Analyse "Ich sehe mich nicht als Politiker"

Hünxe · Markus Kempmann wollte eigentlich nie Steuerberater werden. Nach seiner Ausbildung zum Industriekaufmann hatte er jedoch plötzlich die Idee, an der Essener Hochschule für Ökonomie und Management Betriebswirtschaft zu studieren. Seit fünf Jahren ist er nun selbstständig. Von seinem Büro in Bucholtwelmen aus berät er vor allem kleine und mittelständische Unternehmen in Steuerfragen. Eigentlich wollte der 36-Jährige auch nie in die Politik gehen. Doch dann gab es in Hünxe plötzlich eine neue Wählergemeinschaft - die Engagierten Bürger Hünxe (EBH). Für die sitzt er nun im Rat.

 Markus Kempmann sitzt für die EBH im Hünxer Rat. "Die Gemeindefinanzen sind ganz mein Ding", sagt er.

Markus Kempmann sitzt für die EBH im Hünxer Rat. "Die Gemeindefinanzen sind ganz mein Ding", sagt er.

Foto: Martin Büttner

Markus Kempmann war schon immer ein politischer Mensch, der sich gern an Diskussionen beteiligt hat. Er schätzt sachliche Auseinandersetzungen, mag es, schlüssig zu begründen, warum er für oder gegen etwas ist. Parteipolitik mag er nicht. Die Programme der großen Parteien würden sich kaum voneinander unterscheiden, sagt er. Die Kommunalpolitik hat ihn bislang kaum interessiert.

Das änderte sich im vergangenen Herbst. Plötzlich mehrten sich die Anfragen, ob er nicht doch aktiv mitmachen wolle - bei der EBH zum Beispiel. Der gebürtige Weseler, der am Dinslakener Theodor-Heuss-Gymnasium sein Abitur gemacht hat, war neugierig genug, um nicht gleich abzulehnen. Hans Nover, ehemaliges CDU-Ratsmitglied, hatte bei der Wählergemeinschaft angeheuert und sprach ihn an. Auch Ralf Lange, jetziger Fraktionschef der EBH, sah in Kempmann einen potenziellen Mitstreiter. Es folgten erste Treffen, intensive Gespräche und die Erkenntnis, dass es "erstaunliche Übereinstimmungen" gab, berichtet Kempmann.

Die Motivation wuchs, auch das Interesse an der Kommunalpolitik. Markus Kempmann besuchte Ausschusssitzungen, verfolgte die Diskussion um Steuererhöhungen, Haushaltsicherungskonzept und war plötzlich mittendrin, das Wahlprogramm der EBH zu erörtern. Lange Diskussion hat es gegeben. "Ich konnte mich einbringen, meine Vorschläge wurden ernst genommen." Von da bis zur Kandidatur war es nur noch ein kleiner Schritt.

Mit der Vorstellung, als Wahlkämpfer auf dem Marktplatz um Stimmen zu werben, konnte sich Kempmann nicht anfreunden. "Ich habe lange mit mir gerungen", sagt er. "Dann bin ich von Tür zu Tür gegangen, habe mich vorgestellt, und stieß auf viele interessierte Bürger. Das hätte ich so nicht erwartet. Ich war positiv überrascht." Nicht minder überrascht war der Jungpolitiker von dem guten Abschneiden der EBH bei der Kommunalwahl am 25. Mai. Markus Kempmann stand auf Platz drei der Reserveliste. Das reichte. Die künftige politische Arbeit des Ratsneulings, der die EBH auch im Haupt- und Finanzausschuss sowie im Planungsausschuss vertritt, wird viel mit Zahlen zu tun haben. "Die Gemeindefinanzen sind mein Ding", sagt Markus Kempmann. Als nächstes will er sich ins Haushaltssicherungskonzept einarbeiten. "Ich will es verstehen, das ist nötig, wenn ich es den Bürgern näher bringen will." Das Stichwort Transparenz fällt. Die Distanz zwischen Bürgern und Politik ist noch immer zu groß, glaubt Markus Kempmann. "Ich sehe mich noch immer nicht als Politiker, sondern als Bürger, der sich einbringt." Zu den wichtigsten der Themen in Hünxe zählt für den 36-Jährigen nicht die Biogasanlage. Ihm geht es darum, dass die Gemeinde finanziell die Kurve kriegt und sich nicht länger Sparzwängen unterwerfen muss. "Wir müssen handlungsfähig bleiben und unseren Kindern mehr hinterlassen als Schulden."

(RP)
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