Voerde Literarisches unter dem Tannenbaum

Voerde · Beim Weihnachtsabend in der Götterswickerhammer Schinkelkirche gab es besinnliche und lustige Geschichten rund um das Fest von Christi Geburt zu hören.

 Die Akteure des literarischen Weihnachtsabends: Ulrike Haibach-Daniel, Oliver Steller und die Gruppe Seytensprung (v.l.).

Die Akteure des literarischen Weihnachtsabends: Ulrike Haibach-Daniel, Oliver Steller und die Gruppe Seytensprung (v.l.).

Foto: Martin Büttner

Beim Weihnachtsabend in der Götterswickerhammer Schinkelkirche gab es besinnliche und lustige Geschichten rund um das Fest von Christi Geburt zu hören.

Gelächter breitet sich in den Reihen der Kirchenbänke aus. Am Pult steht Ulrike Haibach-Daniel und liest dem Publikum in der gut gefüllten Schinkelkirche "Die Kirchengeschichte" von Margret Rettich vor. Die könnte fast in einem Dorf wie Götterswickerhamm spielen. In der Geschichte will der neue Pfarrer den Heiligen Abend im Gotteshaus ganz besonders gestalten. Gottesdienstbesucher und Organist sollen abwechselnd die Strophen eines Liedes intonieren. Natürlich haben nicht alle aufgepasst, wie das genau ablaufen soll. So ist es die Stimme des Pfarrers, die alleine durch die Kirche klingt. "Wir singen immer ein wenig hinter ihm her, so brauchen wir nicht ins Gesangbuch zu schauen", überlegen die Gottesdienstbesucher pragmatisch. Und dann gehen auch noch die Lichter aus, weil der neue Prediger für das Spiel mit der Beleuchtung der Kirche ein unbedarftes Gemeindemitglied eingespannt hat. Ein unterhaltsames Chaos.

Neben Ulrike Haibach-Daniel liest auch Oliver Steller. Der Rezitator zieht allein mit seiner sonoren Märchenonkel-Stimme die Zuschauer in seinen Bann und erzählt und rezitiert derart lebhaft, dass die Gäste in der Schinkelkirche förmlich an seinen Lippen kleben. Da werden nicht nur die Anweisungen von Joachim Ringelnatz zum "Schenken" zu einem Erlebnis, sondern auch eine relativ unspektakuläre Geschichte wie "Die Tannen der heiligen Aurelia", an deren Ende aus zwei kleinen Tannen auf wundersame Weise zwei riesige Bäume geworden sind. Das Publikum wundert sich über das unspektakuläre Ende. Steller schaut von seiner Lesevorlage auf, lächelt und gibt ein langgezogenes "Tja" von sich. Die Zuschauer können sich ein Grinsen nicht verkneifen.

Die beiden Lesenden servieren dem Publikum einen bunten Mix aus literarischen Gaben. Vom Märchen bis zur skurrilen Geschichte, von der klassischen Weihnachtsgeschichte nach dem Evangelium des Lukas bis hin zu kleinen Gedichten. Zwischen den Texten serviert das Trio Seytensprung mit zwei Gitarren und mehrstimmigem Gesang besinnliche Klänge zum Fest. Am Ende rezitiert Oliver Steller das Gedicht "Weihnachten" von Joseph Eichendorff über die sanften Klänge der akustischen Gitarren. Gemeinsam singen die Akteure mit dem Publikum "Stille Nacht, heilige Nacht".

So endet die 14. Ausgabe des literarischen Weihnachtsabends in der Götterswickerhammer Schinkelkirche. Ob es auch die letzte Veranstaltung dieser Art für Ulrike Haibach-Daniel war, wusste die Veranstalterin noch nicht zu sagen. "Das werde ich entscheiden, wenn ich weiß, wie es bei mir weitergeht", sagt die Buchhändlerin. Sie hat nach drei Jahrzehnten ihre Buchhandlung in der Voerder Innenstadt geschlossen.

(RP)
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