NRW-Gesundheitsminister besucht Landarzt in Hünxe „Angesichts dieser Zahlen mussten alle Alarmglocken schrillen“

Hünxe · NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann hat sich in Hünxe einen Eindruck davon verschafft, wie es um die landärztliche Versorgung in der Region bestellt ist. Mediziner Michael Wefelnberg beklagte vor allem in einem Bereich Schwierigkeiten.

 Michael Wefelnberg (l.) empfing NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann in seiner Praxis in Hünxe.

Michael Wefelnberg (l.) empfing NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann in seiner Praxis in Hünxe.

Foto: RP/Tim Hatpers

Die Ärztelandschaft in NRW hat ein Altersproblem. Vor allem auf dem Land ist diese Entwicklung problematisch. 200 pro Jahr ausgebildeten Allgemeinmedizinern stehen knapp 400 gegenüber, die ihre Praxen aus Altersgründen aufgeben. Landesgesundheitsminister Karl-Josef Laumann hat deshalb nach eigenem Bekunden schon zu Beginn der nun bald ablaufenden Legislaturperiode Maßnahmen auf den Weg gebracht. Bei einem Gespräch in Hünxe, an dem neben ihm Mediziner Michael Wefelnberg, Landtagsabgeordnete Charlotte Quik, die CDU-Landtagskandidaten Julia Zupancic und Sascha van Beek sowie Alpens Bürgermeister Thomas Ahls teilnahmen, wollte er sich einen Überblick über die Lage und das Stimmungsbild in der Region verschaffen.

„Ländliche Räume haben es schwerer, junge Ärzte anzuziehen als die großen Städte“, sagte Laumann. Das sei vor dem Hintergrund der ohnehin prekären Lage bei der Ausbildung des allgemeinmedizinischen Nachwuchses besonders problematisch. „In vielen Regionen sind mehr als 50 Prozent der Kassensitzinhaber über 55 Jahre alt. Wenn man sich dann anschaut, dass eine Ausbildung zum Allgemeinmediziner im Durchschnitt acht Jahre dauert, dann müssen die Alarmglocken schrillen.“

Um gegenzusteuern, habe die Landesregierung neue Studienplätze geschaffen und den Stellenwert der Allgemeinmedizin durch die Schaffung entsprechender neuer Professuren an den Hochschulen betont. Außerdem habe er die sogenannte Landarztquote eingeführt – eine Maßnahme für die er deutschlandweit gescholten worden sei. Die aber sei inzwischen „der Renner“. 7,8 Prozent der Medizinstudienplätze in NRW werden seit einiger Zeit an Bewerber vergeben, die sich im Gegenzug verpflichten nach ihrem Abschluss für einen bestimmten Zeitraum als Landarzt zu arbeiten. „Wir verzeichnen da inzwischen zehn Bewerbungen auf einen Platz“, sagte Laumann.

Michael Wefelnberg, CDU-Fraktionschef in Hünxe und Inhaber dreier Arztpraxen, ist ein Befürworter der von Laumann beschriebenen Maßnahmen. „Die Arbeit als Landarzt ist spannend und abwechslungsreich“, sagte er. Allerdings habe auch er inzwischen Probleme bei der Mitarbeitergewinnung festgestellt. „Wir haben in unserem Bereich keine Arbeitslosigkeit. Wir haben inzwischen eine Mitarbeiterlosigkeit.“ Er wünscht sich von den politisch Verantwortlichen neben den vom Minister beschriebenen Maßnahmen vor allem, dass vorhandene Ressourcen besser genutzt werden. „Es kann nicht sein, dass jemand, der in Syrien oder der Ukraine als Arzt oder MTA gearbeitet hat und sein Handwerk versteht, hier Schwierigkeiten bekommt, seinem Beruf nachzugehen.“

Wie schwierig es sein kann, Mediziner für einen Job auf dem Land zu begeistern, wusste Alpens Bürgermeister Thomas Ahls zu berichten. Um einer sich abzeichnenden allgemeinmedizinischen Unterversorgung zu begegnen, habe seine Gemeinde eigens ein neues Ärztehaus gebaut. „Wir haben uns 2010 mit unseren Medizinern zusammengesetzt und die Bedarfe abgefragt. Dass sich eine Gemeinde in die Belange der ärztlichen Versorgung einmischt, war damals eigentlich unüblich“, sagte Ahls. Inzwischen sei das Projekt ein Erfolg. „Heute arbeiten dort vier Ärzte mit drei Kassensitzen.“ Das Engagement von Kommunen sei die Versorgungslage betreffend nicht zu unterschätzen. „Es ist ein großer Baukasten, der Ärzte am Ende davon überzeugt, sich in einer bestimmten Region für lange Zeit zu engagieren.“

Ein Punkt, dem der Landesgesundheitsminister nur zustimmen konnte. „Ich finde es richtig, dass die ärztliche Versorgung inzwischen ein kommunalpolitisches Thema ist“, sagte er, „du kriegst die Ärzte heute nicht mehr in die Dörfer, wenn es keine Immobilien in entsprechender Lage für ihre Praxen gibt.“

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