Dinslaken Im Kopf und im Herzen entstehen Bilder

Dinslaken · "Licht-Landschaften" von Hans Christian Rüngeler sind bis 23. April in der Galerie 399 in Lohberg zu sehen.

 Hans Christian Rüngeler inmitten seiner Landschaften in Öl.

Hans Christian Rüngeler inmitten seiner Landschaften in Öl.

Foto: Markus Joosten

Hans Christian Rüngeler bezeichnet sich selbst als Landschaftsmaler. Und dafür brauche er den Blick für das, was andere vielleicht übersehen. Für Zusammenhänge, wie sie in seinen Triptychen das, was als Einzelnes funktioniert, zu einer Gesamtaussage führen, für die kleinen Details, die für seine Farbholzschnitte überraschende und originelle Motive geben und, vor allem, für das, was hinter dem Bild ist. Schaut man auf eine der Landschaften Rüngelers, die seit Freitag in Werner Heukings Lohberger Galerie 399 gezeigt werden, wird der Blick durch eine an Lyonel Feininger erinnernde Prismenbrechung über Ansichten idealer Dörfer oder Meeresbuchten zum Himmel gelenkt: "Wo ich das Auge hinführe, blickt man durch die Wolken in blaue Weite. Da, hinter dem Bild, wohnt für mich der liebe Gott".

Hans Christian Rüngeler, vor 59 Jahren in Paderborn geboren und nach einem Studium an der Düsseldorfer Kunstakademie bei Rolf Crummenauer als freischaffender Künstler in Köln und der Eifel lebend, ist Landschaftsmaler im Sinne seines Vorbildes Caspar David Friedrich. Das Gezeigte ist keine Reproduktion einer "malerischen" Ansicht, kein äußeres Abbild, sondern ein symbolreicher Träger von Ideen. "Wir können Werte entdecken, die verloren scheinen", so Werner Heuking in seiner Einführungsrede auf der Vernissage.

Gegenständlich und doch die Abstrahierung gleichsam als Filter nutzend, auf die Werte hinter den Dingen gerichtet und zugleich in der Wahl seiner Materialien edel. Rüngeler harmonisiert diese Gegensätze mit scheinbarer Leichtigkeit. Das Lichte seiner Farben, die eigentlich nicht mögliche durchscheinende Transparenz seiner Ölmalerei ist ein Effekt, der durch eine Grundierung aus Blattsilber und Blattgold erzielt wird. Auch hier ist wieder eine Nähe zur alten Sakralkunst spürbar. "Reisealtar" nennt Rüngeler das vielleicht faszinierendste Werk in der Lohberger Ausstellung. Ein Klappaltar, dessen vier Flügel eine Vielzahl von Kombinationen erlauben. Geschlossen glaubt man an ein streng formales, abstraktes Werk, aufgeklappt ergeben sich Ansichten einer Mosellandschaft, in der der Nebel zwischen den Hügeln hängt. Rüngeler schließt und öffnet die Seitenflügel, die Landschaft verändert sich ohne erkennbare Brüche: "Ich kann damit Geschichten erzählen". Auch bei diesem "Kunststück" wieder der Blick auf das scheinbar Nebensächliche. Wie er sich am deutlichsten in den Farbholzschnitten äußert. "Zu zwei" heißt eine Serie, in der Rüngeler auch figürlich wird. "You never walk alone" entstand in Liverpool, greift den Text des Liedes auf, das als Fußballfanhymne von dort aus den Weg in viele Stadien fand. Wie im Text türmen sich dunkle Wolken auf. Aber die beiden Figuren am Strand sind nicht allein. Auch hier verweist Rüngeler in seiner Erläuterung auf Gott.

"Im Kopf und im Herzen entstehen Bilder, die zum Treibstoff Ihres Handelns werden können", gab Heuking den Besuchern mit auf den Weg in die Bilderwelten Rüngeler. Die Ausstellung endet am 23. April.

(RP)
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