Voerde Jetzt geht’s um ein sauberes Ende

Voerde · Betriebsversammlung: Bei Xella stellten sich die Manager den Beschäftigten. Vor dem endgültigen Aus müssen nun Interessensausgleich und Sozialplan verhandelt werden. Aber es bleibt dabei: Das Werk Emmelsum gilt bei der Geschäftsführung als überflüssig.

Draußen war Winter wie schon lange nicht mehr, auch drinnen war das Klima unangenehm. Die Xella-Manager Jan Buck-Emden, Geschäftführer Xella International, und Manfred Lampe, Geschäftsführer der Gesellschaft Xella Aircrete Systems, zu der das Werk Emmelsum gehört, erlebten gestern Mittag erstmals hautnah, was ihre Entscheidung, das Werk dichtzumachen, bei den Betroffenen ausgelöst hat. Nach 65 Minuten war die Betriebsversammlung vorbei. Ergebnis: Es bleibt beim Aus, von "sofort", wie Mittwoch verkündet, kann aber noch keine Rede sein.

Verkauf keine Alternative

Erst müssen Interessensausgleich und Sozialplan verhandelt sein. Die Geschäftsführung will so schnell wie möglich das Aus durchziehen, der Betriebsrat überlegt, ob er den Terminvorschlag für nächste Woche akzeptiert. Derweil kamen neue Aufträge über viele Kubikmeter Beton herein. Die müssen noch produziert werden. "Aber die Moral der Belegschaft ist hin", sagte Rolf Himmelberg. Was sonst? Die Mitarbeiter wollten auch wissen, ob das rentable Werk verkauft werden kann. Nein, war die Antwort. Offensichtlich will man keine Konkurrenz, sondern Kapazitäten vom Markt verschwinden lassen.

Wut, Enttäuschung, nackte Angst — die Palette der leidvoll durchlebten Gefühle war groß. Es war kein leichter Gang, den die Manager nach dem unsäglichen Hin und Her der letzten Monate gestern bei der außerordentlichen Betriebsversammlung in der rappelvoll besetzten Werkskantine zu absolvieren hatten. Doch es blieb bemerkenswert sachlich. Einsicht konnten die Manager nicht ernsthaft erwarten. Auch wenn sie die Zusage im Gepäck hatten, möglichst vielen Beschäftigten einen anderen Job bei Xella oder einem Schwesterunternehmen unter dem Dach der Mutter Haniel anzubieten und "alles dafür zu tun, den unvermeidbaren Arbeitsplatzabbau so sozialverträglich wie möglich" hinzukriegen. Nach dem gescheiterten Spitzengespräch am Mittwoch in Düsseldorf will das Management nun die Abwicklung des Werkes mit aller Entschiedenheit und möglichst schnell durchziehen. Noch Dienstagabend kamen Kartons mit persönliche Anschreiben an jeden Beschäftigten ins Werk, die gestern Morgen verteilt wurden.

Darin erläuterte Jan Buck-Emden, Chef von Xella International, den bekannten Standpunkt. Der Top-Manager äußerte in dem Brief wie später in der Betriebsversammlung größtes Bedauern, dass es "keine Alternative zur Schließung gibt". Die Entscheidung sei nicht leicht gefallen. Aber: "Überkapazitäten und über Jahre angehäufte Verluste zwingen zu konsequentem, unternehmerischen Handeln". Er sei überzeugt, so Buck-Emden, dass die Entscheidung, Emmelsum dichtzumachen, "absolut richtig ist". Wann die Produktion steht, hängt jetzt von der Einigung über den Sozialplan ab. Das Ende ist nah'.

(RP)
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