Schicht im Schacht Und ewig pumpen die Pumpen

Dinslaken · Ewigkeitsaufgabe von Emschergenossenschaft und Lippeverband nach dem Ende des Bergbaus. Ansonsten würde das Revier bald teilweise unter Wasser stehen.

 Das erste – und schönste – Pumpwerk (1914) der Emschergenossenschaft an der Alten Emscher in Duisburg.

Das erste – und schönste – Pumpwerk (1914) der Emschergenossenschaft an der Alten Emscher in Duisburg.

Foto: Emschergenossenschaft

Das Revier hat sich Ende vom Bergbau verabschiedet. Schicht im Schacht für den Kohleabbau in der Region bedeutet aber nicht das Aus für die Pumpwerke an Emscher und Lippe. Als Folge des Bergbaus haben die Wasserwirtschaftsverbände Emschergenossenschaft und Lippeverband die Ewigkeitsaufgabe, das Revier vor dem „Absaufen“ zu bewahren: 344 Pumpwerke entwässern die sogenannten Polderflächen, die in Folge des Kohleabbaus teils um bis zu 25 Meter abgesackt sind. Ihr Anteil macht immerhin fast 40 Prozent der Region aus.

Wasser hat leider die negative Eigenschaft, den Berg nicht hinauf zu fließen. Und wo nichts mehr fließt, hilft nur noch pumpen. Die Anfänge reichen bis zum Jahr 1914 zurück, als die 1899 gegründete Emschergenossenschaft das erste Pumpwerk an der Alten Emscher in Duisburg in Betrieb nahm.

„Unser erstes Pumpwerk ist auch heute noch unser schönstes, mit einer an das römische Pantheon angelehnten Architektur“, sagt Prof. Uli Paetzel, Vorstandsvorsitzender von Emschergenossenschaft und Lippeverband, „seither haben sich jedoch Bauausführung, Größe und Anordnung der Maschinen, Transformatoren und Schaltanlagen konsequent weiterentwickelt.“

Denn eines war von Beginn an klar: Pumpwerke dürfen nicht ausfallen, unbedingte Betriebssicherheit hat höchste Priorität. „Die Anlagen sollten und sollen auch bei stärksten Niederschlägen in der Lage sein, den auftretenden Abfluss anzuheben. Würden sie abgeschaltet, stünden weite Teile unserer Region unter Wasser“, sagt Emanuel Grün, Technischer Vorstand von Emschergenossenschaft und Lippeverband.

Bis heute werden mit 126 Entwässerungs- und 7 Abwasserpumpwerken rund 38 Prozent der Fläche der Emscher-Region entwässert. Die 123 Entwässerungs- und 88 Abwasserpumpwerke des 1926 gegründeten Lippeverbandes legen rund 16 Prozent des Lippe-Einzugsgebietes trocken.

Die Jahr für Jahr aus den Senkungsgebieten in der Emscher- und Lippe-Region gepumpte Wassermenge beträgt insgesamt rund 600 Millionen Kubikmeter. Damit könnte der Essener Baldeneysee 70 Mal gefüllt werden. Mit der jährlich allein in der Emscher-Region geförderten Wassermenge ließe sich der Gasometer in Oberhausen an die 1.000 Mal befüllen. Noch ein Vergleich: Die Anlage in Gelsenkirchen-Horstermark fördert bei maximaler Leistung (etwa 900 Kilowatt) in einer Sekunde 3.600 Liter, was dem Inhalt von 30 Badewannen entspricht. Das leistungsstärkste Pumpwerk des Lippeverbandes steht am Sickingsmühlenbach in Marl. Es entwässert ein rund 8.000 Hektar großes Gebiet. Mit einer installierten Leistung von 3.840 Kilowatt kann das Pumpwerk bei Starkregen bis zu 20.000 Liter pro Sekunde bewältigen.

(RP)
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