Dinslaken Kirchen wünschen Islamunterricht

Dinslaken · Die evangelische und katholische Kirche machen sich für den islamischen Religionsunterricht in deutscher Sprache an den Friedrichsfelder Grundschulen stark. Damit soll so schnell wie möglich begonnen werden. Die Kirchen versprechen sich davon einen wichtigen Beitrag zur Integration.

Heutige Formen, wie muslimische Kinder ihre Religion kennen lernen, finden die katholische und evangelische Kirche in Friedrichsfeld nicht ideal: Unterricht erstens beim Imam in der Moschee und zweitens in abgeschotteten muslimischen Internaten. Stattdessen wollen die Kirchen den Islamunterricht fest in den schulischen Alltag integrieren, wünschen die Einführung an den Friedrichsfelder Grundschulen so schnell wie möglich. Dieses Vorhaben war ein Thema bei einem Gedankenaustausch der Kirchen mit der CDU, in dem es unter anderem auch um die geplante Spielhalle an der B 8 und den Fortbestand der Bücherei ging.

Pluspunkte des islamischen Religionsunterrichts an Grundschulen: Er wird auf Deutsch erteilt, dient also auch der Spracherziehung; und die deutsche Kultur soll dargestellt werden. "Für die Imame ist die deutsche Kultur eine fremde Kultur. Die Kinder müssen aber die Unterschiede zwischen der deutschen und zum Beispiel der türkischen Kultur kennen lernen und zu werten wissen. Das ist für die Integration wichtig", sagte Frank Steenmanns, Vorsitzender des Gemeinderats von Sankt Elisabeth, gestern der Rheinischen Post.

Im Hinblick auf Islamunterricht an Schulen nimmt Nordrhein-Westfalen eine Vorreiterrolle ein. Die rot-grüne Landesregierung hat mit Muslimverbänden im Februar den Weg dafür freigemacht. Die Ausbildung der Lehrer läuft. Geht alles glatt, soll der Unterricht mit dem Schuljahr 2012/2013 beginnen und anschließend nach und nach flächendeckend eingeführt werden. "Eine möglichst zeitnahe Umsetzung in Friedrichsfeld sehen wir positiv. Wir werden daher mit allen Verantwortlichen im Gespräch bleiben", sagte Steenmanns.

In einer Pressemitteilung, die nach dem Gespräch zwischen Kirchen und CDU entstanden ist, heißt es zu dem Thema: Die "Überlegungen hinsichtlich einer künftigen Gestaltung des Grundschulstandortes Friedrichsfeld . . . sind deutlich von der Intention konfessioneller Zusammenarbeit bestimmt, wobei die Kooperation mit den muslimischen Mitbürgern erwünscht ist und angestrebt wird."

Grundschulstandort Friedrichsfeld, das bedeutet aber auch: nachdenken darüber, welche Auswirkungen die erkennbar rückläufigen Schülerzahlen auf die beiden Grundschulen im Ort — Parkschule (Gemeinschaftsgrundschule) und Elisabethschule (katholische Bekenntnisschule) — haben werden. Laut dem Schulentwicklungsplan der Stadt sinken die Schülerzahlen in Friedrichsfeld in den kommenden Jahren so stark, dass ein Grundschulstandort aufgegeben werden könnte. Über diesen Trend haben sich die Kirchen bereits unterhalten, sind Steenmanns zufolge aber noch zu keinem Schluss gelangt. Sie wollen zunächst die Meinung der Eltern erfahren und sich dann positionieren.

Weiteres Gesprächsthema zwischen Kirchen und CDU, neben der allgemeinen Finanzmisere der Stadt: Für die Bücherei in Friedrichsfeld sicherten die Gemeinden erneut ihre Unterstützung zu. Es geht darum, trotz leerer Stadtkasse die Bücherei zu erhalten. Dazu wollen Bürger einen Förderverein gründen und wünschen je einen Vertreter der katholischen und der evangelischen Kirche im Vorstand. "Wir werden uns bemühen, diesen Wunsch zu erfüllen", sagte Gemeinderatschef Frank Steenmanns.

(RP)
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