Dinslaken Holocaust-Gedenken: Respekt und Verständigung

Dinslaken · Friedensdorf-Leiter Thomas Jacobs sieht, dass schon unter Kindern ein Verständnis für Versöhnung wächst.

"Ich wünsche mir, dass alle Menschen anderen Glaubens hier in Frieden leben können." Diesen Satz hefteten Dinslakener Jugendliche vor knapp drei Monaten in der Niederrhein-Stadt auf eine Tafel. Im Stadtpark erinnerten sie so an Pogrome und die Vertreibung von 46 Menschen 1938, darunter 32 Kinder des Dinslakener jüdischen Waisenhauses. Dessen Ende besiegelten damals der NS-Staatsterror und die SS. Aktuell erinnert Friedensdorf-Leiter Thomas Jacobs - ergänzt durch die Schüler-Äußerungen - an Holocaust-Opfer und den Tag der Befreiung von Auschwitz am 27.

Januar 1945. "In Dinslaken, Oberhausen und anderswo ist der Tag des Internationalen Gedenkens an die Opfer des Holocausts bis heute eine bleibende Mahnung zum Respekt vor der Würde von Menschen und ihrem Leben." Trotz vieler solcher Appelle missachteten oder übergingen aber Machthaber und Verantwortliche aufgrund anderer Interessen menschliche Wünsche nach Frieden, Sicherheit und Identität. Die Jüdische Gemeinde Duisburg - Mülheim/Ruhr - Oberhausen hat Ende 2017, weil sie Gewalt fürchteten, erstmals von der öffentlichen Feier ihres Chanukka-Lichterfestes abgesehen.

Ein umso positiveres Zeichen dafür sei, dass die Duisburger Jüdische Gemeinde sich in diesen Tagen über die Ankunft von Tora-Schriftrollen am Innenhafen freuen kann. "Dass verschiedene Religionen und Kulturen bei uns angekommen sind, zeigt auch in Düsseldorf der Rosenmontagszug," sagt Jacobs. Erstmals gebe es dabei einen Wagen mit Heinrich Heine, der eine Kippa trägt. Solche Zeichen der bürgerschaftlichen Verwurzelung von Religionen und Kulturen in Deutschland "motivieren uns", so Jacobs.

"Im Sinn von Respekt und Menschlichkeit werden wir selbstverliebtem oder strategischem Machtdenken von Politikern zwischen Washington, Budapest und Pjöngjang entgegentreten." Friedensdorf verwirkliche das mit seinem Einsatz für Gesundheit und gegenseitige Verständigung von Kindern aus aktuell zehn Nationen. Für Werte wie Versöhnung und Verständigung zwischen den Völkern hätten auch die Dinslakener Schüler positiv mobilisiert. "Europa muss heute mehr denn je für demokratische Ideale stehen und diese neu beleben.

" Was zählt, sagt Jacobs mit Bezug auf weitere Schüler-Einträge an der Tafel, seien "Frieden, keine Kriege" und "Respekt vor anderen".

(RP)
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