Umweltschützerin fordert zum Handeln auf Vorwurf: Dinslaken schafft Artensterben

Ilona Ziffus von „Extinction Rebellion“ sagt: Die Stadt Dinslaken tut zu wenig für die Umwelt. Und lange werde es die Chance, etwas zu tun, nicht mehr geben. Es würden Fehler gemacht, das könne man sich einfach nicht mehr leisten.

 Ilona Ziffus aus Dinslaken ist seit vielen Jahren im Naturschutz aktiv. Sie hat sich der Gruppe Extinction Rebellion angeschlossen.

Ilona Ziffus aus Dinslaken ist seit vielen Jahren im Naturschutz aktiv. Sie hat sich der Gruppe Extinction Rebellion angeschlossen.

Foto: Zehrfeld

Kommunen können nicht die Welt retten, sagt Ilona Ziffus. Aber sie könnten dazu beitragen, dass das Artensterben immer schlimmer wird – oder sie könnten etwas für die Tier- und Pflanzenwelt tun. Ilona Ziffus, engagiert in der Umweltschutz-Gruppe „Extinction Rebellion“, findet: Dinslaken hat die Zeichen der Zeit nicht erkannt. „Die Priorität liegt nicht auf ökologischen Gesichtspunkten bei den öffentlichen Grünflächen“, wirft sie der Stadt vor. „Die Priorität liegt auf der Wirtschaftlichkeit.“

Grünflächen würden vor allem so angelegt, dass sie pflegeleicht seien. Und später wird bei der Pflege ihrer Erfahrung nach im Zweifel nicht die umweltfreundlichere, sondern die praktischere Lösung gesucht. So würden beim Rückschnitt von Gehölzen große Flächen auf einmal „auf den Stock gesetzt“. Zuletzt zum Beispiel im Bereich der Trabrennbahn oder im Umfeld der Hans-Efing-Halle.

„Auf den Stock setzen“ heißt: Das Unterholz wird in der kalten Jahreszeit rigoros gekappt. „Und es wurden auch etliche große Bäume gefällt, leider auch Blüh-Bäume“, also Insektenfutter, beklagt Ilona Ziffus. Diese Methode des Rückschnitts ist nicht prinzipiell schlecht, die Pflanzen treiben neu aus und wachsen oft dicht und widerstandsfähig nach. Nur: Große Flächen in einem Rutsch so zu behandeln, „das ist ökologisch gesehen völlig unsinnig“, so Ilona Ziffus. Kleintiere hätten mit einem Schlag nirgendwo mehr Unterschlupf. Sinnvoll sei, das auf zwei Schnitt-Saisons zu verteilen. „Das machen sie aus arbeitsökonomischen Gründen nicht. Da müsste man ja zwei mal Leute rausschicken.“

Dinslaken müsste außerdem vorausschauend mehr Bäume pflanzen, weil immer mehr ältere gefällt werden müssten. „Wir haben einen massiven Verlust an blühenden Bäumen in der Stadt“, sagt sie. Baum-Beete müsse man möglichst großzügig bemessen. Und außerdem würden in Dinslaken kleine Bereiche, etwa Verkehrsinseln, nicht bepflanzt, um Aufwand zu sparen.

Gemeinsam mit einem Mitstreiter, Ulf-Christian Unterberg, hat sie sich schon an die Stadt gewandt. Sie hat nicht den Eindruck, dass sie viel Einsicht geweckt haben. Sie schüttelt darüber den Kopf: „Es geht uns nicht um einen Konfrontationskurs, aber doch darum, wachzurütteln“, sagt sie. „Es ist aller-allerhöchste Eisenbahn.“

Die Stadt hält dagegen: „Ökologie hat auch für uns eine hohe Bedeutung. Wirtschaftlichkeit allerdings auch. Wir halten es für deutlich sinnvoller, diese beiden Dimensionen nicht gegeneinander auszuspielen, sondern jeweils im Einzelfall vernünftige Entscheidungen zu treffen“, erklärt Stadt-Sprecher Marcel Sturm. Außerdem habe die Stadt sogar wirtschaftliches Interesse daran, ökologisch vernünftig zu handeln: „Wer die Ökologie und Umwelt vernachlässigt, der produziert damit langfristig sogar Kosten, weil sich ökologische Probleme auch als wirtschaftliche Schäden niederschlagen.“ Beim Rückschnitt von Grün werde durchaus darauf geachtet, dass für die Tierwelt Unterschlupfmöglichkeiten erhalten bleiben, versichert die Stadt. Große Baumscheiben favorisiere man ebenfalls, und überhaupt bemüht sich Dinslaken nach Ansicht der Verwaltung darum, dass es mehr grünt und blüht.

Das Vermeiden von „Kleinstpflegeflächen“ wie Verkehrsinseln verteidigt Sprecher Sturm allerdings. Diese erforderten massiven personellen Aufwand. „An den richtigen Stellen Pflegeaufwand zu sparen und an den richtigen Stellen zu pflegen, das halten wir für ausgewogen“, so Sturm. So habe man etwa am Adelgardweg rund 2000 Sträucher gepflanzt, „anstatt eine pflegeleichte Wiese dort hinzusetzen“.

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