Nach neuen Angriffen auf Schafherden BUND fordert Geld für Schutz vor Wolf

Niederrhein · Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) fordert mehr und schnellere Hilfe für Schäfer, die ihre Herden schützen müssen, und vollständige Entschädigungen für getötete Tiere. Zugleich stellt er sich gegen Abschuss-Forderungen.

 Ein Wolf in einem Gehege – in diesem Fall also ein Tier, das keinem Schaf zu nahe kommt. In freier Wildbahn ist der Wolf kaum vor eine Kamera zu bekommen, für Weidetiere ist er aber eine Gefahr.

Ein Wolf in einem Gehege – in diesem Fall also ein Tier, das keinem Schaf zu nahe kommt. In freier Wildbahn ist der Wolf kaum vor eine Kamera zu bekommen, für Weidetiere ist er aber eine Gefahr.

Foto: dpa/Bernd Thissen

Nach weiteren bestätigten Wolfsrissen und neuen Fällen getöteter Schafe in Hünxe hat sich nun der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) zu Wort gemeldet. „Der letzte Riss bei Schäfer Kurt Opriel setzt neue Fakten, denn bislang galt ein 120-Zentimeter-Elektrozaun als wolfssicher“, teilen Günther Rinke und Angelika Eckel mit, der Vorsitzende der BUND-Kreisgruppe Wesel und seine Stellvertreterin. Die in der Region ansässige Wölfin habe den Zaun wohl übersprungen. Es gab keine Anzeichen dafür, dass sie sich darunter durchgegraben habe.

 Schäfer Kurt Opriel aus Hünxe hatte zuletzt am Freitag ein getötetes Schaf auf seiner Weide am Hoher Wardweg gefunden. Am gleichen Tag bestätigte das Landesumweltamt (Lanuv) nach DNA-Untersuchungen, dass ein früherer Angriff auf eine seiner Herden, bei dem im Juni sechs Schafe getötet wurden, wirklich auf das Konto eines Wolfes ging.

Es sei „dringend geboten, die Ausbreitung des Wolfes endlich mit effektiven Maßnahmen zu begleiten, die das Zusammenleben von Mensch und Wolf ermöglichen und zur Konfliktminimierung beitragen“, fordert Günther Rinke. Zugleich erteilt der BUND den Forderungen nach einem Abschuss eine Absage: „Da wenden wir uns gegen“, macht Rinke auf Anfrage klar. Das wäre erst das allerletzte Mittel für den Fall, dass auch Versuche, das Tier zu „vergrämen“, fehlgeschlagen wären. „Vergrämen“ würde bedeuten: „Erst müsste der Versuch unternommen werden, es so zu beeindrucken, dass es in Zukunft von den Schafen seine Zähne lässt.“

Weder ist das geschehen, noch hätten die Tierhalter genügend Unterstützung beim Aufbau effektiver Schutzmaßnahmen: „Und das ist genau das, was wir fordern“, so Rinke. Nachdem zuletzt sogar ein 1,20 Meter hoher Zaun nicht mehr geholfen hat, stellt die finanzielle Förderung von niedrigeren Zäunen generell infrage. Denn Rinke fürchtet einen Trainingseffekt bei einem Wolf: Setzt das Tier zuerst über einen 90-Zentimeter-Zaun, dann bei nächster Gelegenheit über einen von gut einem Meter Höhe, dann werde er sich vielleicht auch eher an einem 1,20 Meter hohen Zaun versuchen. „Das ist wie bei einem Hochspringer, der trainiert und dessen Latte immer höher gelegt wird.“

 Angelika Eckel unterstreicht zudem die Forderungen von Tierhaltern. Diese bemängelten „aus unserer Sicht zu Recht die bürokratische und langwierige Antragsabwicklung bei den Fördermaßnahmen“. Selbst im Wolfs-Kerngebiet müsse ein Schäfer nach einem Angriff erstmal einen Förderantrag für weiteren Herdenschutz stellen, dessen Bearbeitung wieder Zeit dauere. Größere Betriebe seien zudem von der Deckelung der Fördermaßnahmen betroffen. Sie nennt das Beispiel eines Schäfers aus der Region: „Maik Dünow hatte nach den Angriffen der Wölfin im Winter eine Rechnung für Tierarzt und Tierkadaverbeseitungung von 24.000 Euro zu begleichen. Das ist ein Beitrag, den keine Schäferei mal so eben aus der Portokasse zahlt und auf dem er wohl sitzen bleibt.“

In der Biologischen Station in Wesel habe eine Gruppe mit Vertretern aus Politik, Wissenschaft, Schafzucht und Naturschutzverbänden schon Anfang des Jahres zum Herdenschutz beraten. Eine neue Idee seien „Dreidimensionale Zäune“: Vor dem Elektrozaun werden in unterschiedlicher Höhe und unterschiedlichem Abstand weitere, unter Strom gesetzte Leitungen gespannt. Eine Möglichkeit, die Kurt Opriel jetzt ausprobieren wolle, so Eckel.

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