Dinslaken Mittendrin im Chaos

Dinslaken · Seit vergangenem Samstag versucht ein Team des Bundesverbandes Rettungshunde mit Sitz in Hünxe in Haiti bei der Bergung von Verschütteten zu helfen. Die Zustände vor Ort sind beängstigend, militärischer Schutz ist nötig.

Retter holen Deutsche aus den Trümmern
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Tag für Tag erschüttern die Bilder aus dem fernen Haiti nach dem heftigen Erdbeben der Stärke sieben die Gemüter. Mit dem Zusammenbruch der gesamten Infrastruktur des Staates auf der Karibikinsel Hispaniola brach auch das Chaos aus. Mittendrin ist seit Samstag auch ein dreiköpfiges Team des Bundesverbandes Rettungshunde (BRH) mit Sitz in Hünxe. Bei der verzweifelten Suche nach Überlebenden erhalten Nicole Feldmann (40), Maik Späth (35) und Susanne Tismer (42) auch Unterstützung aus der Heimat: In Hünxe richtete der BRH ein Lagezentrum ein, um den Einsatzkräften vor Ort einen ständigen Ansprechpartner zu bieten.

Rund um die Uhr im Einsatz

Seitdem haben Udo van der Zee und Thomas Himmeröder nicht viel Schlaf bekommen. "Wir sind eigentlich rund um die Uhr hier, werden nur selten von einem unserer freiwilligen Mitglieder abgelöst", berichtet Himmeröder, der genau wie van der Zee hauptamtlich beim BRH angestellt ist. Über Satelliten-Telefone ist das Duo mit den drei BRH-Mitgliedern auf Haiti verbunden. An mehreren Laptops sammeln Himmeröder und van der Zee Informationen zu den Vorgängen auf dem Inselstaat, außerdem ist parallel die ganze Zeit ein Fernseher eingeschaltet, der einen Nachrichtensender zeigt. "Unser Team hat uns früh berichtet, dass nur wenige Informationen zu ihnen durchdringen. Wir versuchen aber so gut es geht, sie auf dem Laufenden zu halten", erklärt Himmeröder.

Teil des ISAR-Teams

Das BRH-Trio ist ein Teil eines 30-köpfigen Teams der Hilfsorganisation ISAR (Internationale Suche und Rettung) aus Duisburg. Zwar traf die Gruppe bereits am Samstag im Basislager am Flughafen der Hauptstadt Port-au-Prince ein, der erste Einsatz stand aber erst Sonntag an.

Zum einen, da sich die Gruppe erst einmal selbst einrichten musste, um sich versorgen zu können, zum anderen, da die Rettungseinsätze wegen der vielen Gefahren nur bei Tageslicht durchgeführt werden dürfen — und unter militärischem Schutz. Also brechen die Teams, deren Einsätze von der UN koordiniert werden, im Morgengrauen auf — und müssen bereits gegen 15 Uhr die Rückfahrt ins Basislager antreten. "Es ist eigentlich traurig, dass freiwillige Helfer militärischen Schutz benötigen, aber vor Ort regiert aktuell nun einmal das Chaos", ergänzt Himmeröder. Der erste Einsatz des BRH-Teams verlief erfolglos. Keiner der vier eingesetzten belgischen Schäferhunde schlug auf den Ruinen an.

Es gibt aber noch Hoffnung. "Zwar lautet die Faustformel, dass eine Suche in Trümmern nur innerhalb der ersten 72 Stunden nach einem Unglück Sinn macht. Aber wegen des tropischen Klimas nehmen Verschüttete beim Atmen noch Flüssigkeit auf, weshalb sie gute Chancen haben, länger zu überleben", erklärt Himmeröder.

Rückreise am 25. Januar

Gestern folgte für das BRH-Team bereits der letzte Such- und Rettungseinsatz. Spätestens am 25. Januar steht für die Niederrheiner die Rückreise an, bis dahin will das BRH-Trio das ISAR-Team bei der medizinischen Versorgung der Opfer unterstützen.

In Moers haben die Kräfte der Hilfsorganisation ISAR Germany (International Search and Rescue) inzwischen im Feuerwehrgebäude ein Büro bezogen. Dort haben sie das Informations- und Lagezentrum (kurz ILS) eingerichtet. Rund um die Uhr sind mindestens drei ISAR-Mitglieder in der Einsatzleitzentrale, um die Kollegen auf Haiti zu unterstützen. Sie schlafen im Büro auf provisorischen Feldbetten und werden vom benachbarten Krankenhaus mit Lebensmitteln versorgt.Die 30 ISAR-Helfer vom Niederrhein sind dem Sektor der Stadt Carrefour zugeordnet worden. Dort sind rund 220 000 Menschen betroffen. Neben der medizinischen Betreuung war die Gruppe mit Hunden, Ortungsgeräten und Suchkameras im Einsatz.

(RP)
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