Voerde. Möllen hisst eine Woche die Geburtstagsflagge

Voerde. · Feierlichkeiten zum 875-jährigen Bestehen beginnen mit Festakt und Tag der offenen Tür auf Haus Wohnung.

 Musikalisch begleitet wurde der Festakt durch das Streichquartett der Musikschule Voerde. Grußworte sprach Bürgermeister Dirk Haarmann.

Musikalisch begleitet wurde der Festakt durch das Streichquartett der Musikschule Voerde. Grußworte sprach Bürgermeister Dirk Haarmann.

Foto: Heiko Kempken

Die Aufregung, aber auch den Stolz konnten Helmut Schneider und Wilhelm Josten nicht verbergen, als sie die zahlreichen Gäste aus Vereinen, Institutionen, Politik und Verwaltung, darunter auch Ex-Bürgermeister Leonhard Spitzer, begrüßten. "Sie können stolz auf sich sein", sagte Bürgermeister Dirk Haarmann in seiner Begrüßungsrede, er sei beeindruckt und fasziniert, wie die 875 Jahr-Feier Möllens aufgezogen wurde und dies vor allem nur mit ehrenamtlichen Kräften.

Ein beeindruckender Festauftakt in einem faszinierenden hochherrschaftlichem Ambiente - dem Haus Wohnung, einem der ältesten Herrensitze in Voerde. Zwei Jahre Vorbereitungen liegen hinter den beiden Hauptakteuren und ihrem Organisationsteam, zwei Jahre, in denen sich fast alles nur um Möllen drehte, so Helmut Schneider.

Der Dank Schneiders und Jostens gilt allen, die die Vorbereitungen unterstützt haben. "Für uns ist Möllen eine Herzensangelegenheit", versprach Schneider. Und hatte gleich noch eine Bitte an alle Möllener: "Hisst bitte in dieser Woche die Möllener Flagge als äußeres Zeichen, wie stolz wir auf Möllen sind."

875 Jahre Möllen - liegt auch über der Vergangenheit der Schleier des Vergessens, sei die neuere Geschichte des Ortsteils vielen Bürgern noch aus eigener Erfahrung und Lebensgeschichte bekannt, sagte Bürgermeister Haarmann. Er verwies auf die Industrialisierung, auf den Bergbau, die Zuzügler aus der ganzen Welt ins einst so ländlich geprägte Möllen gespült haben, an die sich daraus ergebenen ständigen Bemühungen um ein Zusammenleben der Nationen und Kulturen.

Ein kurzer Rückblick auf Haus Wohnung, das immer irgendwie im Mittelpunkt der Geschichte Möllens stand, durfte an diesem Festabend nicht fehlen. Und so gab Dr. Thomas Becker (Steag) als quasi Hausherr des Schlosses einen kurzen launigen Überblick über die Geschicke des Hauses, dessen Beginn in einer Urkunde vom 31. Juli 1327 bezeugt ist.

Besitzer des Haus Wohnungen waren die adeligen Familien von Wonyngen, von der Kapellen, van Doornick und von Nagel, wobei es sich eigentlich immer um eine Familie handelt, deren neue Besitzer durch Einheirat zu Haus Wohnung kamen. Bis 1937 der Herrensitz ins Eigentum der Thyssener Gas und Wasserwerke überging und heute der Steag gehört.

Wie aus Muhlen Möllen wurde, das erklärte recht munter Pater Dr. Ludger Horstkötter aus der Abtei Hamborn. Denn in deren Urkunden stieß der geschichtsfreudige Pater auf die Erwähnung jenes Landstriches, das sich heute Möllen nennt. Bis Donnerstagabend habe er die alten Akten studiert, irritiert über die Aussage des Heimatfreundes Hermann Klein bezüglich der namensgebenden Mühle.

Er sei immer von einer Balkenmühle, einer am Ufer stehenden Bockwindmühle ausgegangen, nicht von einer Schiffsmühle. Und so habe er alle Unterlagen im neuen Landesarchiv Duisburg gewälzt, dabei einige entdeckt, die in Voerde bislang unbekannt waren - und stieß auf unterschiedliche Deutungsweisen. Welche aber war nun richtig? Akribisch nahm der Gottesmann die Spur auf und siehe da, in einem alten Schriftstück ist die Rede von zwei Ankern und die benötige eine Windmühle an Land nun wirklich nicht, so Pater Ludger.

Also ganz offiziell. Von höchster Stelle - Möllens Name beruht auf einer Schiffsmühle aus dem, ja welchen Jahrhundert nun, das weiß niemand, selbst der Gottesmann nicht. Vor 1139 jedenfalls, denn da hieß Möllen ja bereits Muhlen.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort