Auch der neue Roman Thomas Montassers, „Eine himmlische Katastrophe“, ist wieder ein solches modernes Märchen für Erwachsene. Schauplatz des mit scheinbar leichter Hand geschriebenen Romans ist ein abgelegenes Kloster im Burgund, das nur noch von drei älteren Nonnen und einem Kastellan bewohnt wird. Als die eben 20-jährige, ziemlich ausgeflippte und dazu noch reichlich tätowierte Loulou aus einem Pariser Armuts-Vorort per Gerichtsbeschluss gezwungen wird, einige Monate bei ihrer alten Tante im Kloster „abzusitzen“, scheinen zunächst zwei denkbar verschiedene Welten unversöhnlich aufeinander zu prallen.

Doch dann entdeckt Loulou einige überraschende Vorzüge dieses seltsamen Klosterlebens und beginnt sich in den Lebensalltag der Nonnen mit einzubringen. Nach und nach verändert sich dadurch das Leben im Kloster, und aus den vereinsamten Nonnen wird am Ende dank Loulous Organisationsgenie eine erfolgreiche Rock-Band.

„Wunder sind möglich“ lautet der Schlusssatz dieses ebenso turbulenten wie poesievollen Romans, der sich auch als ein Loblied auf die Freundschaft und auf die menschenverbindende Macht der Musik lesen lässt. Bis zum überraschenden Schluss des schmalen Romans wird der Leser mit einer Fülle komischer Situationen und kurioser Geschehnisse konfrontiert, die ihn bestens unterhalten. Besonders effektvoll inszeniert ist dabei das Aufeinander-Prallen der gesetzten Sprache der Nonnen und des schnoddrigen Jugend-Jargon Loulous, woraus sich immer wieder höchst komische Effekte ergeben. Die gelegentliche Nähe zu Kitsch und Klischee unterläuft der routiniert erzählte Roman dabei immer wieder erfolgreich mit Ironie, Witz und Humor.

Thomas Montasser: Ein ganz besonderes Jahr, Suhrkamp Verlag, Frankfurt a. M., 2019