Dinslaken Pfarrer Gerhard Greiner startet neue Lesereihe

Dinslaken · Im Rahmen der Reihe "Rendezvous nach Ladenschluss" trug Pfarrer Greiner in der evangelischen Stadtkirche Kästner-Texte vor.

 Pfarrer Greiner hatte sich zum Start von "Rendezvous nach Ladenschluss" Texte von Erich Kästner ausgesucht.

Pfarrer Greiner hatte sich zum Start von "Rendezvous nach Ladenschluss" Texte von Erich Kästner ausgesucht.

Foto: mb

Sanfte Gitarrenklänge dringen durch die Stadtkirche. Thomas Hecker und Ingo Borgardts, bekannt durch ihre Auftritte mit der Gruppe "Restkultur", stimmen die Besucher mit ihren Instrumenten auf einen Abend mit Erich Kästner ein. Dann beginnt Pfarrer Gerhard Greiner zu lesen. Den Anfang von Kästners Roman "Der 35. Mai oder Konrad reitet in die Südsee" hat sich Greiner als ersten Text für seine Lesung ausgesucht. Dem Titel entsprechend geht es hier ziemlich verrückt zu. "Am 35. Mai muss der Mensch aufs Äußerste gefasst sein", stellt der Erzähler schon zu Anfang des Textes fest. Dazu passen die Abenteuer von Protagonist Konrad und seinem Onkel, dem Apotheker Ringelhuth, ganz vorzüglich.

Das fängt schon mit den außergewöhnlichen kulinarischen Vorlieben des Duos an, die Gerhard Greiner genüsslich vor seinen Zuhörern ausbreitet. "Fleischsalat mit Himbeersaft", kommt da auf den Tisch und sorgt beim Publikum in der Stadtkirche für eine Mixtur aus Belustigung und Ekel. "Wie schmeckt's?" fragt der Onkel in der Geschichte seinen Neffen. "Scheußlich schön", antwortet dieser und darf sich anhören, dass auch der Magen eine Hornhaut gut gebrauchen kann. Schließlich schaut noch das rollschuhlaufende, arbeitslose Zirkuspferd Negro Kaballo bei Konrad und seinem Onkel vorbei. Die nutzen die Ortskenntnisse des sprechenden Artistentieres und begeben sich mit ihm durch einen Schrank auf eine Reise in die Südsee. Viele Lacher beim Publikum für die verrückten Einfälle in der Geschichte und Applaus für Greiners Rezitationskünste.

Die kommen noch einmal zum Einsatz. Allerdings nicht bei einem Text von sondern über Kästner. Und zwar von Marcel Reich-Ranicki, der dem Autoren eine wahre Lobeshymne geschrieben hatte. "Man sollte nicht meinen, dass er so schreiben konnte", kommentiert Greiner den Text des im September verstorbenen Literaturkritikers, bevor er ihn dann zitiert. "Er ist ein Conférencier, der keine Hemmungen hat zu predigen. Und er ist ein Prediger, der gern und stolz die Narrenkappe trägt", schreibt der Kritiker über Kästner und nennt ihn einen "Dichter der kleinen Freiheit".

Nach diesem Ausflug in die theoretische Betrachtung von Kästners Werk, rezitiert Gerhard Greiner zuletzt noch das Gedicht "Lessing" von Erich Kästner. "Das ist eines meiner Lieblingsgedichte", erklärt der Pfarrer.

Das "Rendezvous nach Ladenschluss" endet ebenso, wie es begonnen hat: Mit Gitarrenklängen von Thomas Hecker und Ingo Borgardts. Während Hecker wechselnde Begleitmelodien vorgibt, spielt sein Mitmusiker darüber manchmal ergänzende Noten und oft auch Soli. Nach einer guten Stunde mit Texten und Musik endet so die Lesung mit Musik und es gibt Applaus für die "Drei für Kästner".

(fla)
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