Auch Beitrag zur Verkehrswende Ohne Führerschein freie Fahrt im Bus

Dinslaken · Die Senioren-Union in Dinslaken hat eine Idee. Menschen, die sich am Steuer nicht mehr sicher fühlen und freiwillig den Führerschein abgeben, sollen dafür einen „Freifahrtschein“ für den Öffentlichen Personennahverkehr bekommen.

 Gisela Weuster, Birgit Pudenz, Hans-Jürgen Woydich, Peter Grafen, Michael Korbmacher, Johanna Bohnes, Horst Hauer und Klaus Blümel (v.l.)

Gisela Weuster, Birgit Pudenz, Hans-Jürgen Woydich, Peter Grafen, Michael Korbmacher, Johanna Bohnes, Horst Hauer und Klaus Blümel (v.l.)

Foto: Zehrfeld

Die Vorstandsmitglieder der Senioren-Union wissen, dass sie mit ihrem Vorstoß ein heißes Eisen anrühren. Diskussionen um die Fahrtüchtigkeit älterer Leute sind für viele, die sich betroffen fühlen, ein rotes Tuch. Und die Vorstellung, auf das Auto verzichten zu müssen, ist für die meisten Leute richtig erschreckend. Aber, so betont die Senioren-Union: Bei ihrer Idee geht es auch nicht ums „Müssen“. Sondern darum, einen Ausgleich zu bekommen für einen Verzicht nach einer Vernunftentscheidung.

Die Grundzüge der Idee: Wer den Führerschein freiwillig abgibt, sollte kostenfrei den Öffentlichen Personennahverkehr nutzen dürfen. Das könnte der Sicherheit dienen, wäre ein Beitrag zur Verkehrswende und besser für die Umwelt. Gelten sollte das „freie Fahren“ in Dinslaken, vielleicht auch in der Umgebung. „Das müsste man noch mit der Stadt aushandeln“, sagt der Vorsitzende der Senioren-Union, Hans-Jürgen Woydich. „Unser Wunsch wäre natürlich: Bis ans Ende der Welt“, ergänzt Mitstreiterin Birgit Pudenz augenzwinkernd. Aber am wichtigsten wäre wohl das Stadtgebiet.

Die Mitglieder der Senioren-Union sind durch Erfahrungen aus dem persönlichen Umfeld auf ihren Vorschlag gekommen. Hans-Jürgen Woydich berichtet von dem Aha-Erlebnis eines Bekannten: „Im letzten Moment hat er den Menschen auf dem Zebrastreifen gesehen. Da hat er sich gesagt: Jetzt ist Schluss, jetzt geb ich den Führerschein ab. Ende mit Auto.“ Es gebe nicht wenige ältere Menschen, die mit Sorge spüren, dass die Augen oder die Reflexe nachlassen, dass sie nicht mehr so beweglich sind oder vielleicht nicht mehr stark genug, um plötzlich in die Eisen zu steigen.

Wobei weder diese Probleme noch das Angebot des „Freifahrtscheins“ auf Senioren beschränkt seien, betonen die Ideengeber: Auch Menschen in jüngeren Jahren könnten zur Zielgruppe gehören.

Sollte eine kostenfreie Nutzung ausgeschlossen sein, dann könnte man hilfsweise auch an vergünstigte Tarife denken. Es gebe viele ältere Leute, die sich noch ein teures Auto leisten, obwohl sie ihre Fahrten aus Unsicherheit ohnehin schon einschränken, sagt Klaus Blümel. „Die benutzen das Auto in einem Umkreis von vielleicht 20 Kilometern“, beschreibt er. „Wenn ich richtig rechne, kann ich da schon mit der Taxe fahren.“ Der Nahverkehr zum Sonderpreis würde sich für diese Betroffenen sicher lohnen.

Allerdings haben nun mal viele Bürger das Gefühl, mit der Fahr­erlaubnis auch persönliche Freiheit aufzugeben. Das gilt gerade für Ältere, die ohnehin mehr Einschränkungen erleben als Jüngere. „Psychologisch ist da eine Schwelle, die überwunden werden muss“, stellt Klaus Blümel fest. Und Mitstreiterin Birgit Pudenz ergänzt: „Die Aufgabe für uns ist, klarzumachen, dass das eine Gabe und ein Geschenk für die Leute ist, die das in Anspruch nehmen wollen. Es geht nicht darum, Druck auszuüben.“

Im Einzelfall werde auch die Wohnlage entscheidend dafür sein, wie so ein Angebot ankomme, mutmaßt man bei der Senioren-Union weiter: „Leute, die in der Stadtmitte wohnen, werden sich damit leichter tun als Leute, die in Oberlohberg wohnen, weil sie die Nahverkehrsanbindung einfach nicht haben“, sagt Michael Korbmacher.

Über eine Reihe von Detailfragen zu ihrem Vorstoß diskutieren die Mitglieder der Senioren-Union selbst noch. Etwa darüber, ob Leute nur auf die Fahrerlaubnis verzichten sollten, um die Leistung in Anspruch zu nehmen, oder ob es dazu gehören sollte, dass sie auch das eigene Auto abschaffen. Damit wären auf Dauer vielleicht insgesamt weniger Fahrzeuge auf Straßen und Parkflächen.

Man stecke eben noch in den Überlegungen: „Die Idee ist ganz frisch“, sagt Hans-Jürgen Woydich. Deshalb wünschen sich die Mitglieder der Senioren-Union jetzt, dass möglichst viele Menschen ihre Meinung dazu einbringen – Zustimmung, Ablehnung, Verbesserungsvorschläge, Ergänzungen.

Wenn sich dabei ein Stimmungsbild herauskristallisiert, wolle man sich mit der Stadtverwaltung darüber auseinandersetzen, welche Wünsche aus deren Sicht überhaupt praktisch umsetzbar wären. Und dann wollen die Vertreter der Senioren-Union ihren Vorschlag in der Fraktionssitzung der CDU besprechen.

Wer zu der Diskussion etwas beitragen will, ist eingeladen, sich bei der Senioren-Union zu melden: In der Geschäftsstelle der CDU in Dnslaken, Gartenstraße 41, E-Mail kontakt@cdu-dinslaken.de, Telefon 02064 2215. Es gibt einen Anrufbeantworter. Anrufer sollten ihren Namen und das Thema nennen und ihre Telefonnummer hinterlassen.

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