Herbst am Niederrhein Worauf man beim Pilze sammeln achten muss

Dinslaken/Niederrhein · Herbstzeit ist Pilzezeit. Nach Monaten der Trockenheit findet man sie auch am Niederrhein, nachdem es an mehreren Tagen geregnet hat. Was ist bei der Pilzsuche zu beachten? Diese zehn Punkte sollte man beherzigen.

Pilz - giftig oder ungiftig? Die unterschiedlichen Pilzarten
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Das sind die unterschiedlichen Pilz-Sorten

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Foto: dpa

Ludwig Quecke (70) kennt sich aus mit Pilzen. Von Beruf her Jurist, betreibt der Dinslakener das Pilze sammeln als Hobby. Angefangen hat es, als er als 20-Jähriger während seines Studiums in einem Münchener Antiquariat ein Buch über das Pilze sammeln entdeckte und für kleines Geld erwarb. Seither hält die Faszination für diese eigene Art von Lebewesen an. Im Gespräch mit unserer Redaktion gibt er Tipps, was man beim Pilze suchen wissen und beachten sollte.

Welches Wetter eignet sich zum Pilze suchen?

„Am meisten Spaß macht es natürlich, wenn die Sonne scheint“, sagt Ludwig Quecke, „aber es sollte in den Tagen zuvor geregnet haben.“ Denn Pilze lieben es feucht. Ist der Boden gut gewässert, wird man an Stellen fündig, an denen zuvor kein Pilz zu entdecken war.

Wie ist man passend gekleidet?

Das hängt natürlich vom Wetter ab. „Achten sollte man auf das Schuhwerk“, rät Quecke. Wasserdichte Wanderschuhe sind geeignet, bei trockenem Wetter reichen auch solide Halbschuhe. In morastigen Gebieten empfehlen sich Gummistiefel.

Welches Gefäß eignet sich zum Pilze sammeln? 

Eine Plastiktüte mag praktisch sein, ist aber ungeeignet. „Darin werden Pilze nur zerdrückt und matschig“, warnt Quecke. Besser eignet sich ein geflochtener Korb, der Luft durchlässt. Ein großflächiger Korb erfüllt seinen Zweck als Sammelgefäß am besten, weil die darin abgelegten Pilze weniger aufeinanderliegen und somit Druckstellen vermieden werden.

Wo darf man überhaupt Pilze sammeln?

In Naturschutzgebieten und Nationalparks ist das Pilze sammeln grundsätzlich verboten. „Erlaubt ist es aber in Landschaftsschutzgebieten“, sagt Quecke. In unter keinem besonderen Schutz stehenden Gebieten ohnehin. In privaten Wäldern darf grundsätzlich auch gesammelt werden. Wälder darf man aber grundsätzlich betreten, sofern sie nicht eingezäunt oder frisch bepflanzt sind.

Wo lohnt es sich, nach Pilzen zu suchen? 

Pilze wachsen allgemein da, wo Bäume stehen: in Parks (Achtung: in öffentlichen Parks ist das Suchen verboten!), Gärten, vor allem aber in Wäldern. „Das liegt an der symbiotischen Lebensgemeinschaft“, weiß Quecke. Manche Pilze spezialisieren sich auf bestimmte Baumarten. Ein Beispiel dafür ist der Fichtensteinpilz. Er bevorzugt Standorte mit älteren Fichtenbeständen und sauren bis neutralen Böden.

In welchen Mengen darf man Pilze sammeln?

Pilze dürfen nur für den Eigenbedarf gesammelt werden, akzeptiert sind in der Regel ein bis zwei Kilo pro Sammler, je nach Kommune beziehungsweise Bundesland. „Alles andere gilt als gewerbliches Sammeln und ist verboten“, warnt Quecke. „Mit Rucksack und drei Körben sollte man sich nicht erwischen lassen.“ Geschützte Pilzarten – worunter zum Beispiel Rotkappen, Morcheln, Pfifferlinge und Steinpilze fallen – sollten entweder gar nicht oder nur in geringen Mengen gesammelt werden.

Wo und welche Arten findet man jetzt am Niederrhein?

Im Hiesfelder Wald, im Holtener Wald, in den Waldgebieten bei Kleve, am Schwarzen Wasser bei Wesel sprießen sie jetzt aus dem Boden: Maronen, Täublinge (auch essbare), Pfifferlinge, aber auch Wiesenchampignons, Nelkenschwindlinge und – relativ häufig – der Riesenschirmpilz. „Was man auch findet, ist der Halimasch – einer der großen Forstschädlinge“, sagt Quecke.

Wie erntet man Pilze richtig?

„Nur zum Verzehr gedachte Pilze, die man sicher bestimmen kann, sollte man sauber mit dem Messer abschneiden“, rät Quecke. Ansonsten sollte man sie vorsichtig aus der Erde herausdrehen. Denn viele Bestimmungsmerkmale sitzen bei einer ganzen Reihe von Arten an der Stielbasis. Ohne die kann auch der Experte den Pilz nicht sicher bestimmen.

Wie geht man auf Nummer sicher, wenn man Pilze zum Verzehr gesammelt hat?

„Auf jeden Fall sollte man seine Funde von jemandem begutachten lassen, der sich auskennt“, sagt Quecke. Kundige Ansprechpartner gibt es beispielsweise bei der Arbeitsgemeinschaft Pilzkunde Niederrhein (APN) in Krefeld, deren Mitglied Quecke ist.

Was gilt es noch zu beachten?

 Steinpilze gehören zu den Pilzen, die man jetzt in den Wäldern am Niederrhein finden kann. Wegen der langen Trockeheit sind sie spät dran.

Steinpilze gehören zu den Pilzen, die man jetzt in den Wäldern am Niederrhein finden kann. Wegen der langen Trockeheit sind sie spät dran.

Foto: dpa/Patrick Pleul

Hilfreich ist es, die Pilze beim Sammeln nach Fundort voneinander getrennt zu halten, indem man sie etwa locker in Alufolie packt. Und nicht jeden Pilz, der grundsätzlich essbar ist, sollte man ernten. „Die überständigen sollte man unbedingt stehen lassen“, unterstreicht Quecke. „Sonst droht eine Lebensmittelvergiftung.“

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