Voerde/Norderney Nach fast 60 Jahren zurück auf die Insel

Voerde/Norderney · Beinahe sechs Jahrzehnte nach ihrem Schulabschluss wiederholten Schüler der ehemaligen evangelischen Volksschule Friedrichsfeld eine "Klassenfahrt", die sie 1959 in Richtung Norderney unternommen hatten.

 Wattwanderung vor mehr als 50 Jahren

Wattwanderung vor mehr als 50 Jahren

Foto: NN

Wie kommt man eigentlich auf die Idee, eine Klassenfahrt zu wiederholen, die man im Jahr 1959 unternommen hatte? Die Antwort darauf ist für Ernst Heißen sehr einfach. "Unsere Lehrerin Lieselotte Müller hat dafür gesorgt, dass jeder in unsere Klassengemeinschaft einbezogen war, und so haben wir nie den Kontakt zueinander verloren", erklärt der Voerder, der von seinen ehemaligen Klassenkameraden zum "Klassensprecher auf Lebenszeit" gewählt wurde. Nach ihrer Schulzeit gründen die Schüler einen gemeinsamen Kegelclub. "Wir sind dann ein Jahr lang regelmäßig kegeln gegangen, wobei es eigentlich eher darum ging, sich zu treffen und sich zu unterhalten", erzählt Ernst Heißen.

Mit Wegzug einiger Mitschüler und weniger Zeit durch Arbeit und Familienleben erweitert man den Abstand der Treffen. Alle fünf Jahre kommt man nun zusammen. 2012 lädt dann eine der ehemaligen Mitschülerinnen an den Bodensee ein, wo sie mit ihrem Mann ein Restaurant führt. "Also haben wir beschlossen, gemeinsam dorthin zu fahren", berichtet Ernst Heißen. Zwei Jahre später geht es dann zu einem der ehemaligen Klassenkameraden ins Saarland. "Bei unserem letzten Klassentreffen hat dann niemand eingeladen, und so kamen wir zu der Idee, noch einmal nach Norderney zu fahren.

Eine kleine Gruppe der Mitschüler plant die Tour. Mit dem Bus geht es in Richtung der Insel. Man trifft sich zum gemeinsamen Mittag- und Abendessen, unternimmt zusammen einen Bootsausflug auf die Insel Juist und besichtigt auf dem Rückweg bei einem Zwischenstopp in Papenburg die Meyer Werft. Die Rückkehr auf die Insel ist natürlich auch gleichsam eine Reise in die Welt der geteilten Erinnerungen. "Wir haben auch damals eine Bootstour unternommen, die uns sehr gut im Gedächtnis geblieben ist", berichtet Ernst Heißen. "Damals war es sehr windig, so dass 90 Prozent unserer Mitschüler seekrank wurden." Dieses Mal haben die Klassenkameraden mehr Glück: es bleibt windstill und alle bleiben gesund und munter. "An die Wattwanderung, die wir damals unternommen haben, können sich auch noch alle sehr gut erinnern", erzählt Ernst Heißen weiter. Die Schüler haben 1959 nämlich einen besonderen Wattführer bei ihrer Exkursion dabei. "Er startete die Tour mit weißen Turnschuhen und kam mit weißen Turnschuhen zurück, während wir bis zu den Knien voll Schlamm waren", berichtet Heißen.

Doch vor allem erinnern sich die Schüler bei ihren gemeinsamen Treffen während ihrer Rückkehr auf die Insel an die Schulzeit zurück. Besonders an Lehrerin Lieselotte Müller, die seinerzeit nicht nur für den Zusammenhalt der Schüler sorgt, sondern fast alles für sie macht. "Nein, meine Klasse tut das nicht!!", ist zu dieser Zeit der Satz, den man von ihr öfter hört, wenn irgendjemand einen Streich spielt oder sonst wie den Schulalltag stört. "Natürlich haben wir festgestellt, dass es doch oft einer von uns war", erzählt Ernst Heißen. Das Engagement der Lehrerin ist Anfang der 1960er-Jahre vorbildlich und heute kaum noch vorstellbar. "Wenn es Probleme gab oder sie mit den Eltern nicht einer Meinung war, dann machte sie Hausbesuch", erinnert sich Ernst Heißen. "Und als es auf den Schulabschluss zuging, sorgte sie dafür, dass wir alle direkt nach unserem Abschluss entweder eine Lehrstelle hatten oder weitere Bildung bekamen."

Und kaum ist die eine "Klassenfahrt" vorbei, steht auch schon die nächste an. "Im November treffen wir uns wieder und werden beschließen, wohin es beim nächsten Mal geht", sagt Ernst Heißen.

(RP)
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