Andere Technik und mehr Demokratie Neue Ansätze in der Kardiologie in Dinslaken

Dinslaken · Es geht um eine andere Technik für die Herz-Untersuchung und um mehr Demokratie bei Entscheidungen. Wenn es um Wichtiges geht, wird im Ärzteteam abgestimmt. Das laufe gut, die Patienten profitierten davon, heißt es.

 Der leitende Oberarzt Reza Rezwanian und seine Kollegin Katrin Zimmermann-Steinbrink während einer Herzkatheter-Untersuchung.

Der leitende Oberarzt Reza Rezwanian und seine Kollegin Katrin Zimmermann-Steinbrink während einer Herzkatheter-Untersuchung.

Foto: Evangelisches Klinikum Niederrhein

Der Gedanke daran, was bei einer Herzkatheteruntersuchung passiert, ist für viele Menschen ziemlich verstörend. Am Handgelenk oder der Leiste wird ein Einstich zu einer Schlagader vorgenommen. Von dort aus wird ein dünner Kunststoffschlauch durch die Ader bis zum Herzen geschoben. Dabei entstehen Röntgenbilder, die Patienten bleiben bei Bewusstsein. In der Medizin ist das eigentlich keine große Sache.

„Eine Herzkatheterisierung ist ein Routineeingriff – aber trotzdem natürlich für die Patienten eine belastende Situation“, sagt Reza Rezwanian, leitender Oberarzt der Abteilung für Kardiologie am Evangelischen Krankenhaus Dinslaken. Dort hat man Änderungen an der Methode vorgenommen, damit die Patienten sich „so wohl wie möglich fühlen“, so der 56-Jährige.

Gegen eine Einstichstelle an der Leiste habe sich mittlerweile die Punktion am Handgelenk für die Untersuchung durchgesetzt. Reza Rezwanian nimmt den Eingriff aber, wann immer es möglich ist, an der Oberseite der Hand vor: im Bereich zwischen Daumen und Handwurzelknochen. Das klingt nicht nach einer bahnbrechenden Änderung, aber Rezwanian betont: „Das ist für die Patienten noch schonender und eröffnet uns mehr Möglichkeiten.“

Unter anderem sei die Armhaltung der Patienten bei dieser Technik natürlicher und wesentlich bequemer. „Das kann jeder, der möchte, einmal selber ausprobieren“, schlägt der Kardiologe vor. „Wenn Sie dem Arzt – der immer rechts vom Patienten steht – die Unterseite des linken Arms entgegenstrecken, müssen Sie sich ziemlich verrenken. Das macht bei einer Untersuchungsdauer von mehr als einer Stunde keinen Spaß und sorgt für Stress.“ Und eben dieser Stress sei es, den die Ärzte vermeiden wollten.

Das Krankenhaus erklärt außerdem, dass man auch organisatorisch neue Wege gehe. Wichtige Entscheidungen treffe der leitende Oberarzt Rezwanian niemals allein, sondern im Team mit seinen beiden Oberärztinnen Birgit Vaupel und Katrin Zimmermann-Steinbrink. „Bei uns wird abgestimmt“, heißt es: „Das findet man so wahrscheinlich in kaum einer anderen Klinik.“

Diese Art des Umgangs übertrage sich auch auf die Assistenzärzte, das Pflegepersonal und letztendlich auf die Patienten. „Viele sind überrascht, dass es bei uns so locker und ohne strenge Hierarchien zugeht“, sagt Rezwanian. Aber das funktioniere, man fühle sich damit wohl und sei überzeugt, dass die Patienten davon profitieren. Zudem zeige das „demokratische Prinzip“ ganz praktische Vorteile: „Auch wenn ich nicht vor Ort bin, ist die Station durch meine beiden Kolleginnen immer komplett handlungsfähig. Ich muss mir also überhaupt keine Sorgen machen, wenn ich zum Beispiel auf einer Fortbildung oder im Urlaub bin“, so Rezwanian.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort