: "Jetzt schalten se uns dat Licht aus."

Die beiden, seit Jahren Garanten für Lacher und gute Unterhaltung, ziehen so manches durch den Kakao. Die Senioren-WG allerdings bleibt ein Traum, der am nächsten Morgen an der Bushaltestelle für Gelächter sorgt.

Mit Gesang von Grundschülern, Tanzeinlagen, unterschiedlichsten Sketchen und kleinen Theaterstücken wird der Abend abwechslungsreich. Dieter Kampen moderiert durchs Programm und achtet darauf, dass kein Akteur um seinen verdienten Applaus gebracht wird. Sie alle bringen die Spellener seit vielen Jahren nun zusammen. Die Frage bleibt, wie oft dies noch möglich sein wird.

(her)
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