Heimat entdecken in Voerde Mit eiserner Hand das Eisen schmieden

Voerde · In seiner Schmiede bringt Lutz Isselhorst Metall in neue Form. Von Hufeisen und Tischgestellen bis hin zu Treppengeländern fertigt er alles an. Und wenn Zeit bleibt, widmet sich der 45-jährige Schmied seinen Kunstprojekten.

 Feuer, Amboss, Muskelkraft: Lutz Isselhorst fertigt in seiner Schmiede, Kunstvolles und Nützliches.

Feuer, Amboss, Muskelkraft: Lutz Isselhorst fertigt in seiner Schmiede, Kunstvolles und Nützliches.

Foto: Martin Büttner

Die Esse brennt, die Funken sprühen, Lutz Isselhorst lässt das Eisen glühen. Nur einige Sekunden hält der Schmied sein Werkstück in die Flammen, bis es leuchtend glüht. Dann wandert es auf den Amboss, ein paar Hammerschläge und es muss zurück ins Feuer, um formbar zu bleiben. So verwandelt sich, in einem langen Prozess, eine Metallstange zu einem mit Blättern verzierten Ast. Aber wie kommt man eigentlich auf die Idee, Schmied zu werden?

"Ich habe als Kind schon gerne handwerklich gearbeitet", erklärt Lutz Isselhorst. "Alles, was ich zum Spielen brauchte, habe ich mir aus Holz geschnitzt." Von Schiffen bis hin zu Ritterschwertern formte der heute 45-Jährige alles aus dem Rohstoff. Und vom Holz kam er dann zum Metall. Denn seine Brüder waren begeisterte Reiter und somit kam auch immer ein Hufschmied vorbei. Schließlich schlossen immer mehr Betriebe, die sich auf das Beschlagen von Pferden verstanden, und so gab es in den Nachbarschaften bald eine Esse, die jeweils dort aufgestellt wurde, wo sie gebraucht wurde. "Da konnte ich dann schon mit Metall rumprobieren", erinnert sich Lutz Isselhorst.

Als es für ihn dann an der Zeit war, eine Lehre anzufangen, war er bereits so vom Schmiedehandwerk begeistert, dass er es unbedingt erlernen wollte. "Es war nicht einfach, eine Lehrstelle zu finden", erklärt er. Denn schon zu dieser Zeit gab es kaum noch Schmiede, wo vorher nahezu jedes Dorf zumindest einen Schmied hatte. Und genau diese Lücke bot Lutz Isselhorst dann später eine Chance: Denn nach wie vor wird geritten, und natürlich werden für die Pferde auch noch immer Hufeisen gebraucht. "Also fing ich an Hufeisen zu schmieden und den Beschlag zu fertigen", erzählt er.

Und schließlich wollte er sich selbstständig machen. Eine befreundete Familie bot ihm an, den alten Schweinestall ihres Hofes zur Schmiede umzugestalten. Gut ein Jahr lang werkelte der gelernte Schmied, bis er den Raum zur eigenen Werkstatt umgestaltet hatte, und machte sich im Januar 1997 selbstständig. "Die Werkzeuge hatte ich schon alle vorher zusammengesammelt, bis bei meinem Eltern kein Platz mehr dafür war", erklärt er. Jetzt hat in der Schmiede "Eiserne Hand" alles seinen Platz gefunden. Den Namen hat die Schmiede von einem der ersten Werkstücke erhalten, die der Kunstschmied anfertigte: Die Türgriffe am Eingang zur Werkstatt haben die Form einer Hand und sind aus Eisen gearbeitet.

Noch immer ist das Herstellen von Hufeisen und der Beschlag ein Großteil der täglichen Arbeit von Lutz Isselhorst. Aber wenn es um Metallgestaltung geht, kann er auch ganz andere Dinge vollbringen. "Wenn man Kunstschmied sein möchte, dann braucht man Ideen und muss kreativ sein", erklärt er. Alleine von der kreativen Seite seines Berufs könnte er allerdings nicht leben. "Ich würde das gerne viel mehr machen, aber dann würde ich ein relativ bescheidenes Künstlerleben führen müssen", erklärt er. Wenn er allerdings künstlerisch tätig wird, dann meist auf imposante Art und Weise.

So ist er derzeit damit beschäftigt, einen Baum aus Metall zusammenzufügen. Als Ausgangsstoff dafür dienen ihm die Überreste von Granaten und Bomben aus dem Zweiten Weltrkrieg, die Landwirte noch heute häufig auf ihren Feldern finden. "Es soll ein Friedensbaum werden, in der Form eines Baumes, wie man ihn auch hier in der Landschaft findet", erklärt der Schmied.

Dazu hat er bereits mehr als 300 Metallsplitter zum Stamm eines Baumes zusammengeschweißt. Neben der Arbeit mit Hammer und Amboss gehört auch das Schweißen und Schleifen von Metall zu seinem Handwerk.

Aus einem alten Ladebolzen hat er bereits einen Ast mit einem Blatt geformt und ein ähnliches soll auch mit einem alten Gewehrlauf passieren. Den Fuß des Baumes ziert ein Helm, den sein Lehrling auf einem Feld gefunden hat. "Solche Sachen mache ich, wenn in der Schmiede nicht viel zu tun ist", erklärt der Schmied.

Ein Kunstwerk, dessen Wert sich kaum beziffern lässt. "Hier in der Schmiede ist alles Handarbeit und die ist teuer", erklärt Lutz Isselhorst. Etwas weniger zeitaufwendig als der Baum aus Granatsplittern sind die Dinge, die der Schmied für seine Kunden herstellt. Einzigartige Treppengeländer aus Metall, Tore nd Fenstergitter, geschmiedete Gardinenstangen und kleine Kunstwerke finden sich im kleinen Ausstellungsraum neben der Schmiede.

"Ich zeichne die Sachen vorher, aber oft müssen die Menschen es anfassen und sehen, um zu verstehen, wie es aussehen wird", erklärt der Voerder Schmied, der in seiner mobilen Werkstatt auch auf verschiedenen Veranstaltungen ist, um sein Handwerk den Menschen näherzubringen.

(fla)
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