Dinslaken „Jugendschutz verschärfen“

Dinslaken · Die Bundesfamilienministerin hat die Idee, Jugendliche als Testkäufer für Alkohol. Zigaretten und Gewaltvideos einzusetzen, vorerst zurückgenommen. Die Diskussion aber geht weiter. Was sagen Dinslakener Jugendexperten?

Am Sonntag erst hatte Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen wegen zunehmend heftiger Kritik ihren Gesetzesentwurf, ausgewählte Jugendliche als Testkäufer für jugendgefährdende Ware einzusetzen, zurückgezogen. Armin Laschet, Familienminister in Nordrhein-Westfalen, will jedoch an dem Vorschlag festhalten und hofft, beim Runden Tisch mit den Kinderschutz-Experten zu einer Lösung zu kommen, das Gesetz doch noch realisieren zu können.

Schwieriger Kompromiss

Christel Rolfs, Vorsitzende des Kinderschutzbundes Dinslaken und Schulleiterin am Otto-Hahn-Gymnasium, ist angesichts der Diskussion um die Testkäufer zwiegespalten. "Einerseits kann es nicht sein, dass Kinder für diese Testkäufe missbraucht werden. Andererseits wüsste ich aber auch nicht, welche andere Möglichkeiten es gäbe, herauszufinden, wo und in welchem Maße Alkohol und Zigaretten an Kinder verkauft werden. Es ist nur sehr schwierig, da einen Kompromiss zu finden." Viel lieber wäre Rolfs aber, der Einzelhandel würde sich flächendeckend an die gesetzlichen Verpflichtungen halten, sich Ausweise zeigen zu lassen und keinen Tabak und Alkohol an Kinder und Jugendliche zu verkaufen. "Dann hätte sich diese ganze Diskussion erledigt. Nur leider sieht die Realität völlig anders aus", bedauert Christel Rolfs.

Klare Position bezieht Jugendamtsleiter Wilhelm Roll. Er kenne zwar die Hintergründe für den Vorstoß von Armin Laschet nicht — im Prinzip sei das aber auch unerheblich. "Es ist egal, ob Frau von der Leyen oder Herr Laschet den Vorschlag vorbringen, denn ich bin strikt dagegen, die Kinder und Jugendlichen für die Überprüfung von Ordnungswidrigkeiten zu missbrauchen", macht Roll deutlich.

Einen ähnlichen Vorstoß auf Landesebene hätte es früher auch schon von der SPD gegeben. Roll: "Und da waren wir genauso dagegen wie heute. Für die Überprüfung dieser Verkäufe sind Ordnungskräfte und keine Kinder zuständig."

Für eine Verschärfung der Gesetze zum Schutze der Jugendlichen plädiert Thomas Groß, Vorsitzender des Jugendhilfeausschuss. Reichlich wenig hält er dagegen von dem Konzept der jugendlichen Testkäufer. "Ich bin dagegen, Jugendliche vorzuschicken und sie als Hilfspolizisten zu missbrauchen", betont Groß.

"Andere Gesetze nachbessern"

Gut sei aber, dass die Diskussionen um den vorerst gescheiterten Gesetzesentwurf nun eventuell dazu führe, andere Gesetze nachzubessern.

"Die Jugendschutzbestimmungen sollten erheblich verschärft werden. Denn momentan haben Polizei und Ordnungsbehörden einfach viel zu wenig Handhabe und Kinder — gerade was Gewaltvideos und pornographische Inhalte angeht — viel zu viele Möglichkeiten, da ungehindert heran zu kommen", findet Groß.

(RP)
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