„Das ist kein Spaß, und es ist auch keine Panikmache“ Hospital rechnet mit Patientenwelle, Institutionen reagieren

Dinslaken · Die Zahl der nachgewiesenen Infektionen mit dem Coronavirus im Kreis Wesel lag am Mittwoch um 12 Uhr bei 152. Am Dienstag gab es zu dieser Zeit 126 bestätigte Fälle. Die Krankenhäuser erwarten, dass die ersten ernsten Fälle bald zu ihnen kommen werden, und, dass diese rasch mehr werden könnten.

 Security vor der Tür des Krankenhauses, ein Verbotsschild hält Besucher fern.

Security vor der Tür des Krankenhauses, ein Verbotsschild hält Besucher fern.

Foto: Matthias Ruß

„Wir bereiten uns auf eine Welle vor, die sehr wahrscheinlich kommen wird“, sagt Matthias Ruß, Sprecher des Dinslakener St.-Vinzenz-Hospitals. Und das sei eine Einschätzung „ohne zu dramatisieren“, betont er.

Der Ausnahmezustand herrscht jetzt schon im Krankenhausbetrieb. Besuche sind verboten, viele Bereiche sind menschenleer, vor der Tür steht Security. „Das ist auch notwendig“, sagt Ruß: Viele Menschen hätten Verständnis für das Zutrittsverbot, manche aber auch nicht. Bereiche, die für Corona-Patienten vorgesehen sind, werden mit Schleusen abgeteilt. Mitarbeitern werden keine Urlaubsanträge mehr bewilligt. Die Zahl der Intensivbetten ist aufgestockt worden. Es gibt jetzt im Vinzenz-Hospital zwölf Stück und ein Reservebett. „Alle nicht notwendigen Operationen werden verschoben“, sagt Ruß. Zur Zeit gebe es noch genügend Schutzkleidung.

„Das ist kein Spaß, und es ist auch keine Panikmache“, ordnet Matthias Ruß. Man stütze sich auf die Entwicklung der Fallzahlen, die Angaben des Robert-Koch-Instituts, die Erfahrungen mit der Entwicklung in anderen Ländern und Absprachen mit dem Gesundheitsamt.

Dringend appelliert er an alle Bürger, die auf irgendeine Weise mit dem Krankenhaus in Kontakt kommen, „den gesunden Menschenverstand einzusetzen und Rücksicht zu nehmen“. Vor allem sollten sie bei Verdacht auf eine Erkrankung nicht ins Krankenhaus kommen, sondern sich telefonisch beim Hausarzt oder über die Hotline des Gesundheitsamtes beim Kreis Wesel melden.

Für Tests auf mögliche Infektionen werden unterdessen Anlaufstellen geschaffen. In Dinslaken soll am Donnerstag ein Diagnosezentrum auf dem Areal der Trabrennbahn an den Start gehen. Die Stadt Duisburg will zudem eines in Walsum einrichten. Es gibt bereits eines im Duisburger Süden, das somit entlastet werden soll. Für alle Testzentren gilt: Niemand kann dort einfach hinkommen, die Patienten werden grundsätzlich vom Hausarzt dorthin verwiesen.

Institutionen, die einfach funktionieren müssen, wie Polizei, Feuerwehr oder auch Stadtwerke, haben Maßnahmen ergriffen. Die Polizei im Kreis Wesel bittet Bürger, auf persönliche Vorsprache zu verzichten, wenn es möglich ist. Die Leute sollten zum Beispiel Anzeigen online von zu Hause aus erstatten. „Damit ersparen Sie sich und uns den persönlichen Kontakt“, heißt es. „Sollten Sie Zweifel haben, ob ein persönlicher Austausch wichtig ist oder nicht, so rufen Sie uns an.“ Vor allem sieht man die Einsatzkräfte im Streifendienst gefährdet. „Das sind die, die direkt am Kunden arbeiten“, erklärt Sprecherin Andrea Margraf.

Die Dinslakener Feuerwehr organisiert ihre Personalwechsel derzeit so, dass bei der morgendlichen Dienstübergabe keine Vermischung zwischen den Kräften der Schichten stattfindet, berichtet der Leiter Udo Walbrodt. Feuer- und Rettungswache und alle Gerätehäuser der Löschzüge sind für die Öffentlichkeit tabu. Für alle ehrenamtlichen Wehrleute wurde der Übungsdienst ausgesetzt. Die Mitglieder treffen sich nur noch zu „zwingend dienstlichen Erfordernissen“, so Udo Walbrodt.

Die Dinslakener Stadtwerke haben ein spezielles Schichtsystem für ihre Mitarbeiter beim Entstörungsdienst entwickelt. Wenn Angestellte von Quarantänemaßnahmen betroffen sein sollten, soll das für einen reibungslosen Ablauf sorgen.

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