Dinslaken Nur hartes Sparen rettet Euro

Dinslaken · Dinslakener Banker stehen in der Krise zum Euro, raten von einer Rückkehr zur D-Mark energisch ab. Um die europäische Währung zu stärken, appellieren die Geldexperten an die Politiker, endlich gravierend zu sparen.

So funktioniert das Euro-Rettungspaket
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Foto: dapd

Sparkassendirektor Jürgen Stackebrandt bezeichnet sich als einen "geborenen Optimisten". Wenn er also mahnt, jede Geldanlage mit mehr als ein bis zwei Prozent Ertrag berge zurzeit ein immenses Verlustrisiko, dann ist Gefahr im Verzug. Wie Stackebrandt und seine Kollegen von anderen Geldinstituten in Dinslaken die Euro-Krise bewerten, wie sie zur D-Mark stehen und welche Ratschläge sie für Anleger haben, das hat die Rheinische Post gestern erfragt.

Optimismus gut und schön, doch zurzeit kann selbst Stackebrandt nicht anders, als schlimmstenfalls mit einem extremen Einbruch des Euro zu rechnen. Eine langfristig wirkende Rettung macht er von drei Faktoren abhängig: Erstens funktioniere die europäische Währungsunion nicht ohne einheitliche Wirtschaftsordnung, die bis zu den USA reichen müsse.

"Bisher hat doch jeder EU-Staat gemacht, was er wollte", das bittere Resultat sei jetzt zu sehen. Zweitens müssten den Spekulanten die Zocker-Instrumente wie Leerverkäufe und Versicherungen auf Staatsbankrotte weggenommen werden — "das muss verboten werden". Drittens müssten die riskant verschuldeten Staaten endlich rigoros sparen, "gegen Klientelpolitik und ohne den dauernden Blick auf Wahlergebnisse". In puncto Sparen sieht Stackebrandt auch Deutschland vor tiefen Einschnitten.

"Wir werden etliche Privilegien aufgeben müssen, und ich bin zum Beispiel sicher, dass die Mehrwertsteuer steigen wird", sagte der Sparkassen-Vorstand. Eine Rückkehr zur D-Mark hält er für unmöglich, "das würde Riesenverwerfungen erzeugen, die nicht beherrschbar wären". Außerdem litte der deutsche Export darunter.

Helmut Böing, Vorstandsvorsitzender der Volksbank Dinslaken, sagte: "Der Euro ist zu retten, das stelle ich nicht infrage." Die Stabilität der Währung hänge in erster Linie von der Haushaltsdisziplin der EU-Staaten ab. Hätten einige nicht über ihre Verhältnisse gelebt — "auch Deutschland ist kein Musterknabe" —, hätten die Spekulanten keine Angriffsziele. Nach Böings Ansicht müssten die Politiker davon abrücken, mit fadenscheinigen Gründen immer neue Schulden zu rechtfertigen. Stattdessen müsse ernsthaft gespart werden. Spekulanten verteufele er nicht pauschal.

"Aber die persönliche Freiheit hat ihre Grenzen, wo Staaten oder Unternehmen in die Knie gehen." Der Euro müsse auch aus einem Grund stabil bleiben, der über die EU als Wirtschaftszone hinausreicht: "In einem vereinten Europa geht es nicht nur um Geld, sondern auch um Frieden." Der Euro gewährleiste Frieden. Eine Rückkehr zur D-Mark lehnt Böing ab, weil sie Deutschland als Exportnation schade. Anlegern rät er, nicht alles auf eine Karte zu setzen, sondern zu splitten, womöglich auch in Fremdwährungen zu investieren.

Zuversichtlich äußerte sich Gerd Lis, Leiter der Deutschen Bank: "Angst um den Euro habe ich nicht, denn der Euro ist und bleibt stark." Das Euro-Rettungspaket habe die akute Gefahr eines griechischen Bankrotts vorerst abgewendet. Das Risiko, dass andere Nationen wie Spanien und Portugal den Euro in die Tiefe zögen, sei begrenzt.

Commerzbank-Leiter Patrick Emmenegger malt ein dunkleres Bild: "Derzeit spricht wenig dafür, dass der Euro bald wieder zu alter Stärke zurückfindet." Das Rettungspaket habe nur kurz geholfen. Die Inflationsgefahr sei hoch. Die Europäische Zentralbank habe durch den Ankauf von Staatsanleihen ihre Glaubwürdigkeit verloren.

(RP)
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