Serie Ehrenamtliche Im Friedensdorf Kindern im Krankenhaus Trost spenden

Dinslaken · Wenn Kinder im Krankenhaus liegen, ist meistens die ganze Familie um sie herum, um sich um sie zu kümmern. Das ist bei den Kindern, die im Friedensdorf International leben, nicht möglich. Ihre Familien sind meist mehrere Tausend Kilometer weit weg.

 Hildegund Bäcker besucht regelmäßig Friedensdorf-Kinder im Krankenhaus.

Hildegund Bäcker besucht regelmäßig Friedensdorf-Kinder im Krankenhaus.

Foto: Martin Büttner

Denn in den meisten Bereichen des Friedensdorfes haben es die ehrenamtlichen Helfer mit Kindergruppen zu tun, während sich die Helfer in der Krankenhausbetreuung immer um einzelne Kinder kümmern.

Und so führt der Weg von Hildegund Bäcker häufiger mal auf die pädiatrische Station des Sankt-Vinzenz-Hospitals. "Ich wohne ganz in der Nähe, und so ist das für mich kein Problem, dort hinzukommen", sagt sie. Für das Friedensdorf ist die engagierte Dinslakenerin wie ein Sechser im Lotto: Sie kann auch schnell mal nach den Kindern im Krankenhaus schauen, wenn diese sich spontan nicht wohlfühlen und etwas Trost brauchen, was das Personal des Krankenhauses nicht immer leisten kann. Obwohl das Engagement von Ärzten und Pflegepersonal vor Ort die ehrenamtliche Helferin positiv überrascht hat. "Ich weiß, dass im Krankenhaus alle unter Zeitdruck stehen, aber man nimmt sich wirklich sehr viel Zeit für die Kinder", berichtet Hildegund Bäcker.

Dabei zählen Kinder aus dem Friedensdorf, die im Sankt-Vinzenz-Hospital untergebracht sind, eher zu den Notfällen. An anderen Stellen verbringen die Kinder oft Wochen oder Monate am Stück in den Kliniken und freuen sich dann besonders über den Besuch der Krankenhausbetreuer. Manchmal sind aber auch in Dinslaken Kinder unterwegs, die wegen Erkrankungen wie Tuberkulose isoliert werden müssen. "Ich weiß nicht, wie die sich fühlen, wenn sie direkt nach ihrer Ankunft hier isoliert werden. Schön ist das sicher nicht", sagt Hildegund Bäcker.

Schließlich ist das medizinische Personal in solchen Fällen meistens selbst mit Schutzkleidung unterwegs. Die 65-Jährige hat da keine Berührungsängste, kennt sie sich als ehemalige Apothekerin doch einigermaßen aus im medizinischen Bereich.

Es ist oft nicht leicht, beim ersten Kontakt mit den Kindern das Eis zu brechen. "Manche Kinder möchten nicht spielen und dann muss man sich etwas anderes einfallen lassen, um mit ihnen in Kontakt zu kommen", erklärt Hildegund Bäcker. Und natürlich ist auch die sprachliche Verständigung mit den Kindern aus Ländern in Afrika oder Zentralasien nicht immer einfach. Aber irgendwie klappt es dann meistens doch und die 65-Jährige kann mit den Kindern spielen oder auch mal lernen. "Uns ist es wichtig, dass auch die Zeit, die unsere Kinder in Krankenhäusern verbringen müssen, sinnvoll genutzt wird", sagt Maria Tinnefeld, die sich im Friedensdorf um die Öffentlichkeitsarbeit kümmert. "Sinnvoll" muss man dabei allerdings im Kontext sehen, dass die Kinder auch wieder in ihre Herkunftsländer zurückkehren. Lesen und Schreiben lernen oder Rechnen steht daher oft auf dem Programm. "Oft bastelt man mit den Kindern aber auch einfach was", erzählt Hildegund Bäcker. Sie bringt immer eine ganze Tasche voller Beschäftigungsmöglichkeiten mit. "Jedes Kind ist anders", sagt sie.

Auch sie selbst profitiert von ihrem ehrenamtlichen Engagement. "Ich finde die Erfahrung wunderbar, dass man mir hier vertraut - sowohl die Kinder, als auch die Erwachsenen", sagt sie. Dabei sieht sie die Kinder im Krankenhaus für gewöhnlich einmal in der Woche. "Wenn sie gerade neu da sind, gehe ich sie auch zwei oder drei Mal pro Woche besuchen", erzählt die 65-Jährige.

Allerdings ist es auch von Seiten des Friedensdorfs nicht gewollt, dass enge Bindungen zwischen den Kindern und den ehrenamtlichen Helfern entstehen. Denn sonst fällt der Abschied, der früher oder später in jedem Fall ansteht, nur um so schwerer.

Damit hat Hildegund Bäcker aber keine großen Probleme. "Es ist für mich in Ordnung, wenn die Kinder wieder in ihre Heimat zurückkehren. Sie möchten ja auch wieder zu ihren Familien", sagt sie. "Allerdings fragt man sich natürlich schon manchmal, was aus den Kindern geworden ist." Aber da bekommt sie vom Friedensdorf auch Auskunft, wenn die Organisation noch Kontakt zu den Kindern hat.

(fla)
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