Kommentar Die schwierige Entscheidung zur Zukunft der Schulen

Was die Entscheidung über die Zukunft der Dinslakener Schulen so schwierig macht, und warum es auf einen halbgaren Kompromiss hinauslaufen könnte.

Kommentar zu Dinslakens Schulen
Foto: grafik

Zu beneiden sind sie nicht – die Dinslakener Politiker. Sie müssen in der zugegeben ausgesprochen schwierigen Frage zur Zukunft der Dinslakener Schullandschaft unter immensem Zeitdruck eine Entscheidung treffen. Mitleid mit der Politik ist dennoch nicht angebracht. Sie hat sich schließlich selbst in den Schlamassel geritten.

Obwohl seinerzeit kein Zeitdruck bestanden hätte, hat sie sich – angefeuert von einer recht frisch im Amt befindlichen und offensichtlich auf vorzeigbare Erfolge erpichten Schuldezernentin – arg schnell für die Gründung einer Sekundarschule entschieden. Sie hat viele Millionen in die Schule investiert und dann dabei zugesehen, wie diese Schule langsam den Bach herunterging, weil die Politik nicht die Rahmenbedingungen geschaffen hat, die der Sekundarschule eine Chance gegeben hätten. Die hätte sie allenfalls gehabt, wenn gleichzeitig mit ihrer Gründung die Realschule geschlossen worden wäre. So ist die Sekundarschule im Bewusstsein vieler Eltern immer eine Resteschule geblieben, auch wenn die Arbeit, die sie geleistet hat, dafür so gar keinen Anhaltspunkt lieferte. Die Sekundarschule hatte nicht wegen, sondern trotz ihrer – ja anerkannt guten – Arbeit keine Chance. Jetzt ist die Situation da und die Politik muss, weil die Bezirksregierung zweifelsfrei klargestellt hat, dass sie ein weiteres Aussitzen des Problems nicht akzeptieren wird, damit umgehen. Sie muss feststellen, dass sich – einmal abgesehen vom Scheitern der Sekundarschule – die Entscheidungsgrundlagen nicht geändert haben. Dass Dinslakener Eltern mehr Gesamtschulplätze für ihre Kinder wollen, ist seit langem klar, war es im Übrigen auch schon beim Beschluss für die Sekundarschule. Also wird die Politik diese Plätze schaffen. Die große Frage ist nur wo und wie. Die logische Konsequenz scheint die Errichtung einer zweiten Gesamtschule in Hiesfeld zu sein. Doch auch das will gut bedacht sein.

Die entscheidende Frage ist, wie sich sicherstellen lässt, dass die Leistungsfähigkeit der Schüler an zwei nebeneinander agierenden Gesamtschulen so ausgewogen verteilt werden kann, das sichergestellt ist, dass nicht eine von beiden zu einer Gesamtschule zweiter Klasse wird. In der Theorie mag es Verfahren geben, die das möglich machen, in der Praxis lauern einige Fallstricke. Und dann ist da noch die Standortfrage. Die Errichtung einer Gesamtschule in Hiesfeld müsste zwangsläufig zur Folge haben, dass die dortige Realschule in die Gebäude der jetzigen Sekundarschule am Volkspark umzieht. Das dürfte in Hiesfeld mindestens ein mittelschweres Beben auslösen. Das wird die Politik vermeiden wollen. Nicht unwahrscheinlich, dass am Ende der Diskussion über die Zukunft der Dinslakener Schulen die Entscheidung steht, den Schulstandort Hiesfeld zu belassen, wie er ist und den Schulstandort am Volkspark als Dependance der Ernst-Barlach-Gesamtschule zuzuschlagen, um diese so in die Lage zu versetzen, mehr Plätze anzubieten. Das wäre zwar eine Lösung, die die Schule nicht will, die aus Sicht der Politik aber vielleicht den geringsten Widerstand erwarten lässt.

Ich wünsche Ihnen ein angenehmes Wochenende.

Ihre Meinung? Schreiben Sie unserem Autor: joerg.werner @rheinische-post.de

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